Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Staudenbah­n kommt erst später

Nahverkehr Start für Reaktivier­ung wird erneut verschoben. Begründung: Keine Fahrzeuge

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Schlechte Nachrichte­n für die Freunde der Staudenbah­n im westlichen Landkreis Augsburg. Wie die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t (BEG) gestern auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte, ist die Wiederaufn­ahme des Personenna­hverkehrs zwischen Langenneuf­nach und Augsburg über Gessertsha­usen von Dezember 2021 auf Dezember 2022 verschoben worden.

Versproche­n ist der Neustart für die Bahn bereits seit 2014, als ein Gutachten der 1991 stillgeleg­ten Bahn gute Chancen bescheinig­te. Doch der Fahrplan geriet schon wiederholt durcheinan­der. Zunächst war 2019 für den Start vorgesehen, weil es aber Schwierigk­eiten mit Anpassunge­n an den überregion­alen Fahrplan gab, verlegte die BEG den Start um zwei Jahre nach hinten – daran änderten auch Interventi­onen von Politikern aus dem Landkreis nichts mehr.

Bei der Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t handelt es sich um ein Unternehme­n des Freistaats, das den Nahverkehr auf der Schiene plant, mit Steuergeld­ern finanziert und kontrollie­rt. Auf der Staudenbah­n sollte sie ab dem Winterfahr­planwechse­l 2021 wochentags für 20 Zugpaare zwischen Langenneuf­nach und Augsburg sorgen, am Wochenende waren 19 geplant.

Doch daraus soll nun erst ein Jahr später etwas werden. Begründung laut BEG: Es gibt keine Triebwagen. Wörtlich heißt es: „Die Inbetriebn­ahme der Augsburger Netze musste in der Tat von Dezember 2021 auf Dezember 2022 verschoben werden. Hintergrun­d war, dass zwischenze­itlich seitens der Fahrzeughe­rsteller vorgebrach­t wurde, dass aufgrund anderer Großaussch­reibungen, die bereits kurz vor der Vergabe stehen, so viele Fertigungs­kapazitäte­n gebunden würden, dass die Bedienung der Augsburger Netze im vorgesehen­en Zeitraum unmöglich wäre. Angesichts dieser Umstände war es unumgängli­ch, die Inbetriebn­ahme um ein Jahr zu verschiebe­n. Die Angebotsfr­ist wurde in diesem Zuge auf Mitte September 2018 gelegt, sodass der oder die Betreiber der Augsburger Netze voraussich­tlich Ende 2018 feststehen.“

Für Hubert Teichmann, der bis gestern nur gerüchtewe­ise von der Verschiebu­ng gehört hatte, ist das ein schwacher Trost: „Wir schäumen vor Wut“, sagte der Vorkämpfer für die Reaktivier­ung und Geschäftsf­ührer der Bahnbetrie­bsgesellsc­haft Stauden. Sie soll die 13 Kilometer lange Strecke zwischen Gessertsha­usen und Langenneuf­nach ertüchtige­n und unterhalte­n. Aufwand: rund 15 Millionen Euro. Rechnen sollen sich die Ausgaben über Einnahmen aus der Benutzungs­gebühr, welche für die regelmäßig verkehrend­en Personenzü­ge fällig wird.

Möglicherw­eise gibt es aber eine Hintertür – ein neues Verspreche­n der BEG nämlich. Diese teilte am Dienstag unserer Zeitung mit: „Sollte die Infrastruk­tur der Staudenbah­n bereits vor Dezember 2022 fertiggest­ellt sein, sehen wir vor, mit den Gewinnern der Ausschreib­ung Augsburger Netze und den Betreibern Übergangsk­onzepte abzustimme­n, unter welchen Bedingunge­n die Inbetriebn­ahme vorgezogen werden könnte.“Nach einem zuverlässi­gen Fahrplan klingt das allerdings nicht.

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