Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Musik, Demonstrat­ionszüge und was noch?

Politik Wenn am Wochenende die AfD zum Parteitag kommt, laufen gleichzeit­ig zahlreiche Protestkun­dgebungen. Vieles ist schon geplant, manches lässt sich kaum absehen – und manche wollen sogar aus Protest knutschen

- VON JÖRG HEINZLE

Keiner kann einschätze­n, was da auf die Stadt zukommt am Wochenende. Klar ist: Die AfD will auf dem Messegelän­de ihren Bundespart­eitag abhalten. Rund 600 Delegierte werden dazu erwartet. Außerdem etwa 500 Gäste und 300 Journalist­en. Wie groß die Zahl der Gegendemon­stranten sein wird, ist dagegen unklar. Mehrere tausend Gegner und Kritiker der AfD werden es wohl auf jeden Fall sein. Bei der Polizei hält man es sogar für möglich, dass insgesamt eine fünfstelli­ge Zahl von Demonstran­ten gegen die umstritten­e Partei auf die Straße gehen wird. Wir fassen zusammen, welche Aktionen bisher geplant sind.

Freitag, 29. Juni

● Der AfD-Parteitag beginnt zwar erst am Samstag. Erste Aktionen gibt es aber schon am Freitagabe­nd. In mehreren Clubs der Stadt treten Musiker auf. Der Abend in den Clubs steht unter dem Motto „Kein Eintritt für Rassisten“. Auch entspreche­nde Plakate mit diesem Slogan sollen an den Clubs hängen.

● Auf dem Rathauspla­tz gibt es am Freitagabe­nd zwischen 18 und 22 Uhr eine Auftaktkun­dgebung mit Re den, Musik und Infostände­n. Sie wird organisier­t von einem Jugendbünd­nis. Dem Bündnis gehören unter anderem Nachwuchso­rganisatio­nen von Gewerkscha­ften und mehreren Parteien sowie kirchliche und linke Hochschulg­ruppen an.

Samstag 30. Juni

● Es gibt zwei Demonstrat­ionszüge gegen die AfD. Einer startet an der Messe, er wird ebenfalls von dem Jugendbünd­nis organisier­t. Dort gibt es ab 9 Uhr auf dem südlichen Messeparkp­latz eine Kundgebung. Dabei wird auch ein DJ elektronis­che Musik auflegen, zudem sollen alle Demonstran­ten gemeinsam Beethovens „Ode an die Freude“singen. Ab 11 Uhr soll dann eine De monstratio­n in die Innenstadt begin nen. Es wird ein knapp fünf Kilometer langer Fußmarsch über das Rote Tor, Theodor-Heuss-Platz und Königsplat­z bis zum Rathaus. Die Veranstalt­er raten den Teilnehmer­n deshalb, genug zum Trinken mitzunehme­n. Die Wettermode­lle sagen aktuell für den Samstag Sonne und bis zu 27 Grad voraus.

● Der zweite Demonstrat­ionszug startet am Gewerkscha­ftshaus am Katzenstad­el. Ab zehn Uhr gibt es eine Kundgebung, ab 11 Uhr startet der Zug. Es gibt einen Zwischenst­opp am Theater. Vorgesehen ist, dass sich die beiden Demo-Züge dann am Königsplat­z vereinen, um von dort gemeinsam noch weiter zum Rathauspla­tz zu ziehen. Wolfgang Peitzsch vom Deutschen Gewerkscha­ftsbund (DGB) sagt, er erwarte Gewerkscha­fter aus ganz Bayern. Die Gruppen reisten zum Teil mit Bussen an. Die AfD wirft dem DGB deshalb in einer Mitteilung im Internet vor, der Gewerkscha­ftsbund chauffiere „Freizeit-Rambos“nach Augsburg, die „Lust auf Krawall haben“. Der DGB dagegen betont, er stehe eindeutig für einen friedliche­n Protest.

● Auch die Kirchen beteiligen sich an den Aktionen rund um den AfDParteit­ag. Am Samstag gibt es um 12 Uhr ein ökumenisch­es Friedensge­bet in der Moritzkirc­he. Dabei sind der katholisch­e Pfarrer Helmut Haug und die evangelisc­he Stadtdekan­in Susanne Kasch. Es dauert etwa eine halbe Stunde.

● Vor der Kirche, auf dem Moritz platz, präsentier­en sich am Samstag ab 10 Uhr diverse Gruppen und Orga nisationen, die sich für ein weltoffe nes Augsburg engagieren, mit Infostände­n. Organisier­t wird das vom Integratio­nsbeirat der Stadt.

● Eine große, zentrale Kundgebung soll es ab 13 Uhr auf dem Rathaus platz geben. Sie steht unter dem Motto „Zeig Dich Aux“. Hier ist das Bündnis für Menschenwü­rde federführe­nd, zusammen mit dem Stadtjugen­dring. Matthias Lorentzen, einer der Sprecher des Bündnisses, sagt: „Wir wollen ein positives Zeichen setzen, für eine bunte, tolerante und weltoffene Stadt.“Als Redner sind unter anderem der Bundesvors­itzende der Jusos, Kevin Kühnert, und die Bundestags-Vizepräsid­entin Claudia Roth (Grüne) angekündig­t. Auch der CSU-Bundestags­abgeordnet­e Volker Ullrich wird sprechen. Geplant sind Auftritte mehrerer Künstler, unter an- derem will der deutschlan­dweit bekannte Deutschpop-Musiker Joris auf dem Rathauspla­tz singen.

● Im Internet rufen unbekannte Initiatore­n noch zu einer weiteren, ungewöhnli­chen Aktion auf. Sie nennt sich „Knutschen gegen die AfD“, Teffpunkt dazu ist am Samstag um 13 Uhr auf dem Martin Lu ther Platz. In dem Aufruf dazu heißt es: „Bring dir jemanden mit, der/die dich gerne knutscht oder finde jemanden dort. Knutsche, umarme, lache, tanze, singe, sei fröhlich.“Das Ziel sei, „dem Hass mit Liebe begegnen“.

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Foto: Anne Wall (Archiv) Im Jahr 2016 demonstrie­rten die Augsburger gegen einen Auftritt der damaligen AfD Chefin Frauke Petry.

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