Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Das Wasser findet ins Museum
Vernissage Die große Sonderausstellung für Augsburgs Weltkulturerbe-Bewerbung ist eröffnet
die Historikerin Barbara Rajkay, die den Festvortrag hält, ausführt. Das ausgeklügelte Wasserwirtschaftssystem, das es fertigbrachte, den Höhenunterschied von Lech und Wertach in die Innenstadt zu überwinden, erforderte ein hohes Maß an Pflege und Wartung. Der Werkstoff für alle Bauteile war Holz, das Hochwasser und harte Winter regelmäßig zerstörten. Ständig musste ausgebessert werden. Die Zimmerleute, die dafür im großen Stil angestellt wurden, bekamen zwar einen niedrigen Lohn, dafür aber eine Anstellung auf Lebenszeit. Oft berücksichtigten die Magistrate, wie bedürftig die Bewerber waren. Selbst als die Kosten für die Wasserwirtschaft dem Stadtrat davongaloppierten, änderte sich an dieser sozialen Haltung nichts.
Es sind solche Geschichten, die die neue Sonderausstellung des Maximilianmuseums außergewöhnlich machen. Die rund 220 Objekte, die zusammengetragen worden sind, erzählen plastisch von diesem Teil der Stadtgeschichte. Fast vier Monate können sie besichtigt werden. Mit dieser Ausstellung wird deutlich, warum Augsburg mit seiner Weltkulturerbe-Bewerbung solch große Chancen hat. Für die Freie Reichsstadt Augsburg war das Wasser einer der wichtigsten Rohstoffe.
Während das Publikum Gelegenheit hat, in diese Geschichte einzutauchen, kommt Augsburgs Weltkulturerbe-Bewerbung langsam in die finale Phase. Anfang Juli wird ein Unesco-Gutachter in der Stadt erwartet, der sich eine Woche lang die Bauwerke für die Bewerbung anschauen wird. Im November tagt das Gremium, das auch über Augsburgs Aufnahme entscheiden wird. Gewonnen hat Augsburg durch die Bewerbung in jedem Fall – indem es ein entscheidendes Kapitel seiner eigenen Geschichte so umfassend erforscht hat. » Feuilleton Seite 16