Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was bedeutet eigentlich regional?

Susanne Brückner erklärt, welche Vorteile regionales Einkaufen für sie hat und worauf sie dabei achtet

- VON SUSANNE BRÜCKNER

Betritt man einen Supermarkt, leuchten gelbe Schilder den Weg zu regionalen Produkten. „Von hier“oder „Aus der Region“ist in großen Buchstaben darauf zu lesen. Diese Produkte müssen ja irgendwie besser sein, wenn schon so deutlich darauf hingewiese­n wird. Ja, es scheint sogar so, dass „regional“ein neues Gütesiegel geworden ist und sich zu Bioland und Co. gesellt hat.

Während Bio- und Qualitätss­iegel eine klare Definition haben, fehlt das beim Hinweis „regional“: Nirgends steht geschriebe­n, welcher Umkreis konkret gemeint ist. Ich persönlich empfinde den fast 200 Kilometer gereisten Apfel vom Bodensee zwar nicht wirklich als regionales Produkt, ziehe ihn jedoch Äpfeln mit weiterer Anreise, wie etwa aus Neuseeland, vor.

Regionales Einkaufen ist für mich fest mit saisonalem Konsum verbunden. Das bekommt man am besten auf Bauernmärk­ten oder den Marktschwä­rmern, bei denen ich meinen Haupteinka­uf erledige. Dort gibt es nur saisonale Produkte, also alles, was gerade wächst, und eben Produkte von hier.

Dort versorge ich mich mit Gemüse, Obst, Fleisch, Eiern, Käse, Milch, Mehl, Backwaren, Aufstriche­n, Essig und Öl aus der Region.

Was ich darüber hinaus noch brauche, wie etwa Haferflock­en, Linsen und Co., besorge ich im verpackung­sfreien Supermarkt. Dort erhalte ich alle diese Produkte mit regionalem Fokus. Denn gerade bei Hülsenfrüc­hten oder Müsli finde ich im Supermarkt kaum gelbe Schilder, die darauf hinweisen, dass diese Produkte aus der „entfernter­en“Region stammen.

Natürlich bin auch ich kein Übermensch und sehne mich gerade in diesen warmen Tagen ab und zu auch mal nach einer saftigen Wassermelo­ne. Diese ist wirklich schwer regional zu bekommen. Theoretisc­h wächst sie aber im Gewächshau­s auch bei unseren Witterungs­bedingunge­n. Auch im Win- ter, wenn das Lagerobst zur Neige geht, esse ich gerne mal eine Pomelo oder eine Orange, obwohl ich weiß, wie weit diese gereist sind, bis sie auf meinem Teller landen. Ich versuche den Konsum dann ganz stark einzudämme­n und klein zu halten. Umso größer ist dann die Freude, wenn hierzuland­e endlich die Erdbeerzei­t losgeht und all die anderen Beerenfrüc­hte und weiteres Obst aus der Region folgen. Warum ich das mache, werde ich oft gefragt. Das sei doch viel zu aufwendig: „Da muss man sich da ja so viele Gedanken machen.“Zum einen mache ich das ganz klar aus ökologisch­en Gründen. Mir ist es wichtig, dass meine Lebensmitt­el nur kurze Wege zurücklege­n, bis sie verspeist werden. Je weniger Lebensmitt­el eingefloge­n werden, desto weniger Verpackung fällt an und desto weniger wird die Umwelt belastet.

Ich finde es auch spannend zu wissen, wann was Saison hat und wie sich Klima und Witterung auf die Verfügbark­eit und das Wachstum auswirken. Das bekomme ich deutlich mit, wenn ich beim Bauern oder Erzeuger direkt einkaufe. Dieser Kontakt hat für mich die Wertschätz­ung zu meinem Essen gesteigert. Ich plane deutlich mehr, was und wie viel ich einkaufe, und konnte so auch wegzuwerfe­nde Lebensmitt­el in meinem Haushalt verringern. Schließlic­h liebe ich es, gewisse Dinge wiederzuen­tdecken, wie etwa alte Kartoffels­orten, rote Beete und Schwarzwur­zel. Diese schmecken wunderbar, sind leicht zuzubereit­en, tauchen im Supermarkt aber kaum mehr auf. Schon gar nicht mit gelbem Leuchtesch­ild.

Susanne Brückner ist Stu dentin und Gründerin der Marktschwä­rmerei Augs burg (www.marktschwa ermerei.de).

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Fotos: Viktar Malyshchyt­s, Fotolia Erdbeeren und Spargel haben gerade Saison und sind deshalb aus der Region zu bekommen.

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