Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Tarif Flucht in Bayern nimmt zu
Böckler-Studie: Lage im Freistaat ist ernst
München Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Bayern, Matthias Jena, fordert die Unternehmen im Freistaat auf, wieder mehr nach Tarif zu bezahlen. „Beschäftigte in Betrieben ohne Tarifvertrag leben in einem ständigen Zustand der Verunsicherung. Denn der Arbeitgeber bestimmt Arbeitszeit und Gehalt willkürlich“, sagte Jena anlässlich der Vorstellung der Studie „Tarifverträge und Tarifflucht in Bayern“in München. Daher arbeiteten die Beschäftigten dort länger und verdienten zugleich deutlich weniger als Beschäftigte in Betrieben mit Tarifvertrag.
Nur noch knapp über die Hälfte der Arbeitnehmer in Bayern (53 Prozent) wird laut der Studie der Hans-Böckler-Stiftung in Bayern nach Tarif bezahlt. Damit ist der Freistaat unter den westdeutschen Bundesländern Schlusslicht. Durchschnittlich gebe es in Westdeutschland eine Tarifbindung von 59 Prozent. „Die Tarifbindung in Bayern ist im Vergleich zu den anderen westdeutschen Bundesländern in den letzten Jahren besonders stark zurückgegangen“, erklären die Autoren der Studie. Die Gründe dafür sind nicht ganz klar. Denn die Wirtschaftsstruktur in Bayern müsste die Verbreitung von Tarifverträgen eigentlich begünstigen, heißt es weiter. Tatsächlich entscheiden sich aber die Unternehmensführungen deutlich häufiger als anderswo gegen Tarifbindung. Dennoch liege das Entgeltniveau in Bayern insgesamt 1,4 Prozent oberhalb anderer westdeutscher Bundesländer.