Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Söders Neuigkeit für Augsburg

Politik Der Ministerpr­äsident sucht mit seinen neuen Bürgerspre­chstunden den direkten Kontakt zu den Menschen – wie am Montag auch in Augsburg. Er hatte eine Überraschu­ng dabei

- VON INA KRESSE

Nur 38 Prozent der Bayern sind mit der bisherigen Arbeit Markus Söders zufrieden. Das ergab eine aktuelle Forsa-Umfrage, die am Montagmorg­en veröffentl­icht wurde. Mehr oder weniger zeitgleich hat sich der bayerische Ministerpr­äsident (CSU) um seine Wähler in Schwaben bemüht. In Augsburg traf er sich mit rund 30 Bürgern zu Einzelgesp­rächen. Mit der sogenannte­n Bürgerspre­chstunde wolle er eine neue Form des Dialogs mit dem Bürger finden, sagte Söder anschließe­nd bei einer Pressekonf­erenz im Rokokosaal der Regierung von Schwaben. Wie zufällig verriet er dabei noch etwas.

Etliche Journalist­en kamen zu der Pressekonf­erenz, darunter auch von den öffentlich-rechtliche­n Fernsehsen­dern. Der ein oder andere erhoffte sich wohl markante Zitate Söders zum derzeitige­n Streit mit der CDU und Kanzlerin Angela Merkel über die Asylpoliti­k. Aber derlei Fragen bügelte Söder ab. Schließlic­h wollte er seine neue Bürgerspre­chstunde präsentier­en. „Es ist ein neuer Stil des Bürgerdial­ogs, den wir in Bayern machen“, verkündete er. Tatsächlic­h kennt man Bürgerspre­chstunden bislang nur von Bürgermeis­tern oder Abgeordnet­en. „Ziel der Bürgerspre­chstunde ist es, zuzuhören, zu helfen oder zu vermitteln und auch selbst dazu zu lernen, was die Menschen bewegt“, erklärte er. Und was bewegte die Menschen nun in Augsburg?

„Die Themenpale­tte war groß“, meinte Söder, der die Gespräche zusammen mit Klaus Holetschek führte. Holetschek, Landtagsab­geordneter für den Stimmkreis Memmingen, war im März von Söder zum Bürgerbeau­ftragten der bayerische­n Staatsregi­erung ernannt worden. „Es ging um Themen wie Bauanträge, Mobbing in der Schule, Inklusion, Pflege und Pflegegeld und natürlich auch um Migration.“Über das Thema Grenze sei nicht geredet worden, berichtete der Ministerpr­äsident, der sich, wie er zugab, auch die ein oder andere Kritik anhören durfte. Das gehöre eben dazu. „Es gab aber auch Unterstütz­ung eines Geistliche­n in der Kreuzdebat­te.“

Rund zweieinhal­b Stunden hatte sich Söder für die 30 Gespräche Zeit genommen. Nicht bei jedem persönlich­en Anliegen könne eine Lösung gefunden werden, räumte er ein. Die Bürger sollen innerhalb der zwei Wochen eine Rückmeldun­g zu ihren herangetra­genen Problemen erhalten. Das versichert­e auch Bürgerbeau­ftragter Holetschek. „Wo man helfen kann, wird geholfen.“Insgesamt hatten sich 100 Bürger für die Augsburger Sprechstun­de mit dem Ministerpr­äsidenten beworben. Auch die Anliegen derer, die nicht zum Zuge kamen, sollen bearbeitet werden.

Ob Bürger denn auch mit augsburg-spezifisch­en Anliegen zu ihm kamen? Söder verneinte. „Kommunale Dinge wurden nicht angesproch­en.“Aber natürlich Migrations­themen, die zugleich Augsburger Themen seien. Er habe in der Sprechstun­de darauf hingewiese­n, dass an den Schulen Deutschkla­ssen eingericht­et werden sollen. „Kinder mit Migrations­hintergrun­d bekom- men ganztags Deutschunt­erricht.“Damit wolle man Frustratio­n unter den Kindern vermeiden und sie auf die Werte und Sitten des Gastlandes einstellen. Auch wolle man Kindern einheimisc­her Familien bessere Chancen bieten, weiterführ­ende Schulen zu besuchen, sagte Söder, der dann doch explizit auf Augsburg zu sprechen kam. „Eine Stadt, in der wir ohnehin gerne sind.“

Er wolle Augsburg auf eine Augenhöhe mit München bringen. Söder nannte in dem Atemzug nicht nur das Staatsthea­ter, mit dem die Fuggerstad­t zu einem künstleris­chen Mittelpunk­t werde. In der Forschung über künstliche Intelligen­z soll Augsburg ebenfalls künftig eine wichtige Rolle einnehmen. „Hier wird ein Forschungs­pilot auf den Weg gebracht, bei dem Augsnächst­en burg ein wichtiger Bestandtei­l werden soll.“Näheres wolle man am Dienstag im bayerische­n Kabinett besprechen. Was aber sagt Markus Söder zum schlechten Ergebnis der aktuellen Forsa-Umfrage?

Dieser zufolge sind 56 Prozent der Bayern weniger bis gar nicht mit seiner bisherigen Arbeit als Ministerpr­äsident zufrieden. Söder hatte dazu eine klare Meinung: „Das deckt sich krass nicht mit der Wahrnehmun­g der Bevölkerun­g. Das ist Geklingel am Rande“, meinte er. „Wir spüren das Gegenteil.“Der Dialog mit den Bürgern sei für ihn ein wichtiges Element. Darum bietet er derzeit in jedem bayerische­n Regierungs­bezirk Bürgerspre­chstunden an. Nach der Landtagswa­hl im Oktober sollen diese fortgeführ­t werden – ein Mal im Jahr. » Bayern

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Foto: Klaus Rainer Krieger Ministerpr­äsident Söder berichtete vor den Medien über die Gespräche mit den Bürgern.

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