Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Duell auf hohem Niveau

WM Duell Das neue Spielertra­iner-Duo der Bezirkslig­a-Fußballer des TSV Gersthofen liefert sich im Turm des Ballonmuse­ums eine heiße Partie Tipp-Kick / Serie (7)

- VON OLIVER REISER

Warum die Fußballer des TSV Gersthofen manchmal auch „Ballonstäd­ter“genannt werden, war Florian Fischer und Mario Schmidt, dem neuen Spielertra­inerDuo des Bezirkslig­isten, bisher nicht bekannt. „Ich habe gar nicht gewusst, dass es in Gersthofen ein Ballonmuse­um gibt“, wundert sich Mario Schmidt, als wir uns auf Schleichwe­gen durchs Museum und schmale Treppen in die mittlerwei­le nicht mehr zugänglich­en Ausstellun­gsräume des alten Wasserturm­s begeben. Auf hohem Niveau soll diesmal der Tipp-Kick-Tisch aufgebaut werden. Und Fischer und Schmidt liefern sich unter der an der Decke hängenden Gondel ein Spiel auf hohem Niveau und mit hohem Tempo.

Auf das Aufwärmen und eine Platzwahl wird verzichtet. „Er fängt an, weil er der Ältere ist“, bestimmt Schmidt. Das hätte der 32-Jährige, der für den FC Augsburg, den SSV Ulm 1846 und den FC Memmingen eine Reihe von Regionalli­gaspielen absolviert hat und später beim TSV Aindling und TSV Schwabmünc­hen Bayernliga gespielt hat, besser nicht gesagt. Denn bereits mit dem ersten Schuss trifft der acht Monate ältere Florian Fischer, der mit dem Karlsruher SC und dem VfR Aalen in der Regionalli­ga gespielt hat, ins Tor.

Da der zwölfeckig­e Ball sofort wieder herausspri­ngt, gibt es Diskussion­en. „Ich hab ihn hundertpro­zentig drin gesehen“, behauptet Fischer, während Schmidt den Videobewei­s beziehungs­weise die Torlinienk­amera fordert. Man einigt sich: 1:0. Als Fischers zweiter Versuch an der Querlatte landet, setzt Mario Schmidt mit Kontern und schnellem Umschalten dagegen. Doch sobald der Ball in aussichtsr­eicher Position liegt, zeigt die schwarze Hälfte nach oben – und Fischer wieder am Zug. „Das gibt’s nicht! Ich bin spielerisc­h eindeutig besser“, ärgert sich Schmidt, während Fischer nach einem Fehlpass erneut die Querlatte anvisiert. „Der hätte von Rüdiger oder Kroos sein können“, blickt Florian Fischer auf den hauchdünne­n 2:1-Erfolg der deutschen Nationalma­nnschaft gegen Schweden zurück, während er mit seinem Torhüter mehrfach „brutale“Glanzparad­en zeigen muss, um den Vorsprung in die Pause zu retten. „Wie der Neuer“, sagt Schmidt und erklärt, dass er den Welttorhüt­er auf jeden Fall zur Weltmeiste­rschaft mitgenomme­n hätte.

Zeit für den Pausentalk zwischen den Exponaten. „Für die Gesellscha­ft ist es gut, dass sich bei der Weltmeiste­rschaft ein Gemeinscha­ftsgefühl entwickelt“, sagt Florian Fischer. Mario Schmidt gefällt es, „wenn alle Mädchen beim Public Viewing mit den Deutschlan­d-Trikots herumlaufe­n.“Gegen Schweden war Toni Kroos für Fischer der entscheide­nde Mann: „Trotz der Fehlpässe.“Er habe trotzdem unverdross­en weitergesp­ielt und vor dem Siegtreffe­r dann auch genau gewusst, „dass er den jetzt da oben reinjagt.“

Auch Mario Schmidt hat der Auftritt der deutschen Mannschaft gefallen: „Wenn man das erste Spiel verschlafe­n hat, dann musst du. Aber wir haben von der ersten Minute an richtig Dampf gemacht. Deshalb war der Sieg auf jeden Fall verdient. Vielleicht kommt jetzt auch die Leichtigke­it zurück, die bisher gefehlt hat“, sagt Schmidt. „Wenn man bei einer Weltmeiste­rschaft weit kommen will, muss man auch das notwendige Quäntchen Glück haben“, hofft er, dass sich der positive Trend fortsetzt: „Es ist noch alles drin. Auch das Finale.“Daran glaubt auch Florian Fischer: „Fußball ist ein Ergebnissp­ort. Auch bei der letzten WM hatten wir nach einem Superstart einen Durchhänge­r in den Spielen gegen Ghana, die USA und Algerien, ehe gegen Brasilien der Knoten geplatzt ist.“

Der Schiedsric­hter mahnt zum Weiterspie­len. Und die zweite Halbzeit sollte sich nicht nur angesichts der Höhe des Spielfelds auf ganz hohem Niveau abspielen. Nachdem Florian Fischer das 1:1 zunächst noch durch ein taktisches Handspiel verhindern kann, muss er das 1:1 hinnehmen. Das Tempo nimmt zu. Mit drei Treffern in Folge geht Mario Schmidt 4:1 in Führung: „Ich habe das System umgestellt“, jubelt er.

Fischer wehrt sich tapfer, geht am Spieltisch sogar in die Knie, doch mehr als der 2:4-Anschlusst­reffer ist für ihn nicht drin. „Das muss eine schwache Kabinenans­prache gewesen sein“, gratuliert er seinem Spezl, mit dem er gemeinsam die letzten vier Jahre den VfL Ecknach trainiert und vor acht Jahren zum letzten Mal Tipp-Kick gespielt hat. „Da werde ich mir jetzt in den nächsten Wochen was anhören müssen“, befürchtet Fischer.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Im Turmzimmer des Gersthofer Ballonmuse­ums kämpfte das neue Spielertra­iner Duo des TSV Gersthofen, Florian Fischer und Mario Schmidt (von links), mit vollem Einsatz beim Tipp Kick.
Foto: Marcus Merk Im Turmzimmer des Gersthofer Ballonmuse­ums kämpfte das neue Spielertra­iner Duo des TSV Gersthofen, Florian Fischer und Mario Schmidt (von links), mit vollem Einsatz beim Tipp Kick.

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