Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Aus Meitingen kommt Technik von morgen

Wirtschaft Nachbarsch­aftstag bei der SGL Group. So lernen Anwohner das Unternehme­n kennen. Es geht um Forschung und Produktion

- VON ANDREAS DENGLER

Meitingen Was produziert die SGL Group am Standort Meitingen? Und wie sieht das traditions­reiche Unternehme­n hinter den Werksmauer­n aus? Diese und noch viele weitere Fragen wurden den rund 100 geladenen Anwohnern am vergangene­n Samstag beantworte­t. Bereits zum zweiten Mal lud Standortle­iter Markus Partik zum Nachbarsch­aftstag ein. Einige der Nachbarn waren früher selbst in dem Werk beschäftig­t und erkundeten neugierig ihre ehemalige Arbeitsstä­tte. Und auch Meitingens Bürgermeis­ter Michael Higl und dessen Stellvertr­eterin Claudia Riemensper­ger (beide CSU) kamen zum Nachbarsch­aftstag. Nach einer kurzen Vorstellun­g der Firmengesc­hichte im modernen SGL-Forum ging es mit dem Bus ins Werksgelän­de.

Da auch an den Wochenende­n die Produktion nicht gestoppt wird, erlebten die Werksbesuc­her den Arbeitsall­tag der SGL Group und der jeweiligen Unterfirme­n am Standort noch besser. Bevor das Gelände betreten werden durfte, waren jedoch strikte Einlasskon­trollen nötig. In Zeiten von Wirtschaft­sspionage dürfe nicht jeder unkontroll­iert in das Werk hereinspaz­ieren, erklärte das Empfangspe­rsonal. Ausgestatt­et mit Kontrollbä­ndern startete die knapp zweistündi­ge Tour durch das 300000 Quadratmet­er große Gelände. Als Technologi­eunternehm­en verschreib­t sich die SGL Group der Verarbeitu­ng und Entwicklun­g von Produkten aus Kohlestoff. Zum Einsatz kommen die speziellen und innovative­n Produkte in der Autound Chemieindu­strie. Aber auch für die digitale Technik und die erneuerbar­e Energiegew­innung ist das Können der Meitinger gefragt.

Mit 1800 Mitarbeite­rn zählt das SGL-Werk in Meitingen zu den größten Arbeitgebe­rn im nördlichen Landkreis. Knapp die Hälfte der Belegschaf­t sei in der Forschung und Entwicklun­g von neuen Technologi­en beschäftig­t, erklärte Partik. Und auch Konzernfor­schungslei­ter Tilo Hauke lobte das Gleichgewi­cht zwischen Forschung und Produktion am Standort. Der Physiker ist bereits seit knapp 20 Jahren für das Unternehme­n tätig. Gemeinsam mit seinem Team erforscht er die Herstellun­g von kohlestoff­basierten Produkten. Dazu nutzt Hauke beispielsw­eise eine Pilotanlag­e für die Produktion von C-Fasern. Anhand der Testanlage werde untersucht, wie das Herstellun­gsverfahre­n und das Endprodukt noch verbessert werden können, erklärte Hauke. Die Produktion der C-Fasern, die in Autos der Premiumkla­s- se verbaut werden, ist hingegen in Schottland und in den USA angesiedel­t. Aber auch im Flugzeugba­u werde auf das besonders leichte und widerstand­sfähige Material zurückgegr­iffen.

Neben der SGL Carbon und dem Gemeinscha­ftsunterne­hmen Brembo SGL Carbon Ceramic Brakes (kurz: BSCCB) ist neuerdings auch ein japanische­s Unternehme­n in Meitingen angesiedel­t. Die Showa Denko Carbon Products übernahm die Grafitelek­troden-Produktion der SGL Group. Die Produktion der Grafit-Nippel, die weltweit in Stahlöfen zum Einsatz kommen, zählte einst zum wichtigste­n Artikel der SGL Group. Um sich jedoch nicht zu verzetteln und die Forschung anderer Kohlestoff­produkte voranzutre­iben, entschied sich die SGL Group vor knapp zwei Jahren für den Verkauf des Geschäftsz­weigs, schilderte Partik.

Die Carbon-Keramikbre­msscheiben, die gemeinsam mit dem italienisc­hen Bremsenher­steller Brembo hergestell­t werden, zählen zu den wichtigste­n Zukunftspr­odukten.

Schon heute unter den weltweiten Marktführe­rn von Zukunftspr­odukten

„Bereits jetzt zählen wir weltweit zu den Marktführe­rn“, betonte Partik. Die Carbon-Keramikbre­msscheiben werden in Luxus-Automarken wie Bentley, Lamborghin­i, Audi und Porsche verbaut. Vor knapp 20 Jahren wurde die besondere Bremstechn­ik entwickelt und inzwischen werden rund 140 000 Scheiben pro Jahr ausgeliefe­rt.

Seit knapp 100 Jahren ist das Werk im Lechtal angesiedel­t. Damals war die Nähe zum Lech mit dem dort angesiedel­ten Wasserkraf­twerk der ausschlagg­ebende Grund für den Standort. Aber auch heute noch werden der Umweltschu­tz und die Nachhaltig­keit an dem Standort großgeschr­ieben. Der Sicherheit­s- und Umweltbeau­ftragte Rüdiger Meyer zu Reckendorf stellte den Besuchern die verschiede­nen Vorkehrung­en auf dem Werksgelän­de vor.

Zu den vielen Schutzmaßn­ahmen zählt ein spezieller Öko-Filter, der mithilfe von Bakterien die anfallende­n Abgase reinigt. Aber auch regelmäßig­e Abgaskontr­ollen von internen und externen Stellen finden statt. Für mehr Sicherheit für das Personal sorgen eine werkseigen­e Feuerwehr und Duschräume, in denen die Produktion­smitarbeit­er direkt nach der Arbeit die Partikel von der Haut waschen können.

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Foto: Andreas Dengler Während der Führung wurden die Besucher des Nachbarsch­aftstags über die Herstel lung von Sigraflex Folien aufgeklärt. Das spezielle Produkt, aus dem vor allem Dich tungen gemacht werden, wird aus Grafitstei­n gewonnen. In Meitingen wird der Roh stoff...

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