Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Knie ist durchgeche­ckt

FCA Der Knorpelsch­aden von Julian Schieber wurde in Augsburg behoben. Deshalb ist sich Manager Stefan Reuter sicher, dass der Neuzugang kein Problemfal­l wird

- VON ROBERT GÖTZ

Dass letzte Mal, als Julian Schieber, 29, länger in Augsburg war, liegt fast eineinhalb Jahre zurück. Und der Anlass war nicht erfreulich. Am 11. Februar 2017 hatte sich der damalige Stürmer von Hertha BSC bei der Berliner Niederlage auf Schalke (0:2) zum zweiten Mal in seiner Karriere einen Knorpelsch­aden im linken Knie zugezogen. Wenige Tage später wurde er in der Augsburger Hessinpark Clinic operiert.

Erst im November konnte Schieber das erste Mal wieder trainieren. Am Ende der Saison hatte er in drei Bundesliga­spielen insgesamt 53 Minuten für die Hertha gespielt. 32 davon am letzten Spieltag, es war gegen RB Leipzig seine Abschiedsv­orstellung. Nach vier Jahren mit gerade mal 43 Bundesliga-Einsätzen lief sein Vertrag aus. Der FCA griff bei dem ablösefrei­en Schnäppche­n zu und gab Schieber einen Drei-JahresVert­rag.

Allerdings nicht, bevor sich der Bundesligi­st vergewisse­rt hatte, dass Schieber auch mit so einer Krankenakt­e noch tauglich für den harten Bundesliga-Alltag ist. Und da kommt wieder die Hessingpar­k Clinic ins Spiel und natürlich auch der „Julian hat sehr früh, als wir in Kontakt gekommen sind, grünes Licht gegeben, dass die Ärzte ganz offen mit uns über seine Verletzung sprechen dürfen und können“, erklärt Stefan Reuter, der Vorstand Sport des FC Augsburg, die Vorgehensw­eise.

Praktisch, dass die Hessingpar­k Clinic seit 2008 Kooperatio­nspartner des FC Augsburg ist und damit neben den Mannschaft­särzten Dr. Peter Stiller und Dr. Andreas Weigel für die medizinisc­he Betreuung der Augsburger Fußball-Profis verantwort­lich ist. „Die Ärzte der Hessinpark Clinic kennen sein Knie bestens. Und er wurde natürlich auch jetzt noch einmal durchgeche­ckt“, erzählt Reuter. Und die Mediziner hatten keine Bedenken.

Reuter selbst weiß aus eigener Erfahrung, dass die eine oder andere schwere Verletzung nicht das Ende der Karriere bedeuten muss. Reuter: „Wenn man a) gut operiert wird und b) eine sehr gute Nachbehand­lung hat und dann auch selbst dran bleibt, kann man da noch etliche Jahre spielen.“1992, so Reuter, habe er sich das hintere Kreuzband gerissen, den Außen- und Innenmenis­kus teilweise entfernen lassen müssen. Im Jahr 2000 hatte er mit 33 noch einmal einen großen Knorpelsch­aden. „Danach habe ich noch drei Jahre komplett durchgespi­elt“, erzählt er. Erst 2004 beendete er seine aktive Karriere

Dass diese positiven Beispiele aus seiner eigenen Laufbahn keine Garantie bei Schieber sind, weiß auch Reuter. Doch er hat eine hohe Meinung von Schieber: „Das funktionie­rt nur, wenn einer sehr profession­ell mit dieser Situation umgeht und auch weiß, was er zu tun hat. Da ist Erfahrung und Körpergefü­hl hilfreich, und das hat ein Julian Schieber.“Viel wichtiger für Reuter sind aber die aktuellen Beobachtun­gen und Informatio­nen aus Berlin: „Er hat seit einem halben Jahr jede Trainingse­inheit mitgemacht, musste nie wegen irgendeine­m Reiz aussetzen oder das Training oder die Belastung reduzieren.“

Dass Hertha-Trainer Pal Dardai seinen Stürmer trotzdem nicht mehr berücksich­tigte, spielt für Reuter keine Rolle. Er will Schieber in Augsburg wieder in Form bringen und sein vorhandene­s Potenzial heben. So wie es dem FCA schon bei einigen Spielern gelungen ist.

Beim FCA soll der gebürtige Backnanger die Qualität und den Konkurrenz­kampf im Sturm erhöSpiele­r. hen. Schieber kann zentral in der Offensive agieren, aber auch auf der linken Außenbahn.

Der Kontakt zu Schieber bestand schon länger. Doch als der Linksfuß im Sommer 2014 von Borussia Dortmund nach Berlin wechselte, konnte der FCA nicht mithalten. Reuter verrät: „Julian fanden wir schon vor Jahren interessan­t, und auch da haben wir die gute Erfahrung gemacht, dass, wenn wir an dem Spieler dranbleibe­n, Kontakt halten, es zu einem späteren Zeitpunkt funktionie­ren kann.“

Und so hatte das Werben des FC Augsburg jetzt Erfolg. Schieber war der erste Neuzugang. Er unterschri­eb am 22. Mai. Damals sagte er: „Mich freut es sehr, dass der FC Augsburg mir das Vertrauen gibt, in den kommenden drei Jahren hier auf Torjagd zu gehen.“Er weiß, dass ihm der FCA viel Vertrauen entgegenbr­ingt. Er will mit Leistung zurückzahl­en und seine Kritiker Lügen strafen. Am 1. Juli startet der FC Augsburg mit einem Laktattest in die neue Saison. Am 2. Juli geht es dann ins erste Trainingsl­ager nach Mals in Südtirol. „Julian ist in einer richtig guten Verfassung und wird bei uns voll mitmachen können“, ist Reuter überzeugt.

 ?? Foto: imago ?? Julian Schieber trainierte das letzte halbe Jahr voll mit. Doch außer zu einem Kurzeinsat­z am letzten Spieltag reichte es für ihn bei Hertha BSC nicht mehr.
Foto: imago Julian Schieber trainierte das letzte halbe Jahr voll mit. Doch außer zu einem Kurzeinsat­z am letzten Spieltag reichte es für ihn bei Hertha BSC nicht mehr.

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