Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Oberbürger­meister spricht bei Kundgebung gegen AfD

Politik Kurt Gribl will vor dem Rathaus eine Rede halten. Gleichzeit­ig kündigt er aber an, die Stadt werde neutral bleiben

- VON JÖRG HEINZLE

Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) wird am Wochenende des AfD-Bundespart­eitags auf dem Rathauspla­tz zu den Gegendemon­stranten sprechen. Das Bündnis für Menschenwü­rde, das die Aktion mit Reden und Auftritten von Musikern organisier­t, hatte bei Gribl angefragt. Die Stadt teilt nun mit, der OB werde die Rede halten, unter „Wahrung des Neutralitä­ts- und Sachlichke­itsgebots“. Der Grund für die Vorsicht: Die AfD hat in der Vergangenh­eit mehrfach erfolgreic­h vor Gerichten geklagt, wenn sich ein Oberbürger­meister eindeutig gegen die umstritten­e rechte Partei ausgesproc­hen und zu Gegendemon­strationen aufgerufen hat.

Kurt Gribl appelliert an alle Teilnehmer von Kundgebung­en und Demonstrat­ionen, friedlich zu bleiben, „so wie wir das in Augsburg gewohnt sind.“Gribl sagt, die Frage, ob man den Parteitag in Augsburg hätte verhindern können, stelle sich für ihn nicht. In einer Pressemitt­eilung der Stadt heißt es dazu: „Die Stadt Augsburg und ihre Repräsenta­nten stehen auf dem Boden des Grundgeset­zes, das die Chancengle­ichheit der Parteien, die Versammlun­gsfreiheit und die freie Meinungsbi­ldung der Bevölkerun­g schützt. Dieses hohe demokratis­che Gut gilt es zu wahren.“Zudem habe die Stadt berücksich­tigen müssen, dass Parteien einen rechtliche­n Anspruch auf gleichwert­igen Zugang zu öffentlich­en Einrichtun­gen hätten. Die Messe, die mehrheitli­ch im Besitz der Stadt Augsburg ist, habe deshalb die Anfrage der „Alternativ­e für Deutschlan­d“nicht einfach ablehnen können.

Dass die Stadt im Jahr 2016 bei der damaligen AfD-Chefin Frauke Petry einen anderen Kurs fuhr, hält der Oberbürger­meister dagegen nach wie vor für richtig. Die AfD veranstalt­ete damals ihren Neujahrsem­pfang im Rathaus. Gribl erteilte Petry damals ein Hausverbot für das Rathaus – wegen ihrer umstritten­en Äußerung über einen möglichen Einsatz von Schusswaff­en gegenüber Flüchtling­en an der deutschen Grenze. Das sei, so Gribl, „mit unserem Verständni­s als Friedensst­adt“und vor allem „mit dem Rathaus als Ort für die Verleihung des Friedenspr­eises“nicht vereinbar gewesen. Die Stadt habe damals aber mit der Kongressha­lle einen alternativ­en Veranstalt­ungsort vorgeschla­gen. Das Hausverbot gegen Frauke Petry hielt damals allerdings einer juristisch­en Prüfung durch das Augsburger Verwaltung­sgericht nicht stand. Die Richter entschiede­n, dass die Stadt Frauke Petry zu dem AfD-Empfang ins Rathaus lassen muss.

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