Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Armes, reiches Stadtbergen
Soziales Eine Analyse versucht in Zahlen zu fassen, wie es den Menschen geht
Stadtbergen Ein Blick auf das Durchschnittseinkommen zeigt: Vielen Stadtbergern geht es gut. Aber: „Stadtbergen muss an den Herausforderungen dranbleiben.“Das ist der Appell, den Günter Katheder-Göllner, der Planungskoordinator in der Fachstelle Jugendhilfe beim Landratsamt, nach der Vorstellung der aktuellen Zahlen der Sozialraumanalyse an den Kulturund Sozialausschuss der Stadt Stadtbergen richtet. Dabei spielt der Experte auf einen leer gefegten Wohnungsmarkt, viele Alleinerziehende, junge Arbeitssuchende und die Jugendkriminalität an.
Die Sozialraumanalyse des Landkreises, die es mittlerweile seit 20 Jahren im Landkreis gibt, versucht in Zahlen auszudrücken, wie die Lebenslagen von Familien sind. So wird daraus eine wichtige Arbeits- Entscheidungshilfe für Behörden und Politik.
In einen Gesamtindex fließen unter anderem Faktoren wie Erziehungshilfen, die Anzahl von Alleinerziehenden, die Jugendkriminalität, aber auch Arbeitslosigkeit und Wohnungssituation ein. Die aktuellen Statistiken beziehen sich auf den Durchschnitt aus den Jahren 2014 bis 2016. Stadtbergen erreicht einen leicht erhöhten Wert von 105,5. Zum Vergleich: Der bayerische Durchschnitt entspricht einem Wert von 100, der Gesamtindex der Stadt Neusäß liegt bei positiven 78 Punkten.
Ein leicht erhöhter Wert sei in größeren Kommunen „normal“, erklärt Günter Katheder-Göllner. Vor allem die Nähe und die gute Anbindung an die Stadt Augsburg würden sich auf die Zahlen auswirken. Ein Grund: Auch die Anzahl an Alleinerziehenden wirkt sich auf den Ge- samtwert aus. Im Jahr 2016 lebten in Stadtbergen etwa 600 Minderjährige bei einem alleinerziehenden Elternteil, das entspricht etwa 22,8 Prozent der Minderjährigen. Bayernweit liegt dieser Wert deutlich niedriger bei 17,8 Prozent. Für Katheder-Göllner bedeutet das: „Stadtbergen muss immer wieder schauen, wie man Alleinerziehende unterstützen kann.“
Der Bericht hebt außerdem den hohen Anteil an Mietwohnungen in Stadtbergen hervor. Knapp über die Hälfte des Wohnraumes ist gemietet. Vor allem für Alleinerziehende oder Geschiedene sei Stadtbergen auch deshalb interessant. Es gebe alund lerdings ein Problem: Der Wohnungsmarkt sei „leer gefegt“, während viele Geflüchtete mit Bleiberecht mittlerweile auf der Suche nach einer eigenen Wohnung seien.
Der Experte hebt außerdem hervor, dass in den Jahren 2014 bis 2016 etwa 5,5 Prozent aller Jugendlichen in Stadtbergen einer Straftat verdächtig waren. Das entspricht etwa 63 Jugendlichen pro Jahr und liegt ein halbes Prozent über dem bayerischen Durchschnitt. Gewaltdelikte, Eigentumsdelikte und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz führt die Statistik im Landkreis an. Katheder-Göllner empfiehlt dem Ausschuss deshalb: „Es ist wichtig, das System der Jugendhilfe und Sozialarbeit weiter zu unterstützen.“
Auch der Anteil an Menschen, die SGB-II-Leistungen, also zum Beispiel Hartz IV, bekommen ist in Stadtbergen hoch. Fünf Prozent der Einwohner beziehen die Unterstützung. Konkret bedeutet das, dass 574 Menschen auf die staatliche Hilfe angewiesen sind, davon sind laut Landratsamt 180 Menschen unter 15 Jahre alt. Im gesamten Landkreis sind 3,1 Prozent der Bevölkerung betroffen.
Das Durchschnittseinkommen der Stadtberger Haushalte wirkt sich positiv auf den Gesamtindex aus. Mit 4444 Euro netto im Monat (pro Haushalt) liegt es etwa 150 Euro über dem Landkreisdurchschnitt und fast 400 Euro über dem bayernweiten Mittel.
Mit diesen Einkommenswerten liegt Stadtbergen unter den Städten im Landkreis auf Platz zwei – nur die Neusässer verdienen im Schnitt besser: 4988 Euro netto pro Monat und Haushalt. Spitzenreiter in dieser Rangliste ist seit Jahren das kleine Aystetten. Aktueller Wert: 6973 Euro.
Fast die Hälfte des Wohnraums in der Stadt ist vermietet