Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Warum die Staudenbahn noch nicht fährt
Nahverkehr Die Züge stehen bis Juli still. Die Ehrenamtlichen sollen geschont werden, heißt es. Doch im Hintergrund gibt es anderen Ärger
Landkreis Augsburg Wo bleibt denn in diesem Jahr die Staudenbahn? Zur guten Ausflugstradition von Augsburg in die Stauden oder umgekehrt zu einem Einkaufsbummel in die Stadt ist in den letzten Jahren das Angebot zwischen Augsburg und Markt Wald in der Sommersaison geworden. Doch wer in den vergangenen Wochen auf gut Glück zu den sonst üblichen Abfahrtszeiten zu einem der Bahnhöfe ging, der wartete umsonst. Erst im Juli sollen die Fahrten samstags und jeweils am ersten und dritten Sonntag im Monat wieder starten und bis Ende September andauern. Das sagt jetzt der Geschäftsführer der Bahnbetriebsgesellschaft Staudenbahn, Hubert Teichmann.
„Uns fehlen einfach aktive ehrenamtliche Helfer im Bahnbetrieb“, heißt es zur Erklärung seit ein paar Wochen auf der Internetseite der Staudenbahn. Das erklärt Hubert Teichmann jetzt genauer: Sowohl Personal als auch Loks werden in diesem Jahr gerade am Wochenende anderweitig für Bauzugverkehre benötigt, das habe Vorrang. Und für die ehrenamtlichen Helfer sei es auch einmal schön, selbst den Sommer genießen zu können, statt an den unbeschrankten Bahnübergängen an der Strecke den Verkehr zu sichern, so Teichmann.
Doch es gibt noch einen weiteren Grund, warum die Samstags- und Sonntagsfahrten bislang nicht stattfanden, gibt Hubert Teichmann zu. Dieser Grund ist weniger fassbar, sondern liegt im zwischenmenschlichen Bereich. „Bei den Neujahrsansprachen der Gemeinden wurde jeder ,Karnickelzuchtverein‘ gelobt, aber kein Wort über unser Engagement“, ist er enttäuscht. Er meint damit jene Gemeinden, durch welche die Staudenbahn führt. Das habe ihn menschlich doch sehr enttäuscht.
Einer der angesprochenen Bürgermeister ist Peter Ziegelmeier aus Fischach. Er kennt den Vorwurf bereits und verdeutlicht: Er habe in seiner Neujahrsansprache all jenen gedankt, die sich ehrenamtlich für den Markt Fischach engagieren – ohne aber alle knapp 60 Vereine und Organisationen vor Ort namentlich benannt zu haben. Hubert Teichmann legt jedoch nach. Ihm gehe es generell um die Art und Weise, wie man im Landkreis Augsburg mit dem Ehrenamt umgehe, und nennt ein weiteres Beispiel: Der AVV biete seit diesem Mai immer samstags ein verbessertes Busangebot in die Westlichen Wälder, das ist die Linie 601 in Richtung Oberschönenfeld, die mit einem Fahrradanhänger aus- ist. Darüber sei mit der Staudenbahn nicht einmal gesprochen worden, ärgert sich Teichmann. „Das ist ein absoluter Skandal“, immerhin würde die Bahn doch genau diese Ausflugsfahrten schon anbieten – noch dazu ohne den Einsatz von Steuergeldern.
Hubert Teichmann sagt jedoch auch, dass sich die Staudenbahn ihren Kunden und Freunden verpflichtet fühle. Nachdem in diesem Jahr bislang die Fahrten ausgefallen seien, hätten sich viele von ihnen bei der Staudenbahn gemeldet und nachgefragt. Das habe ihn gefreut und auch richtig berührt, so der Geschäftsführer der Bahnbetriebsgesellschaft. Nun soll der Fahrplan ab Juli in den nächsten Tagen veröffentlicht werden.
Über die Ausflugsfahrten hinaus bereiten sich die Anliegergemeinden und der Landkreis Augsburg inzwischen intensiv auf die Wiederaufnahme des regelmäßigen Verkehrs Ende 2019 vor, berichtet Peter Ziegelmeier. Und das Projekt gehe durchaus voran. So laufen in Fischach derzeit intensive Verhandlungestattet gen rund um die Errichtung eines zweiten Bahnhofs. So soll der bisherige Bahnhof in der Ortsmitte vor allem von Fußgängern und Radfahrern zur An- und Abreise genutzt werden. An einem zweiten Haltepunkt sollen ein Park-and-ridePlatz für Autos sowie eine Buswendeschleife geschaffen werden. „So können wir die Ortsmitte von Verkehr entlasten“, beschreibt Ziegelmeier. Und von einer weiteren Entwicklung kann er berichten: Auch im Ortsteil Wollmetshofen ist nun ein eigener Haltepunkt geplant.