Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Was blüht eigentlich im Sinnesgarten?
Natur Seit drei Jahren gibt es die Anlage in Diedorf. Sie sieht ein wenig verwahrlost aus. Das soll so sein, heißt es aus dem Rathaus
Diedorf Die Sinne von Alt und Jung ansprechen und bewusste Erfahrungen ermöglichen, das war vor drei Jahren die Intention zur Einrichtung des Sinnengartens der Jahreszeiten mit zahlreichen Angeboten und Erfahrungsfeldern in direkter Nachbarschaft des Senioren- und Pflegeheims sowie eines Wohnquartiers mit zahlreichen Familien. Gut 200 000 Euro hatte die Marktgemeinde damals in das Projekt investiert, das ein unmittelbares Erleben der vier Jahreszeiten ermöglichen sollte. So sollte etwa der Bereich rund um eine kleine Linde mit Vogelstimmensimulatoren für den Frühling stehen, der kleine Biergarten vor der Bühne sollte den Sommer symbolisieren.
Der kleine Park ist für alle Generationen gedacht, das Angebot richtet sich aber dennoch hauptsächlich an die älteren Mitbürger, denn sie erreichen den kleinen Erholungsort mit verschiedenen Erlebnisräumen von der benachbarten Seniorenwohnanlage aus ebenerdig mit Rollator oder Rollstuhl. Aber auch die Jugendlichen der Marktgemeinde haben die Tische und Bänke im Sinnengarten für ihre Treffen entdeckt und beleben den Platz.
Die angestrebte Idylle mit Bachlauf, Hochbeet, Bewegungsangeboten und gemütlichen Sitzgelegenheiten scheint jedoch für so manchen Diedorfer Bürger aber bereits dahin. Einige Spaziergänger sehen die Anlage, die schon lange nicht mehr gemäht wurde, als ungepflegt an, andere monieren genau das Gegenteil, nämlich dass dort viel zu oft gemäht würde und damit wichtige Pflanzen für Insekten vernichtet würden. Tatsächlich sieht der kleine Park für den Besucher auf den ersten Blick nicht allzu attraktiv aus. Wuchernde Wiesen, Unkraut und verstreuter Abfall im sogenannten Biergarten bieten tatsächlich einen ungepflegten Eindruck. Doch ist das wirklich so?
Die Anlage selbst befinde sich noch in der Entwicklung und ge- winne von Jahr zu Jahr mehr an Aufenthaltsqualität, sie werde von Spaziergängern gerne angenommen, sagt Anna Röder von der Marktgemeinde Diedorf, wo sie Fachfrau für Umweltfragen ist. Der kleine Garten, dessen Wegekonzept ein überschaubarer Rundweg ist, soll in den verschiedenen Jahreszeiten Insekten, Bienen und Vögeln Nahrung mit Blütennektar und Beeren anbieten. Fakt sei, dass nie an eine Anlage mit einem englischen Rasen gedacht war, sondern an ein Zwischending eines Biotops und einer gepflegten Anlage, erläutert Anna Röder. Dies sei mit dem derzeitigen Zustand durchaus erreicht, findet sie.
Doch ohne Kompromisse geht es nicht. Geplant sei, die Wiese zweimal im Jahr zu mähen, so die Fachfrau weiter. Vor Bänken wird aber auch öfter gemäht. In der Mitte der Wiese soll ein sogenannter Schröpfschnitt erfolgen, da sich sonst die Kräuter und Blumen des Frühjahrs und die Spätblüher gegenseitig unterdrücken.
„Dieses Konzept werden wir weiter so verfolgen“, so Röder. Auch die Erdbecken für den Hochwasserschutz sowie die kleinen gezogenen Gräben seien meist mit Regenwasser, das von den Hügeln kommt, gefüllt und bieten ein ideales Feuchtgebiet für Insekten.
Weil allerdings gerade die Schaukel als spezielles Angebot für Menschen mit Handicap schon mehrmals beschädigt worden sei, wurde sogar schon darüber nachgedacht, sie wieder zu entfernen. Auf Wunsch des Pflegeheims wurde dieser Gedanke wieder fallen gelassen. Tatsächlich nutzen Bewegungstherapeuten der Einrichtung das Angebot mit ihren Patienten.
Die Bühne im sogenannten Biergarten stehe für jedermann zur Verfügung, der sich präsentieren möchte, lud Röder alle Bürger ein, die kleine Bühne, die als Alternativangebot für die ehemalige Seebühne im Bürgerpark zu betrachten ist, für Lesungen oder kleine Serenaden zu benutzen. Zur Einweihung des Sinnesgartens vor drei Jahren hatten dort Schauspieler des Eukitea kleine Szenen gezeigt. Richard Wydra, 90, der in der benachbarten Seniorenanlage lebt, genießt auch ohne Unterhaltungsangebot seine regelmäßigen Spaziergänge mit dem Rollator zum Sinnengarten und macht in der Sonne gerne ein wenig Rast. „Wenn das Wetter und meine Knochen mitmachen, komme ich täglich hierher“, erklärt er.