Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Fünf Förster brauchen einen Fotobeweis
WM Duell Das Tipp-Kick-Spiel mitten im Wald hat besondere Brisanz. Ein verdutzter Zaungast auf vier Beinen / Serie (5)
Oberschönenfeld Lautlos hat es sich angepirscht. Und auf einmal steht es da und schaut verdutzt zu: ein Rotwildkalb hinter dem Zaun des Wildhofs Albrecht in der Nähe des Kloster Oberschönenfeld. Es beobachtet einige Minuten, wie fünf Förster mitten Wald Tipp-Kick spielen – ein ungewöhnlicher Anblick während eines ebenso ungewöhnlichen WM-Duells. Schließlich stehen sich unterschiedliche Interessensvertreter gegenüber: das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Augsburg, dessen Mitarbeiter beraten, informieren und qualifizieren. Mit am Tisch ist die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Augsburg-West, eine Vertretung von Privatwaldbesitzern mit vielfältigen Aufgaben. Und die Bayerischen Staatsforsten – ein Unternehmen, das für den Freistaat über 750000 Hektar Wald bewirtschaftet. Beim Sport spielt die Herkunft keine Rolle. Brisanz hat die Begegnung trotzdem: Denn einer der Spieler hat die Seiten gewechselt.
Philipp Fluhr war im vergangenen Jahr noch Projektkraft am Landwirtschaftsamt Augsburg für die Initiative Zukunftswald Bayern. Sie richtet sich an private Waldbesitzer, die ihren Wald erfolgreich bewirtschaften und für die zukünftigen Herausforderungen fit machen wollen. Jetzt arbeitet Fluhr für die Forstbetriebsgemeinschaft. Für die steht er jetzt im Tor. Das WM-Duell beginnt mit einer scharfen Ansage: „Jetzt knallt’s“, kündigt Rolf Banholzer vom Amt an. Er hat früher aktiv für den FV 04 Würzburg gespielt – als Mittelstürmer. Fluhrs sportliche Karriere begann und endete in der Jugend des TSV Täfertingen. Eine ganz andere Karriere macht derzeit Forststudent Korbinian Häusler. Der Praktikant am Landwirtschaftsamt in Stadtbergen löst Rolf Banholzer nach der torlosen ersten Halbzeit ab. Vor einer Woche wurde er mit den Vollblutmusikanten Neresheim Europameister der Böhmischen und Mährischen Blasmusik. Im Tipp-Kick muss sich der Posaunist gegen Philipp Hanner wehren. Der Geschäftsführer der FBG Augsburg-West hat sich eingewechselt und tritt an der Stelle seines neuen Kollegen Fluhr. Hanner spielt gut – er kennt TippKick noch von früher.
Bei der Mischung aus Billard, Tischtennis und Blitzschach bewegen die gusseisernen Spieler per Druck aufs Köpfchen ein Bein – so lässt sich der zweifarbige und zwölfeckige Ball ins gegnerische Tor bewegen. Freilich muss auch der Torwart überwunden werden, der nach links oder nach rechts hechten kann. Gespielt wird zweimal fünf Minuten.
Zwei Großchancen arbeiten sich Posaunist Häusler und Geschäftsführer Hanner heraus: Der Forststudent täuscht einmal einen Schuss an, scheitert jedoch am Schlussmann der FBG. Und Hanner lässt die Kugel wie aus dem Nichts auf die Torlinie des Landwirtschaftsamts kullern. Der Fotobeweis bringt eine Entscheidung: kein Tor. Denn das ist nur erzielt, wenn der Ball die Torlinie überschritten hat.
Am Ende bleibt es beim 0:0, was den Staatsforsten-Revierleiter von Bergheim, Marcel Nentwich, so kommentiert: „Ein sehr diplomatischer Ergebnis. Das AELF hat stark angefangen und dann stark nachgelassen.“
Philipp Fluhr von der FBG meint: „Wir hätten vielleicht ins Trainingslager gehen müssen.“