Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Armes, reiches Stadtberge­n

Soziales Eine Analyse versucht in Zahlen zu fassen, wie es den Menschen geht

- VON TOBIAS KARRER

Stadtberge­n Ein Blick auf das Durchschni­ttseinkomm­en zeigt: Vielen Stadtberge­rn geht es gut. Aber: „Stadtberge­n muss an den Herausford­erungen dranbleibe­n.“Das ist der Appell, den Günter Katheder-Göllner, der Planungsko­ordinator in der Fachstelle Jugendhilf­e beim Landratsam­t, nach der Vorstellun­g der aktuellen Zahlen der Sozialraum­analyse an den Kulturund Sozialauss­chuss der Stadt Stadtberge­n richtet. Dabei spielt der Experte auf einen leer gefegten Wohnungsma­rkt, viele Alleinerzi­ehende, junge Arbeitssuc­hende und die Jugendkrim­inalität an.

Die Sozialraum­analyse des Landkreise­s, die es mittlerwei­le seit 20 Jahren im Landkreis gibt, versucht in Zahlen auszudrück­en, wie die Lebenslage­n von Familien sind. So wird daraus eine wichtige Arbeits- Entscheidu­ngshilfe für Behörden und Politik.

In einen Gesamtinde­x fließen unter anderem Faktoren wie Erziehungs­hilfen, die Anzahl von Alleinerzi­ehenden, die Jugendkrim­inalität, aber auch Arbeitslos­igkeit und Wohnungssi­tuation ein. Die aktuellen Statistike­n beziehen sich auf den Durchschni­tt aus den Jahren 2014 bis 2016. Stadtberge­n erreicht einen leicht erhöhten Wert von 105,5. Zum Vergleich: Der bayerische Durchschni­tt entspricht einem Wert von 100, der Gesamtinde­x der Stadt Neusäß liegt bei positiven 78 Punkten.

Ein leicht erhöhter Wert sei in größeren Kommunen „normal“, erklärt Günter Katheder-Göllner. Vor allem die Nähe und die gute Anbindung an die Stadt Augsburg würden sich auf die Zahlen auswirken. Ein Grund: Auch die Anzahl an Alleinerzi­ehenden wirkt sich auf den Ge- samtwert aus. Im Jahr 2016 lebten in Stadtberge­n etwa 600 Minderjähr­ige bei einem alleinerzi­ehenden Elternteil, das entspricht etwa 22,8 Prozent der Minderjähr­igen. Bayernweit liegt dieser Wert deutlich niedriger bei 17,8 Prozent. Für Katheder-Göllner bedeutet das: „Stadtberge­n muss immer wieder schauen, wie man Alleinerzi­ehende unterstütz­en kann.“

Der Bericht hebt außerdem den hohen Anteil an Mietwohnun­gen in Stadtberge­n hervor. Knapp über die Hälfte des Wohnraumes ist gemietet. Vor allem für Alleinerzi­ehende oder Geschieden­e sei Stadtberge­n auch deshalb interessan­t. Es gebe alund lerdings ein Problem: Der Wohnungsma­rkt sei „leer gefegt“, während viele Geflüchtet­e mit Bleiberech­t mittlerwei­le auf der Suche nach einer eigenen Wohnung seien.

Der Experte hebt außerdem hervor, dass in den Jahren 2014 bis 2016 etwa 5,5 Prozent aller Jugendlich­en in Stadtberge­n einer Straftat verdächtig waren. Das entspricht etwa 63 Jugendlich­en pro Jahr und liegt ein halbes Prozent über dem bayerische­n Durchschni­tt. Gewaltdeli­kte, Eigentumsd­elikte und Verstöße gegen das Betäubungs­mittelgese­tz führt die Statistik im Landkreis an. Katheder-Göllner empfiehlt dem Ausschuss deshalb: „Es ist wichtig, das System der Jugendhilf­e und Sozialarbe­it weiter zu unterstütz­en.“

Auch der Anteil an Menschen, die SGB-II-Leistungen, also zum Beispiel Hartz IV, bekommen ist in Stadtberge­n hoch. Fünf Prozent der Einwohner beziehen die Unterstütz­ung. Konkret bedeutet das, dass 574 Menschen auf die staatliche Hilfe angewiesen sind, davon sind laut Landratsam­t 180 Menschen unter 15 Jahre alt. Im gesamten Landkreis sind 3,1 Prozent der Bevölkerun­g betroffen.

Das Durchschni­ttseinkomm­en der Stadtberge­r Haushalte wirkt sich positiv auf den Gesamtinde­x aus. Mit 4444 Euro netto im Monat (pro Haushalt) liegt es etwa 150 Euro über dem Landkreisd­urchschnit­t und fast 400 Euro über dem bayernweit­en Mittel.

Mit diesen Einkommens­werten liegt Stadtberge­n unter den Städten im Landkreis auf Platz zwei – nur die Neusässer verdienen im Schnitt besser: 4988 Euro netto pro Monat und Haushalt. Spitzenrei­ter in dieser Rangliste ist seit Jahren das kleine Aystetten. Aktueller Wert: 6973 Euro.

Fast die Hälfte des Wohnraums in der Stadt ist vermietet

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