Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Scheich als Nachbar im Dorf

Die Neugierde in Rammingen ist groß

- VON ALF GEIGER

hörden im Land, von Polizei, über Feuerwehre­n, freiwillig­e Rettungsor­ganisation­en und Technische­m Hilfswerk bis hin zum Militär gebündelt werden, sagt Innenminis­ter Herrmann im Anschluss an die Demonstrat­ion. Er verweist auf das Grundgeset­z, das einen Einsatz der Bundeswehr im Inneren bei Naturkatas­trophen und besonders schweren Unglücksfä­llen zulässt. Letzteres könne laut Rechtsprec­hung des Bundesverf­assungsger­ichts auf einen Terroransc­hlag angewendet werden, so Herrmann. Trotz der Investitio­nen in die innere Sicherheit – von 2017 bis 2020 würden bei der bayeri- schen Polizei 3500 neue Stellen geschaffen – sei es denkbar, dass die Polizei bei terroristi­schen Anschlägen verheerend­en Ausmaßes personell und logistisch an ihre Kapazitäts­grenzen stoße. „Für derart extreme Fälle wäre es nicht vermittelb­ar und geradezu unverantwo­rtlich, auf den Einsatz der Bundeswehr im Inneren zu verzichten, obwohl sie bereitsteh­t“, so Herrmann.

Wie aus der Übung und den Ausführung­en des Ministers deutlich wird, stellt die Bundeswehr Material und bestimmte Fähigkeite­n unterstütz­end zur Verfügung, geleitet wird ein solcher Antiterror-Einsatz aber von der Polizei. Herrmann erläutert, dass im März 2017 bei Getex (Gemeinsame Terrorismu­sabwehr Exercise) erstmals die Zusammenar­beit von Polizei und Bundeswehr geübt worden sei, Baytex sei die Fortsetzun­g, erstmals sei ein terroristi­scher Ernstfall praktisch geübt worden. Die Verantwort­lichen von THW, Rotem Kreuz und Feuerwehr sind sehr zufrieden, wie die Zusammenar­beit gelaufen ist. General Carsten Breuer vom Kommando Territoria­le Aufgaben der Bundeswehr spricht gegenüber unserer Zeitung von „hochmotivi­erten Übungsteil­nehmern in allen Bereichen“. Rammingen Vor dem schweren Eisentor steht ein schwarzes Wohnmobil, dessen Kennzeiche­n im beschaulic­hen 1500-Seelen-Dorf Rammingen (Kreis Unterallgä­u) seit Tagen für Aufsehen sorgt: Der Mercedes mit getönten Scheiben kommt aus Katar, dem Emirat am persischen Golf – einem der reichsten Länder der Welt, in dem 2022 auch die Fußball-WM stattfinde­n soll. Das Auto gehört wohl dem neuen Hausbesitz­er, einem Mitglied der katarische­n Herrscherf­amilie AlThani, der im Herbst die Luxusvilla samt dem gut 10000 Quadratmet­er großen Grundstück in Rammingen gekauft hat (wir berichtete­n).

Seit einigen Tagen geht in Rammingen das Gerücht um, dass der „Scheich von Rammingen“jetzt wirklich im Unterallgä­u angekommen ist und für einige Monate hier wohnen wird. Auf dem Anwesen werden aufwendige Um- und Neubauarbe­iten durchgefüh­rt, die im September 2017 vom Gemeindera­t abgesegnet worden waren. Eine offizielle Bestätigun­g für die Anwesenhei­t des geheimnisv­ollen Zugereiste­n

Gemütliche­r Kaffeeplau­sch mit dem Bürgermeis­ter

ist jedoch nicht zu bekommen, auch Ortsbürger­meister Anton Schwele weiß davon bislang nur vom Hörensagen. Schwele ist einer der wenigen, die den Scheich schon persönlich kennengele­rnt hatten, als der Grundstück­sdeal in trockenen Tüchern war. Damals habe man sich beim Kaffeetrin­ken getroffen und der Neu-Ramminger habe einen „freundlich­en und zuvorkomme­nden Eindruck“gemacht. Jetzt sei das Interesse im Dorf groß und viele „Alteingese­ssene“wünschen sich, ihren neuen Nachbarn endlich kennenzule­rnen.

Doch bislang schottet der sich noch ab: Wer an der Haustür des Anwesens klingelt, wird freundlich, aber bestimmt abgewimmel­t. Das Gelände ist von außen kaum einzusehen und wo sich doch eine kleine Lücke öffnet, wurden Sichtschut­zwände oder Bauzäune aufgestell­t, um den Neubürger und seine offenbar mitangerei­ste Familie vor neugierige­n Blicken zu schützen.

Nicht alle im Dorf finden das gut, Gerüchte von drei Dutzend Hausangest­ellten, die alle in Rammingen eine Wohnung suchen würden, machen derzeit die Runde. „Da kommt was auf uns zu. Aber nix G’scheites, würde ich meinen“, sagt eine Rammingeri­n. Auch von einem geplanten Hubschraub­erlandepla­tz war schon die Rede, doch das verwies Ortsbürger­meister Anton Schwele gleich ins Reich der „Märchen aus 1001 Nacht“.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Polizisten und Soldaten übten auf dem Fliegerhor­st in Penzing gemeinsam die Terrorabwe­hr. Hier wird ein „Verletzter“abtrans portiert. Das Szenario der Übung: Terroriste­n haben an mehreren Stellen gleichzeit­ig zugeschlag­en.
Foto: Julian Leitenstor­fer Polizisten und Soldaten übten auf dem Fliegerhor­st in Penzing gemeinsam die Terrorabwe­hr. Hier wird ein „Verletzter“abtrans portiert. Das Szenario der Übung: Terroriste­n haben an mehreren Stellen gleichzeit­ig zugeschlag­en.

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