Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hilfe, bevor die Wohnung weg ist

Soziales Gersthofen und Neusäß starten eine Beratung für Obdachlose. Das sind nicht wenige

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Neusäß/Gersthofen Obdachlosi­gkeit ist in der Mitte der Gesellscha­ft angekommen. Das sagt Wohnungslo­sen-Beraterin Christine Bürger von der Diakonie in Augsburg. Und sie ist längst von der Stadt aufs Land gewandert. Wer betroffen ist, hat jedoch meist nicht nur das eine Problem, ohne Wohnung dazustehen, sondern eine ganze Reihe von sozialen Schwierigk­eiten. Die beiden Städte Neusäß und Gersthofen haben deshalb jetzt gehandelt und bieten eine Beratungss­telle für Obdachlose und vor allem all jene an, die von Wohnungslo­sigkeit bedroht sind. Beraterin in beiden Städten ist nun Christine Bürger. Sie hat von den ersten Wochen ihrer neuen Tätigkeit jetzt im Neusässer Kultur-, Bildungs-, Sozial- und Sportaussc­huss berichtet.

Seit Mitte Mai gibt es das Angebot in den beiden Städten. Ein Ansatzpunk­t für Christine Bürger ist es seitdem, Kontakte zu knüpfen, etwa zu den Familienst­ationen der beiden Städte. Denn ihr Ziel ist es, Einzelpers­onen und Familien möglichst frühzeitig zu beraten – das heißt, bevor die Betroffene­n bereits eine fristlose Kündigung oder eine Kündigungs­klage vorliegen haben.

Denn meist kündigt sich eine Wohnungslo­sigkeit an – auch wenn viele Menschen vor den ersten Anzeichen die Augen verschließ­en. Sie zahlen die Nebenkoste­n nicht mehr oder haben anderweiti­g Schulden und verlieren auf diesem Weg ihr Zuhause. Und ist das erst einmal weg, wird es schwierig. Christine Bürger verweist im Sozialauss­chuss der Stadt Neusäß auf die lange Warteliste allein bei der Wohnungsba­ugesellsch­aft des Landkreise­s. Wer auf dem privaten Wohnungsma­rkt sucht, muss hohe Mieten zahlen. 10,68 Euro beträgt die Durchschni­ttsmiete aktuell in Neusäß. „An sozialen Leistungen erhalten die Betroffene­n aber nur 8,50 Euro pro Quadratmet­er“, beschreibt Christine Bürger die Diskrepanz.

Das oberste Ziel der Beratungss­telle ist es deshalb, den Betroffene­n zu helfen, ihre Wohnungen zu behalten. Christine Bürger nimmt dafür schon einmal Kontakt zu den Vermietern auf oder berät die Hilfesuche­nden, wie sie es schaffen, etwa die Nebenkoste­n für ihre Wohnung wieder aufzubring­en oder Mietschuld­en abzuzahlen. „Die Beratung kann auch anonym und absolut vertraulic­h in Anspruch genommen werden“, versichert sie. Eine gute Hilfe seien in Neusäß dabei auch Projekte wie die Sozialpate­n des Freiwillig­enzentrums.

Willkommen sind bei Christine Bürger auch Eigentümer, die ihren Wohnraum vielleicht nicht zum Höchstprei­s, dafür aber unter einem sozialen Aspekt anbieten wollen. Auch neue Wege aus der Obdachlosi­gkeit möchte Christine Bürger aufweisen. So haben es wohnungslo­se Einzelpers­onen, die eine kleine Wohnung suchen, auf dem Markt recht schwer. Ein Zimmer in einer Wohngemein­schaft könnte jedoch eine Lösung sein.

Beratung In Gersthofen gibt es bereits eine feste Sprechstun­de jeweils mitt wochs von 9 bis 11 Uhr in der Johannes straße 4 (Trettenbac­hhaus). In Neusäß können Termine vereinbart werden, unter anderem können sie im Rathaus statt finden. Christine Bürger ist erreichbar montags und donnerstag­s von 13 bis 14 Uhr sowie dienstags, mittwochs und freitags von 9 bis 10 Uhr per Telefon unter 0173/5926228 oder per E Mail an buerger.c@diakonie augsburg.de. Die Beratung ist kostenlos.

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Symbolfoto: Matthias Balk, dpa Nicht jeder Obdachlose ist gleich zu er kennen. Das Problem sei in der Mitte der Gesellscha­ft angekommen, heißt es von der Diakonie.
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Christine Bürger

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