Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Einsteigen ins Flüchtlingsboot
Friedrich Reich hat Menschen aus dem Mittelmeer gerettet
Stadtbergen Leitershofen Ein Schlauchboot im Garten: Das ist ein ungewöhnlicher Anblick. Zumal es sich bei diesem nicht um ein kleines buntes Paddelboot für den Baggersee handelt, sondern um ein etwa elf mal drei Meter großes aus dem Mittelmeer. Es ist ein Flüchtlingsboot, das Friedrich Reich da in seinem Garten in Leitershofen aufgebaut hat. Flüchtlinge sind darauf übers Meer nach Europa getrieben.
Zum heutigen Weltflüchtlingstag präsentieren die Hilfsorganisationen Amnesty International und Resqship das Schlauchboot im Augsburger Annahof. Der Aufbau in Friedrich Reichs Garten war der Test dafür. Der Leitershofer war bereits zweimal mit einem Schiff von Sea-Watch auf dem Mittelmeer unterwegs und hat in dieser Zeit mehrere Hundert Flüchtlinge aus dem Meer gerettet – und auch einige Tote bergen müssen.
Nun hat der Ingenieur zusammen mit Mitstreitern aus ganz Deutschland eine eigene Hilfsorganisation gegründet: Resqship. Der Verein will ein gebrauchtes Schiff kaufen und selbst zu Missionen auf dem Mittelmeer starten. Bisher konnten die Mitglieder noch nicht genügend Spenden sammeln, so Reich.
Heute bauen Amnesty International Augsburg und Resqship das Flüchtlingsboot in der Augsburger Innenstadt im Annahof auf. Bis zu 150 Menschen haben darin Platz. „Jeder ist willkommen, in das Boot zu steigen – um ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen. Und dass man nicht wegschauen darf, solange das Sterben auf dem Mittelmeer weitergeht“, sagt Andrea Finkel von Amnesty International. Wer in das Flüchtlingsboot steigt, wird dort von Reichs Erfahrungen hören. Dazu bieten die Veranstalter Informationen zu Seenotrettung, Menschenrechten, Familiennachzug und Fluchtursachen.
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Die Aktion „Flüchtlingsboot im An nahof – bitte einsteigen“beginnt am heutigen Mittwoch, 20. Juni, um 18 Uhr.