Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Widerstand gegen Straßenbahn Pläne wächst
Kommunalpolitik Nun spricht sich auch die Gersthofer WIR-Fraktion dagegen aus. Bürgermeister hält das für verfrüht
Gersthofen Endstation für die Pläne für eine Straßenbahn durch Gersthofen? Nachdem schon die CSU als stärkste Kraft deutliche Vorbehalte gegen das Projekt hat, winkt nun auch die zweitstärkste Fraktion im Gersthofer Stadtrat ab. In einer Erklärung begründet WIR: „Für unsere Fraktion kommt keine Verlängerung der Tramlinie 4 von Oberhausen-Nord bis zur Berliner Straße infrage.“Gersthofens Bürgermeister Michael Wörle (parteilos) aber sagt dennoch: „Das Thema ist noch nicht vom Tisch.“
In ihrer Begründung verweist die Fraktion auf die bekannten Nachteile einer Verlängerung der Straßenbahn: Bei einer Ausbaulänge von ca. 3,8 Kilometern würden nur ca. 1,7 Kilometer auf einem eigenen Gleiskörper verlaufen. Über zwei Kilometer aber müsse sich die Tram mit allen anderen Verkehrsteilnehmern durch Augsburger und Donauwörther Straße zwängen und stehe mit diesen im Stau. Dabei blieben Attraktivität und Wirtschaftlichkeit auf der Strecke. Weitere Kritikpunkte: Für den Ausbau müssten knapp 400 Bäume entfernt werden, die mit großem Aufwand gebauten Kreisverkehre müssten rückgebaut und 16 neue Lichtsignalanlagen errichtet werden. Geschätzte Baukosten: 45 Millionen Euro.
Stattdessen fordert WIR ein ganzheitliches Verkehrskonzept für die Kernstadt und alle Ortsteile. Dieses beginne bei der Verbesserung des Radwegenetzes, beinhalte ein attraktives ÖPNV-Angebot und ein intelligentes Verkehrslenkungskonzept für die Innenstadt, damit diese von unnötigem Autoverkehr entlastet werde.
Rathauschef Wörle hält eine Ablehnung der Straßenbahn-Verlängerung für übereilt. Bislang gibt es eine Studie, welche die technische Machbarkeit bestätigt, aber keine Kosten-Nutzen-Rechnung und kein Verkehrskonzept für Gersthofen, in dem es auch um die Buslinien, Auto- und Radverkehr sowie Fußgänger geht. Vorschläge für ein derartiges Gesamtkonzept sollen Fachleute vorlegen. Bis das so weit ist, werden aber einige Monate ins Land gehen, sagt Wörle. Seinen Worten zufolge werden Modelle vorgelegt, bei denen es eine „lange“Straßenbahnlinie quer durch die Stadt gibt, eine verkürzte Variante und eben eines ohne Tram. Zum jetzigen Zeitpunkt schon einen möglichen Baustein herauszugreifen und abzulehnen, halte er für wenig sinnvoll, so Wörle auf Anfrage unserer Zeitung.
Für den Rathauschef steht bei der Verbesserung des Nahverkehrsangebots in Gersthofen ein Ziel im Vordergrund. Man müsse die sogenannte Brechung im Übergang zwischen dem Gersthofer und Augsburger Nahverkehrsnetz wegbekommen, sagt er in Anspielung auf die damit verbundenen Wartezeiten: „Die Bürger werden ihre Töchter nie nachts um zehn Uhr in Oberhausen Nord warten lassen.“Wörle strebt eine schrittweise Lösung an, wobei manches rasch gegen könne. So wolle man eine Konzeption für eine bessere Verbindung zwischen Rathaus und Bahnhof vorlegen.
Auch der stellvertretende WIRFraktionschef Jürgen Schantin sagt angesichts der wachsenden Verkehrsprobleme mitten in Gersthofen: „Wir müssen uns deshalb schnellstens um Lösungen für dieses Problem bemühen. Dabei geht es vor allem darum, das Verkehrsmittel Auto zu reduzieren.“Eine Straßenbahn wäre in den Augen von WIR grundsätzlich nicht schlecht. Doch die Chance dafür sei beim Rückbau der alten B2 in den 1990er-Jahren vertan worden.