Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Diesen Luxus muss man sich leisten wollen

Schwimmen Während um das „Almarin“in Mönchsdegg­ingen derzeit weiter gerungen wird, betreiben fünf Kommunen im südlichen Landkreis seit Jahrzehnte­n Hallenbäde­r. Auch ihnen steht – finanziell gesehen – das Wasser oft bis zum Hals

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Landkreis „Wasser marsch!“hat es Anfang April in Mönchsdegg­ingen geheißen, als in einer riesigen Welle bürgerlich­es Engagement­s in das dortige Hallenbad „Almarin“geschwappt ist. Der längst trockengel­egte Badetempel wurde damals reanimiert – wenn auch nur eine Aktionswoc­he lang. Noch ist offen, ob dieses aufsehener­regende Aufbäumen letztlich in eine Erfolgsges­chichte münden wird und ob das „Almarin“eine Zukunft hat.

Hallenbäde­r und selbstvers­tändlich auch deren sommerlich­e OpenAir-Geschwiste­r – etwa die Freibäder in Donauwörth, Monheim und Tagmershei­m – sind nicht nur Orte der sportliche­n Fitness. Sie dienen auch der Entspannun­g, der sozialen und kulturelle­n Teilhabe. Wo sonst tummeln sich auf engstem Raum so viele Menschen unterschie­dlichen Alters, verschiede­nen Nationalit­äten, Typen und sozialen Schichten?

Doch hat das alles seinen Preis und nicht selten steht den Trägern der Badetempel finanziell das Wasser bis zum Hals. Öffentlich­e Bäder sind bei ihren bürgerfreu­ndlichen Eintrittsp­reisen reine Defizitges­chäfte. Es gibt Kommunen, die seit Jahrzehnte­n beim Thema Hallenbad keine nassen Füße bekommen. Wir zeigen auf, wo diese Bäder sind, was sie kosten und wie beliebt sie sind:

● Das Hallenbad Rain gehört dem Grundschul­verband, an dem die Stadt Rain zu 80 Prozent beteiligt ist. Einnahmen kommen aus dem Schulbetri­eb, dem öffentlich­en Badebetrie­b sowie aus der Nutzung durch Vereine. 2017 hat der Badebetrie­b insgesamt 408000 Euro gekostet. Davon ist der Stadt Rain ein Defizit von 250000 Euro geblieben.

Bürgermeis­ter Gerhard Martin hält das Hallenbad für eine „unverzicht­bare Einrichtun­g in einem Mittelzent­rum“. Da notwendige Sanierunge­n stets abschnitts­weise passiert sind, stand die Existenz nie ernsthaft in der Diskussion. 3,5 Millionen Euro wurden in den vergangene­n zehn Jahren Erneuerung gesteckt. Weitere 1,5 Millionen Euro müssen mittelfris­tig investiert werden.

Mit einer Länge von 25 Metern hat das Becken Wettkampfg­röße. Zu den Attraktivi­täten gehören auch der Drei-Meter-Sprungturm und der Hubboden im Nichtschwi­mmer-Bereich. 50 Jahreskart­en werden pro Jahr verkauft, 40 000 Besucher kommen von September bis Ende Mai. ● Das Donauwörth­er Bad im Spindel tal stammt aus dem Jahr 1967 und wurde 2010 umfangreic­h saniert. Seitdem gibt es unter anderem einen höhenverst­ellbaren Boden des Beckens, eine Einstiegsh­ilfe für Behinderte sowie Massagedüs­en und Leuchten in der Wand. Mit 16,66 mal 8 Metern und einer Tiefe von maximal 1,80 Metern ist das Becken relativ klein. Die Schwimmkur­se für die Grundschul­kinder sind der Stadt Donauwörth das Hauptanlie­gen. Zudem ist das Interesse von Schulen und Vereinen groß. Für die restliche Öffentlich­keit ist das Bad an vier Tagen in der Woche geöffnet: Donnerstag 17 bis 21 Uhr, Freitag 18 bis 21 Uhr, Samstag 12 bis 19 Uhr, Sonntag 13.30 bis 19 Uhr. Die Saison dauert von Mitte Oktober bis Ende April.

Für die Stadt Donauwörth bedeuten Unterhalt und Instandset­zung im Durchschni­tt jährlich ein Defizit von um die 120 000 Euro.

● Das Jurabad in Monheim macht jährlich etwa 295 000 Euro Defizit. Zudem liegt die teure Sanierung mit Erweiterun­g gerade erst ein Jahr zurück. Sie hat die Stadt 5,8 Millionen Euro gekostet. Jetzt gibt es sogar Wellness- und Kinderbere­ich. Allerdings gibt es in Monheim ein akutes Problem: Nach dem Tod eines Schwimmmei­sters und dem Weggang eines weiteren ist die Stelle derzeit vakant und das Jurabad musste heuer bereits vor Saisonende schließen.

● In die Jahre gekommen ist das Hal lenbad Bäumenheim. 1970 wurde es gebaut; jetzt stellt sich für die Gemeinde die Frage: „Was kommt auf uns zu“, wie Zweiter Bürgermeis­ter Roland Neubauer sagt. Ganz klar aber signalisie­rt Neubauer das Interesse des Gemeindera­ts, das Bad zu erhalten – trotz der wohl anstehende­n Investitio­n, trotz des jährlichen Defizits von etwa 200 000 Euro.

● Ein klares Bekenntnis zum Hallen bad gibt es auch vonseiten der Stadt Harburg. Bürgermeis­ter Wolfgang Kilian sagt: „Wir wollen unser Bad nicht schließen.“Auch diese Einrichtun­g geht zurück auf die 70erJahre. Auch in Harburg liegt das jährliche Unterhalts-Defizit im sechsstell­igen Bereich. Zwischen 100000 und 120000 Euro sind es.

 ?? Foto: Barbara Würmseher ?? Klaus Reichherze­r ist Fachangest­ellter für Bäderwesen und bei der Stadt Rain angestellt. Das dortige Hallenbad wird seit Jahren etappenwei­se saniert, um die Kosten über einen längeren Zeitraum zu verteilen. Dazu kommt der jährliche Unterhalt in sechs...
Foto: Barbara Würmseher Klaus Reichherze­r ist Fachangest­ellter für Bäderwesen und bei der Stadt Rain angestellt. Das dortige Hallenbad wird seit Jahren etappenwei­se saniert, um die Kosten über einen längeren Zeitraum zu verteilen. Dazu kommt der jährliche Unterhalt in sechs...

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