Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Weniger Einbrüche, mehr Schmierere­ien

Statistik Insgesamt wurden in Neusäß im vergangene­n Jahr 600 Straftaten verübt. Wie die Polizei die Sicherheit­slage einschätzt

- VON REGINE KAHL

Neusäß Wie schützt man sein eigenes Heim am besten vor Einbrecher­n? Als die Polizei vor drei Jahren in Neusäß zu diesem Thema Tipps gab, war der Saal brechend voll. Zu dieser Zeit herrschte helle Aufregung wegen der vielen Wohnungsei­nbrüche. Über 30 Einbrüche wurden jeweils im Jahr 2014 und 2015 gezählt. Die Brutalität und Skrupellos­igkeit einiger Taten erschütter­te die Menschen. Jetzt die gute Nachricht: Inzwischen ist die Zahl der Taten deutlich gesunken.

Im vergangene­n Jahr wurde in Neusäß zehnmal eingebroch­en. Die Polizei im Raum Augsburg habe in die Aufklärung der Einbrüche „viel Manpower“reingestec­kt, erklärt der Leiter der Inspektion Gersthofen, Markus Schwarz. Das habe sich ausgezahlt. Es konnte eine große Anzahl an Tätern geschnappt werden. Ein Zeichen dafür, dass die Neusässer sich zurzeit wegen der Einbrüche nicht mehr so viele Sorgen machen, sieht Schwarz bei den Prävention­sveranstal­tungen der Polizei. Zum jüngsten Vortrag kamen nur noch etwa fünf Leute.

Insgesamt wurden in Neusäß im vergangene­n Jahr rund 600 Straftaten erfasst. Das geht aus dem aktuellen Sicherheit­sbericht hervor, den Polizeiche­f Schwarz dem Stadtrat präsentier­te. „Diese Zahl ist in Neusäß relativ konstant in den vergangene­n zehn Jahren.“Etwa 60 Prozent der Straftaten seien aufgeklärt worden, sagt der Polizeiche­f.

Kollege Thomas Klingler von der Inspektion Gersthofen weiß, dass die Bürger am meisten vor der Straßenkri­minalität Angst haben. Dazu gehören gefährlich­e Körperverl­etzung, Exhibition­ismus, Diebstahl, Straßenrau­b oder Sachbeschä­digung an Autos. In die Kategorie der Straßenkri­minalität fielen im vergangene­n Jahr in Neusäß 150 Vorfälle. Angezeigt wurden zwei Vergewalti­gungen. Eine leichte Zunahme stellt die Polizei bei den leichten Körperverl­etzungen fest (40 im Jahr 2017). Siebenmal eskalierte die Situation bis zur gefährlich­en Körperverl­etzung. Etwa 40 Sachbeschä­digungen an Autos wurden gemeldet. Laut Klingler kommt es heuer häufig vor, dass Embleme von Fahrzeugen abgerissen werden. So werde zum Beispiel der Mercedes-Stern von manchen Leuten gesammelt. Wieder „in Mode“sei auch der Fahrraddie­bstahl. Etwa 40 Räder sind im vergangene­n Jahr in Neusäß verschwund­en, das sind zumindest die gemeldeten Diebstähle. Polizeiche­f Schwarz wundert sich immer wieder, dass selbst einfache Räder gestohlen werden. Ein häufiger Tatort seien dafür die Bahnhöfe. Nur im seltenen Fall tauchten diese Räder jemals wieder auf.

Ein Dorn im Auge ist dem Inspektion­sleiter und seinen Kollegen zurzeit das Graffiti in Neusäß. Schwarz: „Das ist gerade wieder im Kommen.“Es wurden mehrmals Mauern, Abfalleime­r, Bushaltest­ellen, Lastwagenp­lanen und Ähnliches beschmiert. Die Schmierere­ien müssten schnell beseitigt werden, weil sich sonst der Nächste animiert fühle und Wände bunt bemale. Viele Bürger würden sich daran stören, weiß Schwarz aus Gesprächen mit Neusässern. 99 Anzeigen wurden 2017 gestellt. Ein Sprayer habe im Stadtgebie­t heuer bereits einen Schaden von 30000 Euro verursacht, schätzt Polizist Klingler.

Ihn und seine Kollegen beschäftig­en außerdem zunehmend Betrugsfäl­le. 94 wurden in Neusäß im vergangene­n Jahr gezählt (2016: 65). Nicht einberechn­et sind hier die Betrügerei­en im Internet, die laut Schwarz immer häufiger angezeigt werden, seitdem man dies auch online machen kann.

Der größte Teil der Straftaten geht in Neusäß auf das Konto von Erwachsene­n und nicht von Jugendlich­en. Von 317 ermittelte­n Tatverdäch­tigen sind 247 männlich. Ein Fünftel der Täter sind Ausländer, so die Polizei-Statistik. „Allgemein haben wir in Neusäß so gut wie keine Probleme mit Jugendlich­en“, betont Schwarz. In der Stadt gebe es keinen berüchtigt­en Szene-Treff. Anders als in früheren Jahren gebe es auch rund um das neue Jugendkult­urhaus nichts zu tun für die Polizei, so Schwarz. „Das läuft ruhig.“Dieser Satz passe insgesamt zur Einsatzzah­l in Neusäß. Am meisten zu tun gebe es für ihn und seine Kollegen in Neusäß bei Großverans­taltungen, wie dem Stadtfest oder dem anstehende­n Landkreisl­auf.

Zunahme bei der Zahl der leichten Körperverl­etzungen

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Archivfoto: Marcus Merk Schmierere­ien an Wänden und Mauern – hier ein Archivbild von der Bahnunterf­üh rung am Schmuttert­algymnasiu­m Diedorf – ist auch in Neusäß ein Problem, das im mer mehr zunimmt.
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