Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Männermode – gibt’s das noch?
Zu den Grundeigenschaften des Homo sapiens sapiens gehört seine Anfälligkeit für Manipulationen aller Art. Zum Beispiel durch Fitness-Armbänder, die ihm abends ein schlechtes Gewissen machen, weil tagsüber zu wenig Schritte gezählt wurden. Zum Beispiel zum Kauf eines kleinen LautsprecherZylinders, der fortan im Wohnzimmer das Leben vereinfachen soll: „Hallo Hubert, du solltest jetzt am besten diese Musik hören.“
Doch allem Anschein nach funktioniert die modische Manipulation nicht mehr so gut. Die Aufforderung im Frühjahr oder im Herbst dieses oder jenes neue Kleidungsstück zu kaufen, zieht nicht mehr. Ich erinnere mich noch gut daran, wie zu Beginn einer neuen Jahreszeit groß der Aufdruck „Das ist jetzt Mode!“an den Schaufenstern von Karstadt prangte. Auch die klassische Herrenboutique, – in Augsburg waren das Jesse, Achatz und Peter’s men shop – hat es schwer. Damals war die Männermode ein Auf- und Ab, in den 60er Jahren waren die Hosen eng, dann kamen die Schlaghosen, in den 80er Jahren die Bundfaltenhosen. Die Krawatten waren mal breit, mal schmal.
Manche Kleidungsstücke sind fast ganz von der Bildfläche verschwunden. Den klassischen Zweireiher tragen heute nur noch drei Männer weltweit: der ehemalige SPD-Minister Clement, Berlusconi und Prinz Charles. In den 1970er und 80er Jahren fiel man auf, wenn der Mantel zu kurz oder lang war, die Schuhe zu spitz oder klobig.
Wenn ich heute Modebeilagen durchblättere, denke ich: „Mensch, das hat’s doch alles schon gegeben!“Und wenn ich in meinen Kleiderschrank schaue, sehe ich, so etwas hab’ ich noch. In einem gewissen Alter erinnere ich mich an den Vers eines Augsburger Heimatschriftstellers: „Neue Kleidung muss jetzt nimmer her, was hosch, tragsch auf, du brauchsch nix mehr“.
Nur die Frisuren haben sich geändert. Der „Undercut“, die Fußballerfrisur ist neu. Jedenfalls habe ich mich jetzt doch entschlossen, nach 15 Jahren ein neues Beinkleid zu erwerben, eine Jeans, aber keine mit Löcher, sondern eine „Ganze“!
An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.