Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Topleistungen im Rentenalter
Leichtathletik Senioren der LG Reischenau-Zusamtal und der LG ESV Augsburg-TSV Neusäß trumpfen bei den bayerischen Meisterschaften auf. Es gibt nur eine Enttäuschung
Regensburg Mit Top-Leistungen haben die Altersklassen-Leichtathleten der LG Reischenau-Zusamtal und der LG ESV Augsburg-TSV Neusäß wieder bewiesen, dass sie zu Bayerns Spitze zählen. Wie jedes Jahr waren auch diesmal die bayerischen Seniorenmeisterschaften ein wahrer Augenöffner für die Zuschauer. Spitzenathleten wie der ehemalige Top-Sprinter Guido Müller (400 m in 46 sec) waren keine Ausnahme. Guido Müller überzeugte als 80-Jähriger im 200-m-Lauf mit einer Zeit unter 31 Sekunden (Deutscher Rekord M 80). Und auch sonst waren etliche Weltmeister am Start.
So auch von der LG ReischenauZusamtal. Franz Gries, Weltrekordhalter im Kugelstoßen der M 85, gewann souverän das Kugelstoßen (3kg) der M90 mit 9,28m. Im Diskuswurf (1 kg) gewann er den Titel mit 17,86 m. Im Oktober will er den Weltrekord der M 90 im Kugelstoßen angreifen.
Zuvor konnte schon Rolf Kropka (M55) sein persönliches Erfolgserlebnis feiern. Das erste Mal seit Jahren warf er den Diskus über 40 Meter. Mit 40,48m gewann er die Silbermedaille. Dasselbe gelang ihm im Speerwurf: 43,17m bescherten ihm Platz zwei.
Im Stabhochsprung zeigte Jürgen Hinterstößer, dass er zu den besten Technikern der Seniorenklassen überhaupt zählt. Mit 2,90 m gewann er den Meistertitel der M 60 und erzielte seine zweitbeste Saisonleistung. Beflügelt vom Stabhochsprungsieg konnte er dann noch die Bronzemedaille im Kugelstoßen gewinnen (10,95 m). Schon am Vortag holte er Silber im Hammerwurf mit 34,41m und Platz fünf im Diskuswurf (33,73m). Bernhard Immiger warf sich mit 33,68m auf Platz fünf im Diskuswettbewerb der M 65.
Als einziger Läufer rundete Michael Sandner (M50) das gute Abschneiden der LG-Athleten ab. Über 1500m belegte er Platz vier (4:54,12 min), über 800 m rannte er, angefeuert von seiner Familie und den Reischenau-Werfern, auf Platz drei.
Manfred Wenzke in Deutschland die Nummer eins
Acht Männer im Rentenalter und eine Frau knapp über 30 von der LG ESV Augsburg-TSV Neusäß machten sich auf nach Regensburg und kehrten mit reicher sportlicher Ernte zurück. Im Dreisprung der M 65 ging der 66-jährige Manfred Wenz- an den Start und siegte überlegen mit einer Weite von 11,41 m. Damit ist Wenzke in Deutschland klar die Nummer 1. Wie gut diese Weite ist, sieht man daraus, dass in Regensburg nur einer weiter sprang: der Sieger bei den M30 mit 12,16m. Der ist 34 Jahre alt und eine ganze Generation jünger. Im Weitsprung war Wenzke klar favorisiert, da er dieses Jahr schon mehrfach die fünf Meter überboten hatte. Leider musste er den Strapazen des Dreisprungs Tribut zollen, denn diese Disziplin geht brutal auf die Knochen. Jeder Orthopäde rät davon ab.
Stipo Knez siegte überlegen bei der M 65 im Kugelstoßen. Mit 12,24m distanzierte er seine vier Konkurrenten klar, hatte über 2 m Vorsprung vor dem Zweitplatzierten und hätte mit jedem seiner fünf gültigen Versuche klar gewonnen. Beim Diskuswerfen tags zuvor landete Knez bester Versuch über 40m, wurde aber wegen Übertretens des Ringes knapp ungültig gegeben, und so reichte es mit dem Diskus nur zu Platz drei. Erwin Losert gewann mit 10,56m den Wettkampf in der Altersklasse M 75, ebenfalls deutlich mit über einem Meter Vorsprung.
Absolut unerwartet kam der erste Platz von Gerd Mordstein über 400 m der M 70 in 79,26 sec. Zudem wurde er Vierter über 200 m, und mit seinen Staffelkameraden Rudolf Zettel, Georg Rößle und Gerd Auer erreichte er Platz zwei über 4x100 m. Zettel steuerte in der M 65 mit 32,38sec über 200m noch einen weiteren zweiten Platz bei und wurde über 400m Vierter. Auch Gerd Auer sicherte sich am Ende mit 2,10 m Platz zwei im Stabhochke sprung, nachdem er für seine Anfangshöhe von 1,80 m drei Versuche gebraucht hatte und somit knapp den „Salto nullo“vermieden hatte.
Nicole Kraus, die aus Hammel stammende Athletin, die in Neusäß neben ihren sportlichen Ambitionen noch die Jugendlichen trainiert, trat in der AK 30 in drei Wurfdisziplinen an, erreichte Platz zwei mit dem Diskus, Platz drei mit der Kugel und wurde Vierte mit dem Speer.
Der 79-jährige Gerhard Reischle, Seriensieger der letzten Jahre bei den bayerischen Seniorenmeisterschaften im Hochsprung, hatte keinen guten Tag erwischt. Er scheiterte bei der Höhe von 1,22 m, wurde mit 1,19 m Vierter und musste als einziger der Neusässer Mannschaft nach Hause fahren, ohne auf dem Siegertreppchen gestanden zu haben.