Münchner Sommernächte

Das Festival im Olympiapark feiert Jubiläum. Es wird 30

Wo anfangen, wo aufhören? Tollwood, 1988 mit einem Zelt und ein paar Ständen ins Leben gerufen, hat München verändert. Ökologie wurde dort bereits großgeschrieben zu einer Zeit, wo auf Festen alles in Plastikschalen serviert wurde. Auf diesem Festival gab es dagegen das Pfandsystem. Das kam gut an. Von da an pilgerte man Sommer für Sommer in den Olympiapark, das Wetter pendelte gefühlt zwischen Dauerregen und tropischer Hitze, kulinarisch lernte man die Welt von usbekischen Snacks, anatolischen Teigtaschen bis zu schwäbischen Schupfnudeln kennen.

1992 gab es zusätzlich das erste Winterfestival, inzwischen auf der Theresienwiese beheimatet. 1999 die erste Katastrophe: Orkan Lothar legte binnen Minuten am 2. Weihnachtsfeiertag das Festival flach und zerstörte mehrere große Zelte. Ein immenser Schaden. Trotzdem, ans Aufhören, so Rita Rottenwallner, vielfach ausgezeichnete, allerdings sehr pressescheue Festivalleiterin, dachte niemand. Inzwischen kommen im Sommer gut eine Million Besucher, im Winter die Hälfte.

Tollwood, diesmal vom 27. Juni bis 22. Juli unter dem Jubiläumsmotto „Miteinander“, war von jeher eine Mischung von Auftritten berühmter Bands, viel Kunst im öffentlichen Raum, mit Programm für Kinder und Senioren, außerdem mit außergewöhnlichen Theateraufführungen. In diesem Jahre ist es Car mina Burana. Das berühmte Werk von Carl Orff wird von der legendären katalanischen Truppe La Fura dels Baus bildgewaltig inszeniert und ist das Geschenk des Festivals an die Stadt München. Zu erleben bei kostenlosem Eintritt am Samstag, 30. Juni und Sonntag, 1. Juli auf der Bühne im Olympiasee. Ausweichtermin bei schlechtem Wetter ist 2. Juli (Hotline 089/413 24 94 49).

In Sachen Musik dürfte bereits die erste Band der Knaller sein. Unter dem Namen „Hollywood Vampires“entern Alice Cooper, Joe Perry und Johnny Depp die Bühne. Die schlechte Nachricht: Der Abend ist bereits ausverkauft. Ebenso zu guter Letzt der Auftritt des ehemaligen Profisurfers und Umweltkämpfer Jack Johnson am 22. Juli. Doch auch die anderen Künstler brauchen sich nicht zu verstecken, Berühmtheiten wie Kalkbrenner (29. Juni), Savas und Sido (4. Juli), Billy Idol (3. Juli), Earth, Wind & Fire (10. Juli) oder die Wiener Erfolgsband Wanda (13. Juli) kommen ins große Zelt. Die kanadische Pop-Ikone Alanis Morissette, die mit „Ironic“und „Thank U“Weltruhm erlangte, steht am 16. Juli auf der Bühne. The Cat Empire reisen am 5.7. aus Australien mit einem musikalischen Mix aus Ska, Funk, Klezmer und Reggae an. Kelly-Family-Legende Michael Patrick Kelly besucht am 6. Juli Tollwood und der „König des progressiven Rocks“, Steven Wilson, gibt sich am 15. Juli die Ehre. Im Doppelkonzert sind Poetry Slammerin Julia Engelmann und Popsänger Joel Brandenstein am 17. Juli zu sehen.

Da auch Tollwood-Fans sich dem Sog der Fußball-WM nicht entziehen wollen, werden im Andechser Zelt, im Biergarten am Haupteingang und an einige Ständen ausgewählte Spiele übertragen.

Das Thema Umwelt nehmen die Tollwood-Macher seit jeher ernst. Seit 30 Jahren gehören Kulturgenuss, Lebensfreude und das Engagement für eine gesunde Umwelt, für Tierwohl und eine gerechtere Welt auf Tollwood zusammen. Das Engagement reicht von der Anreise der Besucher mit den öffentlichen Verkehrsmitteln über bio-zertifizierte Gastronomie, Klimaschutz und Recycling bis zu Fair Trade. Im „Pavillon der Artenvielfalt“befinden sich hängende Gärten, Exponate und Installationen, die dem Besucher die Bedeutung der Artenvielfalt näher bringen.