Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Duell auf hohem Niveau
WM Duell Das neue Spielertrainer-Duo der Bezirksliga-Fußballer des TSV Gersthofen liefert sich im Turm des Ballonmuseums eine heiße Partie Tipp-Kick / Serie (7)
Warum die Fußballer des TSV Gersthofen manchmal auch „Ballonstädter“genannt werden, war Florian Fischer und Mario Schmidt, dem neuen SpielertrainerDuo des Bezirksligisten, bisher nicht bekannt. „Ich habe gar nicht gewusst, dass es in Gersthofen ein Ballonmuseum gibt“, wundert sich Mario Schmidt, als wir uns auf Schleichwegen durchs Museum und schmale Treppen in die mittlerweile nicht mehr zugänglichen Ausstellungsräume des alten Wasserturms begeben. Auf hohem Niveau soll diesmal der Tipp-Kick-Tisch aufgebaut werden. Und Fischer und Schmidt liefern sich unter der an der Decke hängenden Gondel ein Spiel auf hohem Niveau und mit hohem Tempo.
Auf das Aufwärmen und eine Platzwahl wird verzichtet. „Er fängt an, weil er der Ältere ist“, bestimmt Schmidt. Das hätte der 32-Jährige, der für den FC Augsburg, den SSV Ulm 1846 und den FC Memmingen eine Reihe von Regionalligaspielen absolviert hat und später beim TSV Aindling und TSV Schwabmünchen Bayernliga gespielt hat, besser nicht gesagt. Denn bereits mit dem ersten Schuss trifft der acht Monate ältere Florian Fischer, der mit dem Karlsruher SC und dem VfR Aalen in der Regionalliga gespielt hat, ins Tor.
Da der zwölfeckige Ball sofort wieder herausspringt, gibt es Diskussionen. „Ich hab ihn hundertprozentig drin gesehen“, behauptet Fischer, während Schmidt den Videobeweis beziehungsweise die Torlinienkamera fordert. Man einigt sich: 1:0. Als Fischers zweiter Versuch an der Querlatte landet, setzt Mario Schmidt mit Kontern und schnellem Umschalten dagegen. Doch sobald der Ball in aussichtsreicher Position liegt, zeigt die schwarze Hälfte nach oben – und Fischer wieder am Zug. „Das gibt’s nicht! Ich bin spielerisch eindeutig besser“, ärgert sich Schmidt, während Fischer nach einem Fehlpass erneut die Querlatte anvisiert. „Der hätte von Rüdiger oder Kroos sein können“, blickt Florian Fischer auf den hauchdünnen 2:1-Erfolg der deutschen Nationalmannschaft gegen Schweden zurück, während er mit seinem Torhüter mehrfach „brutale“Glanzparaden zeigen muss, um den Vorsprung in die Pause zu retten. „Wie der Neuer“, sagt Schmidt und erklärt, dass er den Welttorhüter auf jeden Fall zur Weltmeisterschaft mitgenommen hätte.
Zeit für den Pausentalk zwischen den Exponaten. „Für die Gesellschaft ist es gut, dass sich bei der Weltmeisterschaft ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt“, sagt Florian Fischer. Mario Schmidt gefällt es, „wenn alle Mädchen beim Public Viewing mit den Deutschland-Trikots herumlaufen.“Gegen Schweden war Toni Kroos für Fischer der entscheidende Mann: „Trotz der Fehlpässe.“Er habe trotzdem unverdrossen weitergespielt und vor dem Siegtreffer dann auch genau gewusst, „dass er den jetzt da oben reinjagt.“
Auch Mario Schmidt hat der Auftritt der deutschen Mannschaft gefallen: „Wenn man das erste Spiel verschlafen hat, dann musst du. Aber wir haben von der ersten Minute an richtig Dampf gemacht. Deshalb war der Sieg auf jeden Fall verdient. Vielleicht kommt jetzt auch die Leichtigkeit zurück, die bisher gefehlt hat“, sagt Schmidt. „Wenn man bei einer Weltmeisterschaft weit kommen will, muss man auch das notwendige Quäntchen Glück haben“, hofft er, dass sich der positive Trend fortsetzt: „Es ist noch alles drin. Auch das Finale.“Daran glaubt auch Florian Fischer: „Fußball ist ein Ergebnissport. Auch bei der letzten WM hatten wir nach einem Superstart einen Durchhänger in den Spielen gegen Ghana, die USA und Algerien, ehe gegen Brasilien der Knoten geplatzt ist.“
Der Schiedsrichter mahnt zum Weiterspielen. Und die zweite Halbzeit sollte sich nicht nur angesichts der Höhe des Spielfelds auf ganz hohem Niveau abspielen. Nachdem Florian Fischer das 1:1 zunächst noch durch ein taktisches Handspiel verhindern kann, muss er das 1:1 hinnehmen. Das Tempo nimmt zu. Mit drei Treffern in Folge geht Mario Schmidt 4:1 in Führung: „Ich habe das System umgestellt“, jubelt er.
Fischer wehrt sich tapfer, geht am Spieltisch sogar in die Knie, doch mehr als der 2:4-Anschlusstreffer ist für ihn nicht drin. „Das muss eine schwache Kabinenansprache gewesen sein“, gratuliert er seinem Spezl, mit dem er gemeinsam die letzten vier Jahre den VfL Ecknach trainiert und vor acht Jahren zum letzten Mal Tipp-Kick gespielt hat. „Da werde ich mir jetzt in den nächsten Wochen was anhören müssen“, befürchtet Fischer.