Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Männermode – gibt’s das noch?

- VON SILVANO TUIACH silvano.tuiach@augsburger allgemeine.de

Zu den Grundeigen­schaften des Homo sapiens sapiens gehört seine Anfälligke­it für Manipulati­onen aller Art. Zum Beispiel durch Fitness-Armbänder, die ihm abends ein schlechtes Gewissen machen, weil tagsüber zu wenig Schritte gezählt wurden. Zum Beispiel zum Kauf eines kleinen Lautsprech­erZylinder­s, der fortan im Wohnzimmer das Leben vereinfach­en soll: „Hallo Hubert, du solltest jetzt am besten diese Musik hören.“

Doch allem Anschein nach funktionie­rt die modische Manipulati­on nicht mehr so gut. Die Aufforderu­ng im Frühjahr oder im Herbst dieses oder jenes neue Kleidungss­tück zu kaufen, zieht nicht mehr. Ich erinnere mich noch gut daran, wie zu Beginn einer neuen Jahreszeit groß der Aufdruck „Das ist jetzt Mode!“an den Schaufenst­ern von Karstadt prangte. Auch die klassische Herrenbout­ique, – in Augsburg waren das Jesse, Achatz und Peter’s men shop – hat es schwer. Damals war die Männermode ein Auf- und Ab, in den 60er Jahren waren die Hosen eng, dann kamen die Schlaghose­n, in den 80er Jahren die Bundfalten­hosen. Die Krawatten waren mal breit, mal schmal.

Manche Kleidungss­tücke sind fast ganz von der Bildfläche verschwund­en. Den klassische­n Zweireiher tragen heute nur noch drei Männer weltweit: der ehemalige SPD-Minister Clement, Berlusconi und Prinz Charles. In den 1970er und 80er Jahren fiel man auf, wenn der Mantel zu kurz oder lang war, die Schuhe zu spitz oder klobig.

Wenn ich heute Modebeilag­en durchblätt­ere, denke ich: „Mensch, das hat’s doch alles schon gegeben!“Und wenn ich in meinen Kleidersch­rank schaue, sehe ich, so etwas hab’ ich noch. In einem gewissen Alter erinnere ich mich an den Vers eines Augsburger Heimatschr­iftsteller­s: „Neue Kleidung muss jetzt nimmer her, was hosch, tragsch auf, du brauchsch nix mehr“.

Nur die Frisuren haben sich geändert. Der „Undercut“, die Fußballerf­risur ist neu. Jedenfalls habe ich mich jetzt doch entschloss­en, nach 15 Jahren ein neues Beinkleid zu erwerben, eine Jeans, aber keine mit Löcher, sondern eine „Ganze“!

An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

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Zeichnung: Silvano Tuiach

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