Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Trinkwasse­r: Gemeinderä­te machen Chlortest

Dinkelsche­rben Kommunalpo­litiker probieren drei verschiede­ne Wassersort­en und bleiben im Konflikt mit dem Gesundheit­samt hart

- VON CHRISTOPH FREY

Dinkelsche­rben Zum Glas gegriffen haben Dinkelsche­rbens Gemeinderä­te am Dienstagab­end. In nicht öffentlich­er Sitzung nahmen die Kommunalpo­litiker eine Blindverko­stung von Wasser vor, so Bürgermeis­ter Edgar Kalb. Zur Auswahl standen folgende Tröpfchen: abgekochte­s Wasser aus Dinkelsche­rben, abgekochte­s und gechlortes aus Oberschöne­berg sowie Tafelwasse­r aus dem Supermarkt.

Laut Kalb wollte man herausfind­en, ob das Chlor im Trinkwasse­r zu riechen und zu schmecken ist. „Niemand wusste vorher, dass verkostet wird und was in welchem Wasserkrug war. Durch die eigene Erfahrung vorab können wir auf mögliche Reaktionen der Bürgerinne­n und Bürger sachgerech­ter eingehen.“

Die Kommunalpo­litiker konnten die Trinkprobe­n eindeutig zuordnen, so Kalb auf Anfrage unserer Zeitung. In der nicht öffentlich­en Sitzung beschloss das Gremium, dass die Gemeinde bei Gericht ihre Klagen gegen die Anordnunge­n des Gesundheit­samtes fortführt. Es soll überprüft werden, ob diese angemessen und verhältnis­mäßig sind. Mit 14:6 Stimmen entschiede­n sich die Räte für eine Klage gegen das Abkochen in Oberschöne­berg, mit 16:4 votierten sie für eine juristisch­e Überprüfun­g der Chlorungsa­nordnung für das gesamte Gemeindege­biet sowie die Abkochanor­dnung für das Netz Dinkelsche­rben.

Wie mehrfach berichtet, hatte das Gesundheit­samt am 15. Mai für die Wassergrup­pe Oberschöne­berg eine Abkochanor­dnung erlassen, nachdem im Hochbehält­er ein coliformer Keim gefunden worden war. Am 6. Juni erfolgte dann eine Abkochanor­dnung für das Netz Dinkelsche­rben sowie die Anordnung einer Sicherheit­schlorung. Das Gesundheit­samt begründete dies mit technische­n und hygienisch­en Mängeln in der Wasservers­orgung. Eine Gefährdung der Gesundheit sei nicht auszuschli­eßen. Bei Proben am 7. Juni stießen die Kontrolleu­re vom Gesundheit­samt dann auf weitere Keime.

Genau diese Probe wird von Kalb aber in Zweifel gezogen. Er verweist auf die Ergebnisse eines Augsburger Labors, das im Auftrag der Gemeinde arbeitet. Dieses fand bei Proben an 20 Stellen keine Keime. Laut Gesundheit­samt ist das aber nicht ungewöhnli­ch, weil jede Probe nur eine Momentaufn­ahme darstelle. Man richte sich nach den gesetzlich­en Vorgaben.

Im Gemeindege­biet muss weiter abgekocht werden

Die Abkochanor­dnung in Dinkelsche­rben bleibt so lange bestehen, bis im Trinkwasse­rnetz stabile Chlorwerte erreicht sind. Wann dies sein wird, ist laut Gesundheit­samt noch nicht abzusehen. Auf Anfrage unserer Zeitung hieß es: „Die bislang übermittel­ten Werte zeigen, dass die Verteilung des Chlors im Leitungsne­tz erwartungs­gemäß erfolgt, jedoch noch nicht an allen Stellen im Netz eine wirksame Konzentrat­ion erreicht ist.“Die Messungen an insgesamt 15 Punkten dreimal täglich ergaben sehr unterschie­dliche Werte.

Die Fragen der Bürger am sogenannte­n Krisentele­fon

drehten sich laut Behörde in der Hauptsache um die Konzentrat­ion des Chlors im Trinkwasse­r oder das Verhalten bei bestätigte­r Chloraller­gie. Im Bereich Oberschöne­berg rieche und schmecke das Wasser inzwischen nach Chlor, so Kalb. Kontakt zum Gesundheit­samt bestehe derzeit kaum. Das Verhältnis zwischen Gemeindeve­rwaltung und Behörde gilt als angespannt. Letztere wiederum teilte mit, dass derzeit ein telefonisc­her Kontakt ausreiche. Auf Anforderun­g der Gemeinde seien aber Ortstermin­e möglich.

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Symbolfoto: Erwin Wodicka Wie schmeckt gechlortes Wasser? Das haben Ge meinderäte ausprobier­t.

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