Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Risse im Stamm: Stadt baut Maibaum ab
Trockenheit Gersthofen zieht aus Sicherheitsgründen die Notbremse
Gersthofen Böse Überraschung für viele Gersthofer: Der lieb gewonnene Maibaum am Rathausplatz ist am Dienstagmorgen aus Sicherheitsgründen abgebaut worden. Er ist quasi das erste „Hitzeopfer“im Augsburger Land. Bei einer Routinekontrolle waren in dem mehr als 30 Meter langen Stamm Trocknungsrisse festgestellt worden, die sich verbreiterten. Hinzu kam die Gefahr durch Gewitterböen, die bei der derzeitigen Wetterlage immer wieder gegeben ist.
Deshalb entschloss sich die Stadtverwaltung aus Sicherheitsgründen, den 2016 aufgestellten Baum vorzeitig abzubauen. Er hätte ursprünglich bis zum Herbst stehen sollen.
Einmal im Jahr wird der Zustand des Maibaums kurz vor den Maifeierlichkeiten von einem Sachverständigen für Holz untersucht. „Das ist schon aus versicherungsrechtlichen Grünen notwendig“, erklärt Dagmar Walter von der Gersthofer Stadtverwaltung. Heuer kamen die tiefen und breiten Risse zum Vorschein. Ob das trockene Wetter der letzten Wochen für den Schaden verantwortlich ist, sei noch unklar. „Weil sie genau im unteren Bereich des Stamms liegen, der bei Wind und Sturm den größten Belastungen ausgesetzt ist, mussten wir handeln.“Zudem ziehen sich die Risse über gut die Hälfte der Baumlänge. Der Baumstamm muss vor allem in der unteren Hälfte den Druck aushalten, der entsteht, wenn der obere Teil des Maibaums durch Windböen gebeugt wird oder ins Schwingen gerät.
Eine weitere Widerstandsfläche für Sturm und damit noch größeren Druck auf den Stamm bieten die vielen Vereinsabzeichen, mit denen der Gersthofer Maibaum traditionsgemäß fast über die gesamte Länge geschmückt ist.
Schon gleich nach der Begutachtung wurde zur Stabilisierung des Frühlingssymbols ein Sicherungsring am Stamm angebracht, damit der Baum stabilisiert wurde und die Maifeierlichkeiten an seinem Fuß auf dem kleinen Rathausplatz abgehalten werden konnten. „Doch es war klar, dass er danach so schnell wie möglich umgelegt werden muss“, sagt Dagmar Walter.
Erstaunt waren die Sachverständigen über den Umstand, dass der Maibaum außer den Rissen keine weiteren Schäden aufwies. So seien beispielsweise keinerlei Pilze oder Fäulnis festgestellt worden. In der Regel steht ein Maibaum in Gersthofen drei bis vier Jahre lang, bevor er wieder umgelegt wird. Es ist das erste Mal, dass ein Stamm auf dem kleinen Rathausplatz vorzeitig umgelegt werden musste. Warum die Höchst-Aufstellzeit vier Jahre beträgt, erklärt Dagmar Walter mit versicherungsrechtlichen Vorschriften. „Nach vier Jahren muss man einen offiziell bestellten MaibaumGutachter engagieren.“Denn in der Regel beginnen die Bäume nach vier bis fünf Jahren instabil zu werden.
„Und in Bayern gibt es insgesamt zwei offiziell bestellte Gutachter für Tausende von Maibäumen – da einen Termin zu bekommen wäre uferlos.“Zudem stünden die Kosten in keinem Verhältnis zum Nutzen.
Traditionsgemäß werden die neuen Maibäume von Bürgern aus Gersthofen und Umgebung gespendet. Sind sie beim Aufstellort, dem kleinen Rathausplatz angekommen, werden sie von Mitgliedern der Gersthofer Naturfreunde geschält und geschmückt. Und bei der Maibaumfeier beteiligen sich neben dem Heimat- und Volkstrachtenverein auch die Gersthofer Musikvereine – und auch Kindergartenkinder treten regelmäßig auf.
Im kommenden Frühjahr wird es nun ein neues Frühlingssymbol geben. Ein Maibaum als Aluminium, wie ihn eine in Gersthofen ansässige Firma für Fahnen- und Werbemasten im Sortiment hat, und der über Jahrzehnte hinweg stehen könnte, kommt für Bürgermeister Michael Wörle allerdings nicht infrage. Die Stadt wolle nicht mit der lang gehegten Tradition brechen, so seine Auskunft.