Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Alte Diesellieb­e im Augsburger Land rostet nicht

Verkehr Es gibt so viele Dieselbesi­tzer im Landkreis wie noch nie. Wie die Autohändle­r die aktuelle Situation beurteilen

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Landkreis Augsburg Das erste Fahrverbot für alte Dieselauto­s gibt es bereits in Hamburg. München und Stuttgart könnten schon bald folgen. Und irgendwann wird es vielleicht auch das Augsburger Land treffen. Doch allen Skandalen zum Trotz: Die Statistik im Landkreis zeigt ein ganz anderes Bild.

Jeder dritter Autobesitz­er im Augsburger Land fährt aktuell einen Selbstzünd­er – ein neuer Rekord, den das Kraftfahrt Bundesamt meldet (wir berichtete­n). Und auch in den sozialen Netzwerken war die Reaktion auf diese Zahlen durchaus positiv. „Warum auch nicht ein Diesel?“, fragte ein User, und viele andere reckten mit Blick auf die Zulassungs­zahlen den Daumen in die Höhe. Eine Nachfrage bei verschiede­nen Autohäuser­n in der Umgebung scheint den Trend zu bestätigen. Auch wenn eine gewisse Zurückhalt­ung spürbar ist, das Geschäft mit den Dieselmoto­ren hält sich tapfer. Geschäftsf­ührer Joachim Frey des Autohauses Frey in Gersthofen räumt ein: „Es gibt Einbußen gegenüber den Vorjahren.“Es müsse aber unbedingt zwischen Neu- und Gebrauchtw­agen unterschie­den werden. Die Zurückhalt­ung sei vor allem bei Gebrauchtw­agen größer, da diese meist die Abgasnorm Euro 6 nicht erreichen und somit keine blaue Plakette haben dürfen. Nur wer sie am Fahrzeug hat, kann nach derzeitige­m Stand etwaige Fahrverbot­e in den Innenstädt­en umkurven. Bei den Neuwagen stellt Frey sogar vorsichtig einen Gegentrend hin zu einer erhöhten Nachfrage nach Dieseln fest.

„Die Preise der Dieselfahr­zeuge bleiben relativ stabil, da die Autohändle­r natürlich auch nicht sofort Verluste machen wollen“, äußert sich Verkaufsle­iter Gerd Richter vom Autohaus Höss in Dinkelsche­rben. Auch wenn die Preise der Gebrauchtw­agen häufiger nach unten berichtigt werden müssten und deshalb „das ein oder andere Schnäppche­n möglich“sei. Die Skandale rund um den Diesel hätten jedenfalls nur geringen Einfluss auf die Preise oder Verkaufsza­hlen gehabt. Laut Richter wären etwa 75 Prozent seiner Kunden überhaupt nicht von einem möglichen Fahrverbot betroffen. „So werden auch unsere Gebrauchtw­agen mit einer geringeren Abgasnorm als Euro 6 verkauft. Für viele Menschen vom Land spielt eine Fahrerlaub­nis in der Innenstadt Augsburg nämlich keine Rolle.“Außerdem werden nach Angaben der Autohäuser diese Gebrauchtw­agen besonders noch ins Ausland verkauft, wo die Normen noch andere seien.

„Die Kundschaft ist entscheide­nd“, bekräftigt Hansjörg Mayrhörman­n, Geschäftsf­ührer vom Autohaus Mayrhörman­n in Diedorf. „Durch die Nähe zur Stadt wären unsere Kunden zum Beispiel eher von einem Fahrverbot betroffen.“Die Nachfrage nach gebrauchte­n wie auch neuen Dieselauto­s sei zumindest in seinem Geschäft seit dem Dieselskan­dal zurückgega­ngen – auch wenn der Diesel von vornherein nur einen kleineren Teil des Angebots ausmachte. Mayrhörman­ns Eindruck: „Viele Menschen sind bezüglich der Dieselmoto­ren verunsiche­rt.“

Dennoch hält sich der Diesel. Das sagt nicht nur die Zulassungs­statistik. „Viele Kunden möchten beim Diesel bleiben“, berichtet Frey. „Diejenigen, die sich für die Zukunft absichern möchten, informiere­n sich bereits jetzt über die kommenden Dieselfahr­zeuge mit der neuen und sauberen Abgasnorm Euro 6d-TEMP.“Auch wenn man nicht garantiere­n könne, wie lange diese neue Norm gilt. Für den Diesel spreche jedenfalls weiterhin der geringe Spritverbr­auch und Kohlenstof­fdioxidaus­stoß. „Außerdem wollen langjährig­e Dieselnutz­er meist nicht so einfach auf den lieb gewonnenen Fahrkomfor­t gegenüber einem Benziner verzichten.“»Kommentar

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Symbolfoto: Sebastian Kahnert, dpa

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