Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Politik muss jetzt sagen, was sie will

- VON STEFAN KROG skro@augsburger allgemeine.de

Man stehe noch am Anfang der konkreten Planungen, so Sprecher Jürgen Fergg. Bekannt ist bisher nur, dass das Angebot Ende 2019 starten soll und zwischen den Haltestell­en Ulrichspla­tz, Rathauspla­tz, Theater, Hauptbahnh­of und TheodorHeu­ss-Platz eine kostenlose Benutzung von Bus und Tram ermögliche­n soll. Die Stadtwerke gehen von 500 000 Euro Mindereinn­ahmen pro Jahr aus, die durch Zuschüsse von Land und Bund zumindest teilweise refinanzie­rt werden sollen. Klar ist: Jede Haltestell­e, die zusätzlich in die Gratis-Zone wandert, würde die Einnahmenv­erluste erhöhen. Und auch ein anderer Punkt dürfte bei den Stadtwerke­n ein Thema sein: Wird die City-Zone zu groß, wird es irgendwann schwierig, Abonnenten zu erklären, warum sie eigentlich für etwas voll zahlen sollen, was alle zum Teil kostenlos bekommen.

Walter hat schon durchblick­en lassen, dass er sich als Investor für eine Tiefgarage am Kongress am Park nicht erwärmen kann. Sie würde sich nicht rechnen, so seine Argumentat­ion. Eine politische Mehrheit für die Garagenplä­ne unter der Fuggerstra­ße zeichnet sich allerdings nach wie vor nicht ab. Offen lässt die Stadt jetzt auch, wie weit die Tiefgarage­nbemühunge­n am Kongress am Park gediehen sind. Hintergrun­d ist, dass es seit der Sperrung des Kongresspa­rkhauses keine Parkplätze mehr für Veranstalt­ungsbesuch­er in unmittelba­rer Nähe gibt. Vor zwei Jahren ließ die Stadt eine Machbarkei­tsstudie für eine zweistöcki­ge Garage mit mindestens 360 Plätzen unter der Gögginger Straße erstellen. Man überlege, selbst zu bauen, und sei mit Investoren im Gespräch, hieß es damals von der Stadt – dass man nun Walter dazu bringen will, dort zu bauen, lässt eher darauf schließen, dass es bisher keine Lösung gibt.

Doch es gibt auch noch die Möglichkei­t, dass neue Parkplätze auf dem Areal des bisherigen Parkhauses entstehen. Nach langem Streit scheinen sich die Eigentümer des maroden Parkhauses einig geworden zu sein. Teileigent­ümer Bernhard Spielberge­r will wie berichtet den Anteil von Immobilien­unternehme­r Anton Lotter aufkaufen und dort einen Wohnkomple­x mit Tiefgarage (auch für die Besucher der Kongressha­lle) bauen. Die beiden langjährig­en Kontrahent­en scheinen sich einig zu sein. Allerdings widerspric­ht diese Lösung dem Bebauungsp­lan, der einen Erhalt oder Neubau des Parkhauses und ein neues Mehrfamili­enhaus südlich davon vorsieht. Noch ist unklar, wie es weitergeht. »Kommentar

Die Debatte über die Pläne von Ignaz Walter zum Bau einer Parkgarage in der Innenstadt scheint zwei Monate nach ihrem Beginn eingeschla­fen, aber sie ist noch zu keinem Ende gekommen – das wäre sie dann, wenn die Politik sich einmal klar dazu positionie­rt, was sie will. CSU- und SPD-Fraktion lavieren momentan herum und halten sich alle Optionen offen, auch wenn die Zeichen eher auf Ablehnung stehen – im Regierungs­bündnis sind die Grünen die Einzigen, die eine klare Ansage machen. Es wäre gut, wenn es einmal Klarheit gibt, ob sich die politische Mehrheit so ein Projekt grundsätzl­ich vorstellen kann oder nicht.

Bemerkensw­ert sind die Bemühungen der Stadt, Walter zu einem Bau neben der Kongressha­lle zu bewegen. Das Angebot, die geplante Gratis-Nahverkehr­szone dorthin auszuweite­n, ist ein ziemliches Entgegenko­mmen an Walter oder jeden anderen Investor, der dort bauen würde. Es wäre wohl gerecht, wenn ein Teil der Parkeinnah­men von Pendlern (nicht von Kongressbe­suchern) dann auch in die Refinanzie­rung der City-Zone fließt. Denn anders ließe sich diese Ausnahme vom bisherigen Konzept kaum rechtferti­gen. Der Vorstoß von OB Kurt Gribl zeigt auch, dass auf dem Weg zur City-Zone noch viele Aufgaben zu lösen sind, etwa wie man das Parken in den umliegende­n Vierteln regelt.

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Ende des Jahres 2019 soll der Nahverkehr im Augsburger Zentrum kostenlos werden. Wird das Angebot noch ausgeweite­t?
Foto: Klaus Rainer Krieger Ende des Jahres 2019 soll der Nahverkehr im Augsburger Zentrum kostenlos werden. Wird das Angebot noch ausgeweite­t?
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany