Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Diesen Luxus muss man sich leisten wollen
Schwimmen Während um das „Almarin“in Mönchsdeggingen derzeit weiter gerungen wird, betreiben fünf Kommunen im südlichen Landkreis seit Jahrzehnten Hallenbäder. Auch ihnen steht – finanziell gesehen – das Wasser oft bis zum Hals
Landkreis „Wasser marsch!“hat es Anfang April in Mönchsdeggingen geheißen, als in einer riesigen Welle bürgerliches Engagements in das dortige Hallenbad „Almarin“geschwappt ist. Der längst trockengelegte Badetempel wurde damals reanimiert – wenn auch nur eine Aktionswoche lang. Noch ist offen, ob dieses aufsehenerregende Aufbäumen letztlich in eine Erfolgsgeschichte münden wird und ob das „Almarin“eine Zukunft hat.
Hallenbäder und selbstverständlich auch deren sommerliche OpenAir-Geschwister – etwa die Freibäder in Donauwörth, Monheim und Tagmersheim – sind nicht nur Orte der sportlichen Fitness. Sie dienen auch der Entspannung, der sozialen und kulturellen Teilhabe. Wo sonst tummeln sich auf engstem Raum so viele Menschen unterschiedlichen Alters, verschiedenen Nationalitäten, Typen und sozialen Schichten?
Doch hat das alles seinen Preis und nicht selten steht den Trägern der Badetempel finanziell das Wasser bis zum Hals. Öffentliche Bäder sind bei ihren bürgerfreundlichen Eintrittspreisen reine Defizitgeschäfte. Es gibt Kommunen, die seit Jahrzehnten beim Thema Hallenbad keine nassen Füße bekommen. Wir zeigen auf, wo diese Bäder sind, was sie kosten und wie beliebt sie sind:
● Das Hallenbad Rain gehört dem Grundschulverband, an dem die Stadt Rain zu 80 Prozent beteiligt ist. Einnahmen kommen aus dem Schulbetrieb, dem öffentlichen Badebetrieb sowie aus der Nutzung durch Vereine. 2017 hat der Badebetrieb insgesamt 408000 Euro gekostet. Davon ist der Stadt Rain ein Defizit von 250000 Euro geblieben.
Bürgermeister Gerhard Martin hält das Hallenbad für eine „unverzichtbare Einrichtung in einem Mittelzentrum“. Da notwendige Sanierungen stets abschnittsweise passiert sind, stand die Existenz nie ernsthaft in der Diskussion. 3,5 Millionen Euro wurden in den vergangenen zehn Jahren Erneuerung gesteckt. Weitere 1,5 Millionen Euro müssen mittelfristig investiert werden.
Mit einer Länge von 25 Metern hat das Becken Wettkampfgröße. Zu den Attraktivitäten gehören auch der Drei-Meter-Sprungturm und der Hubboden im Nichtschwimmer-Bereich. 50 Jahreskarten werden pro Jahr verkauft, 40 000 Besucher kommen von September bis Ende Mai. ● Das Donauwörther Bad im Spindel tal stammt aus dem Jahr 1967 und wurde 2010 umfangreich saniert. Seitdem gibt es unter anderem einen höhenverstellbaren Boden des Beckens, eine Einstiegshilfe für Behinderte sowie Massagedüsen und Leuchten in der Wand. Mit 16,66 mal 8 Metern und einer Tiefe von maximal 1,80 Metern ist das Becken relativ klein. Die Schwimmkurse für die Grundschulkinder sind der Stadt Donauwörth das Hauptanliegen. Zudem ist das Interesse von Schulen und Vereinen groß. Für die restliche Öffentlichkeit ist das Bad an vier Tagen in der Woche geöffnet: Donnerstag 17 bis 21 Uhr, Freitag 18 bis 21 Uhr, Samstag 12 bis 19 Uhr, Sonntag 13.30 bis 19 Uhr. Die Saison dauert von Mitte Oktober bis Ende April.
Für die Stadt Donauwörth bedeuten Unterhalt und Instandsetzung im Durchschnitt jährlich ein Defizit von um die 120 000 Euro.
● Das Jurabad in Monheim macht jährlich etwa 295 000 Euro Defizit. Zudem liegt die teure Sanierung mit Erweiterung gerade erst ein Jahr zurück. Sie hat die Stadt 5,8 Millionen Euro gekostet. Jetzt gibt es sogar Wellness- und Kinderbereich. Allerdings gibt es in Monheim ein akutes Problem: Nach dem Tod eines Schwimmmeisters und dem Weggang eines weiteren ist die Stelle derzeit vakant und das Jurabad musste heuer bereits vor Saisonende schließen.
● In die Jahre gekommen ist das Hal lenbad Bäumenheim. 1970 wurde es gebaut; jetzt stellt sich für die Gemeinde die Frage: „Was kommt auf uns zu“, wie Zweiter Bürgermeister Roland Neubauer sagt. Ganz klar aber signalisiert Neubauer das Interesse des Gemeinderats, das Bad zu erhalten – trotz der wohl anstehenden Investition, trotz des jährlichen Defizits von etwa 200 000 Euro.
● Ein klares Bekenntnis zum Hallen bad gibt es auch vonseiten der Stadt Harburg. Bürgermeister Wolfgang Kilian sagt: „Wir wollen unser Bad nicht schließen.“Auch diese Einrichtung geht zurück auf die 70erJahre. Auch in Harburg liegt das jährliche Unterhalts-Defizit im sechsstelligen Bereich. Zwischen 100000 und 120000 Euro sind es.