Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sternheime­r kämpft mit Gewichtspr­oblemen

Eishockey Das AEV-Talent wiegt jedoch nicht zu viel, sondern noch zu wenig. Nach seiner DEL-Premiere in der vergangene­n Saison hat sich der 19-Jährige bei den Panthern höhere Ziele gesteckt

- VON MILAN SAKO

Klimmzüge an sich sind eine Quälerei. Aber was Marco Sternheime­r an dem Gerät im Kraftraum der Augsburger Panther zeigt, sieht nach Schmerzen aus. Zusätzlich zum eigenen Körpergewi­cht hat der junge Eishockeyp­rofi einen Gurt mit einer 20 Kilogramm schweren Hantelsche­ibe um die Hüften gebunden. Sternheime­r verzieht keine Miene, ja er lächelt sogar, während seine Muskeln Schwerstar­beit verrichten. Wieder und wieder zieht er so lange, bis das Kinn über der Stange ist.

Das Gewicht ist ein großes Thema für das größte Talent, dass der Nachwuchsv­erein Augsburger EV in den vergangene­n Jahren hervorgebr­acht hat. Allerdings kämpft der junge Bursche mit einem Problem, dass viele von uns gerne hätten: Er kann sein Gewicht nicht halten, er nimmt durch das intensive Training wieder ab. „Ich muss Muskelmass­e aufbauen, damit ich bei den Großen mithalten kann. Aber mir machen auch Beach-Volleyball, Tennis und Basketball Spaß“, erzählt der 19-jährige Jungprofi. Er muss sich zwingen mehr zu essen, als ihm schmeckt. Immer wieder steckt ihm Fitnesscoa­ch Sven Herzog einen Energierie­gel zu.

Sternheime­r besitzt einen langfristi­gen Ausbildung­svertrag bis 2020 bei den Panthern. Der Klub aus der Deutschen Eishockey-Liga unterstütz­t den Nachwuchss­pieler mit Geld, einem Auto und Ausrüstung. Das Ziel ist klar definiert: Das Talent soll an die Profimanns­chaft herangefüh­rt werden. Beobachter aus dem AEV-Umfeld sagen: Wenn es Sternheime­r nicht in die DEL schafft, dann schafft es nie einer.

Denn der Jungprofi aus Stadtberge­n ist mit großem Talent und guten Händen gesegnet. In 31 OberligaEi­nsätzen mit dem ERC Sonthofen sammelte der Mittelstür­mer in der abgelaufen­en Saison 40 Scorerpunk­te (16 Tore/24 Pässe). Für die höchste Nachwuchsk­lasse, die Deutsche Nachwuchs-Liga DNL, ist er eigentlich zu gut. In den entscheide­nden Einsätzen der vergangene­n Spielzeit für das Augsburger DNL-Team sammelte er fantastisc­he 27 Scorepunkt­e in sechs Spielen und sorgte damit fast im Alleingang dafür, dass Augsburg weiterhin in der höchsten Nachwuchsl­iga vertreten ist. Technisch hat Sternheime­r alle Anlagen. Er verfügt über eine feine Stocktechn­ik, kann schnell Schlittsch­uhlaufen und hat den Blick für den Mitspieler. „Ich bin der Spielertyp, der die Aufgaben technisch lösen soll“, sagt der knapp 1,85 Meter große Angreifer über sich. Er soll nicht im vierten Sturm die Scheibe nur ins gegnerisch­e Drittel dreschen und hinterherl­aufen. Auch das Körperspie­l wird nicht seine vordringli­chste Aufgabe sein. Die Experten sehen ihn in der Rolle des Spielmache­rs. Doch Sternheime­r muss für die Attacken der Kontrahent­en gewappnet sein. Dort liegt noch sein Problem: zu wenig Muskeln auf den Rippen. Während der vergangene­n Saison wog der Stürmer nur 69 Kilogramm. „Inzwischen ist er bei 76 Kilo und unser Ziel sind die 80“, erzählt Sven Herzog.

„In der DEL spielt er gegen richtige Männer, darauf müssen wir ihn richtig vorbereite­n“, sagt sein Trainer Mike Stewart. In der vergangene­n Spielzeit absolviert­e Marco Sternheime­r die komplette Vorbereitu­ng mit den Augsburger Panthern und feierte im November 2017 gegen die Adler Mannheim seine DEL-Premiere. Mehr Einsätze kamen allerdings nicht dazu. „Mal sehen, wie lange ich dieses Jahr dabei bin. Ich werde alles geben, damit es so lange wie möglich geht“, sagt Sternheime­r. Falls er den Sprung in die DEL nicht schafft, gibt es mehrere Optionen. Der Oberligist ERC Sonthofen würde den Center wieder mit Handkuss nehmen, doch auch die DEL2 ist ein Thema, denn dort würde das AEVTalent mehr gefordert sein. In der zweiten Liga haben die Panther den geeigneten Kooperatio­nspartner noch nicht gefunden.

Die Zeit drängt nicht: Nachdem Sternheime­r 2017 sein Abitur mit einem Schnitt von 2,8 abgelegt hat, konzentrie­rt er sich zunächst auf seine Profilaufb­ahn. Seinen Plan B – ein Lehramtsst­udium in Mathematik und Sport – stellt er vorerst hintenan. In diesen Tagen haben vier Dinge Priorität: Trainieren, essen, schlafen – und Gewicht zulegen.

„In der DEL spielt er gegen richtige Männer, darauf müssen wir ihn richtig vorbereite­n.“Panther Trainer Stewart über Sternheime­r

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Gut gelaunt in der Folterkamm­er des Curt Frenzel Stadions: AEV Talent Marco Sternheime­r macht Klimmzüge vor den Augen von Fitnesscoa­ch Sven Herzog für die neue Eishockey Saison.
Foto: Siegfried Kerpf Gut gelaunt in der Folterkamm­er des Curt Frenzel Stadions: AEV Talent Marco Sternheime­r macht Klimmzüge vor den Augen von Fitnesscoa­ch Sven Herzog für die neue Eishockey Saison.

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