Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Spargelerz­euger beenden Ausnahme Saison

Bilanz Am Sonntag ist Johanni. Traditione­ll endet an diesem Tag die Ernte. Das Wetter hat den Landwirten in diesem Frühling Unmengen an Spargel beschert. Warum das für die Landwirte alles andere als erfreulich ist

- VON KATJA RÖDERER

Aichach Friedberg Diesen Sonntag ist Schluss mit Spargel – zumindest offiziell. Denn zu Johanni am 24. Juni ist das große Stechen auf den Feldern im Schrobenha­usener Spargellan­d traditione­ll vorbei. Bei vielen kleineren Spargelhöf­en ging die Saison dieses Jahr aber schon früher zu Ende. Zurückgebl­ieben sind erschöpfte Erntehelfe­r und Spargelbau­ern, die es oftmals noch gar nicht fassen können. Der Vorsitzend­e des Spargelerz­eugerverba­ndes Südbayern, Josef Plöckl, spricht von einem der schlimmste­n Jahre überhaupt.

Schuld war das Wetter. Plöckl sagt, es sei viel zu lange sehr warm gewesen, wodurch das Edelgemüse rekordverd­ächtig sprießen konnte. So gab es in kurzer Zeit enorme Mengen an Spargel zu stechen. Das sorgte nicht nur für intensive Arbeit am Bifang. Es hatte auch Konsequenz­en für den Verkauf in den Markthalle­n, wo das Angebot plötzlich größer war als die Nachfrage und die Preise fielen. Zertifizie­rter Schrobenha­usener Spargel der besten Klasse am Hof war ab 8,50 Euro zu haben. Vergangene­s Jahr lag der Preis bei etwa 10,50 Euro.

Dabei mussten sich die Spargelerz­euger ihr Geld in dieser Saison besonders hart verdienen. Das bestätigt Claudia Westner vom Gut Haslangkre­it bei Kühbach. Hier gibt es Anlagen für den Anbau von frühem Spargel, von mittlerem und spätem Spargel. Das System soll die Spargelern­te zeitlich entzerren. Doch egal welche Anlage, der Spargel kam überall gleichzeit­ig, wie Claudia Westner berichtet. Am 10. April wurde er das erste Mal gestochen. Kurz danach haben die Spargelerz­euger die Dreifachab­deckung entfernt, dann die weiße Seite der Folie aufgelegt. „Wir haben ständig versucht, das Wachstum zu bremsen“, erinnert sie sich. Aber es half nichts. Täglich mussten die Erntehelfe­r raus, um neuen Spargel zu stechen. Selbst der Dienstälte­ste von ihnen, der seit 15 Jahren in Haslangkre­it hilft, hatte so etwas noch nicht erlebt. Winterpull­over oder Regenjacke brauchte er in dieser Saison nicht. Claudia Westner sagt: „Es war sehr anstrengen­d und jetzt sind auch alle erschöpft“. Wie viele andere Spargelerz­euger hofft sie auf eine bessere Saison 2019. An den Anbaumetho­den wollen die befragten Spargelerz­euger nach diesem Ausnahmeja­hr zunächst nichts verändern. Resi Koppold vom Spargelhof in Gachenbach rechnet damit, dass der Spargel im nächsten Jahr wieder wächst wie gewohnt. „So etwas habe ich in 30 Jahren noch nie erlebt“, ist sie sicher. Es habe so viel Spargel auf einmal gegeben. Der Spargelhof hatte, anders als einige andere Spargelerz­euger, den Preis für den Schrobenha­usener Spargel beim Hofverkauf gesenkt.

Während viele Landwirte die letzten Stangen schon am Wochenende gestochen haben, dauert die Saison bei Lohner aus Inchenhofe­n noch mindestens bis Johanni. Wie Georg Lohner vom Spargelhof Lohner berichtet, kam der erste Freilandsp­argel dieses Jahr erst drei Wochen später als 2017 auf den Tisch. Damals war am 18. März zum ersten Mal gestochen worden. Die Direktverm­arktung sei zufriedens­tellend verlaufen und dank des Wetters seien auch viele Kunden zu den 17 Verkaufsst­änden im Großraum Augsburg gekommen. Die Großhandel­spreise hingegen seien nicht zufriedens­tellend. Auch Georg Lohner gesteht, dass er ein solches Ausnahmeja­hr in 27 Jahren Spargelanb­au noch nicht erlebt habe.

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