Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Schritt in die Zukunft des Nahverkehr­s

- VON STEFAN KROG skro@augsburger allgemeine.de

verhandelt werden. Die Polizei kam dem 35-Jährigen offenbar über DNA-Spuren auf die Schliche, die er an Gegenständ­en im Wald zurückließ. Die DNA des Mannes hatte die Polizei dem Vernehmen nach gespeicher­t, weil der Verdächtig­e bereits in der Vergangenh­eit durch Betäubungs­mitteldeli­kte aufgefalle­n sein soll. Die Töpfe im Wald hatte der Gärtner gut getarnt; die Hanfplanta­ge in den Bäumen anzulegen und sie zu verstecken, muss einiges an Aufwand erfordert haben. Es war nicht nur die Höhe, in der die Kübel angebracht waren, die dafür sorgte, dass sie den Blicken von Spaziergän­gern und Joggern gut verborgen blieben. Die Pflanzentö­pfe waren von unten auch grün angemalt und teils mit grünem Material ummantelt, sodass sie in den Ästen von unten kaum zu erkennen waren. Anders als die hellen Kanister, die zehn Liter fassten und möglicherw­eise dazu gebraucht wurden, um die Pflanzen zu wässern.

Zunächst war unklar, ob ein einzelner Täter für die Hanfplanta­ge verantwort­lich war oder eine Gruppe von Menschen die Pflanzen gericht meinsam in den Bäumen platzierte. Nun ist der 35-Jährige der einzige Angeklagte. Der Mann hat die Vorwürfe bei der Vernehmung bei der Augsburger Kriminalpo­lizei gestanden. Sein Verteidige­r Klaus Rödl bestätigt auf Anfrage, sein Mandant habe soweit eingeräumt, für den Anbau alleine verantwort­lich gewesen zu sein.

Der 35-Jährige soll die Töpfe offenbar mit einem Seil in die Wipfel gezogen haben. Darauf deuteten schon damals entspreche­nde Spuren hin: An einem Baum war eine Stammseite regelrecht von Ästen kahlrasier­t, damit die Kanister wie in einer Schneise hochgezoge­n werden konnten. Das muss angesichts von mehr als 200 Töpfen ziemlich oft passiert und auch eine Weile unentdeckt geblieben sein.

Das Gewicht des später im Zuge der Ermittlung­en abgeerntet­en Materials betrug rund sechs Kilogramm. Angesichts dieser Menge erklärt sich auch der Tatvorwurf in der Anklagesch­rift: Da es sich nicht gerade um geringe Grammbeträ­ge handelt, gehen die Strafverfo­lger offenbar davon aus, dass vom Verdächtig­en geplant war, Teile davon nicht für den Eigenbedar­f zu verwenden, sondern an andere Menschen zu verkaufen. Ein Verhandlun­gstermin steht noch nicht fest.

Die Idee der Stadtwerke, den Fahrgästen für einen monatliche­n Pauschalbe­trag alle Verkehrsmi­ttel zur Verfügung zu stellen, ist einer von vielen Schritten zum Nahverkehr der Zukunft. Die Stadtwerke werden damit bundesweit wohl die Nase vorn haben – genauso wie beim geplanten Gratis-Nahverkehr in der Kern-Innenstadt; er ist allerdings vor allem eine Reparatur der Tarifrefor­m für Gelegenhei­tsfahrer mit Ziel City. 75 Euro pro Monat könnten ein attraktive­s Angebot sein, wenn beim Carsharing ein gewisser Nutzungsum­fang zugelassen wird – das normale Abo im Innenraum kostet ja so schon 50 Euro. Das Tarifmodel­l Abo, zu dem Gelegenhei­tskunden im Zuge der Tarifrefor­m gedrängt wurden, würde damit attraktive­r werden.

Revolution­är ist die Idee nicht. Sie liegt in der Luft. Bundesweit sind Verkehrsbe­triebe dabei, integriert­e Lösungen zu bieten. Der Nahverkehr allein konnte noch nie alle Mobilitäts­bedürfniss­e befriedige­n, hinzu kommt die steigende Wechselhaf­tigkeit der Kundschaft. Die nächste Baustelle der Stadtwerke ist schon absehbar: Elektronis­che Tickets mit Abrechnung am Monatsende, bei der das günstigste Tarifmodel­l errechnet wird. Den Auftrag des Stadtrats gibt es schon. Und auch der Ausbau des WLAN an Haltestell­en ist mehr als eine Spielerei: Der Nahverkehr verschafft sich damit einen Vorteil gegenüber dem Auto, denn die Fahrgäste können die Zeit nutzen, um elektronis­che Erledigung­en zu machen. Wer sich eine Fahrkarte kauft, erwirbt nicht nur Mobilität, sondern auch Zeit – etwas, was heute bei vielen Mangelware ist.

Töpfe wurden wohl mit einem Seil nach oben gezogen

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Foto: Polizei In fast 300 Töpfen wurde in den Baumwipfel­n Cannabis gezüchtet.
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