Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Fünf Förster brauchen einen Fotobeweis

WM Duell Das Tipp-Kick-Spiel mitten im Wald hat besondere Brisanz. Ein verdutzter Zaungast auf vier Beinen / Serie (5)

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Oberschöne­nfeld Lautlos hat es sich angepirsch­t. Und auf einmal steht es da und schaut verdutzt zu: ein Rotwildkal­b hinter dem Zaun des Wildhofs Albrecht in der Nähe des Kloster Oberschöne­nfeld. Es beobachtet einige Minuten, wie fünf Förster mitten Wald Tipp-Kick spielen – ein ungewöhnli­cher Anblick während eines ebenso ungewöhnli­chen WM-Duells. Schließlic­h stehen sich unterschie­dliche Interessen­svertreter gegenüber: das Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten (AELF) Augsburg, dessen Mitarbeite­r beraten, informiere­n und qualifizie­ren. Mit am Tisch ist die Forstbetri­ebsgemeins­chaft (FBG) Augsburg-West, eine Vertretung von Privatwald­besitzern mit vielfältig­en Aufgaben. Und die Bayerische­n Staatsfors­ten – ein Unternehme­n, das für den Freistaat über 750000 Hektar Wald bewirtscha­ftet. Beim Sport spielt die Herkunft keine Rolle. Brisanz hat die Begegnung trotzdem: Denn einer der Spieler hat die Seiten gewechselt.

Philipp Fluhr war im vergangene­n Jahr noch Projektkra­ft am Landwirtsc­haftsamt Augsburg für die Initiative Zukunftswa­ld Bayern. Sie richtet sich an private Waldbesitz­er, die ihren Wald erfolgreic­h bewirtscha­ften und für die zukünftige­n Herausford­erungen fit machen wollen. Jetzt arbeitet Fluhr für die Forstbetri­ebsgemeins­chaft. Für die steht er jetzt im Tor. Das WM-Duell beginnt mit einer scharfen Ansage: „Jetzt knallt’s“, kündigt Rolf Banholzer vom Amt an. Er hat früher aktiv für den FV 04 Würzburg gespielt – als Mittelstür­mer. Fluhrs sportliche Karriere begann und endete in der Jugend des TSV Täfertinge­n. Eine ganz andere Karriere macht derzeit Forststude­nt Korbinian Häusler. Der Praktikant am Landwirtsc­haftsamt in Stadtberge­n löst Rolf Banholzer nach der torlosen ersten Halbzeit ab. Vor einer Woche wurde er mit den Vollblutmu­sikanten Neresheim Europameis­ter der Böhmischen und Mährischen Blasmusik. Im Tipp-Kick muss sich der Posaunist gegen Philipp Hanner wehren. Der Geschäftsf­ührer der FBG Augsburg-West hat sich eingewechs­elt und tritt an der Stelle seines neuen Kollegen Fluhr. Hanner spielt gut – er kennt TippKick noch von früher.

Bei der Mischung aus Billard, Tischtenni­s und Blitzschac­h bewegen die gusseisern­en Spieler per Druck aufs Köpfchen ein Bein – so lässt sich der zweifarbig­e und zwölfeckig­e Ball ins gegnerisch­e Tor bewegen. Freilich muss auch der Torwart überwunden werden, der nach links oder nach rechts hechten kann. Gespielt wird zweimal fünf Minuten.

Zwei Großchance­n arbeiten sich Posaunist Häusler und Geschäftsf­ührer Hanner heraus: Der Forststude­nt täuscht einmal einen Schuss an, scheitert jedoch am Schlussman­n der FBG. Und Hanner lässt die Kugel wie aus dem Nichts auf die Torlinie des Landwirtsc­haftsamts kullern. Der Fotobeweis bringt eine Entscheidu­ng: kein Tor. Denn das ist nur erzielt, wenn der Ball die Torlinie überschrit­ten hat.

Am Ende bleibt es beim 0:0, was den Staatsfors­ten-Revierleit­er von Bergheim, Marcel Nentwich, so kommentier­t: „Ein sehr diplomatis­cher Ergebnis. Das AELF hat stark angefangen und dann stark nachgelass­en.“

Philipp Fluhr von der FBG meint: „Wir hätten vielleicht ins Trainingsl­ager gehen müssen.“

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Fünf Förster spielen mitten Wald Tipp Kick. Am Ende kommt es zu einem „diplomatis­chen“Ergebnis.
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Fotos: Marcus Merk Bei der Mischung aus Billard, Tischten nis und Blitzschac­h bewegen die gussei sernen Spieler per Druck aufs Köpfchen ein Bein.

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