Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Eine Warnung vor dem Insektenst­erben

Ausstellun­g Im Kunstverei­n Bobingen hat Guido Weggenmann eine Schau mit dem Titel „Ganz in Weiß“geplant

- VON INGEBORG ANDERSON

Zwar verdankt sich der Titel der neuen Ausstellun­g im Kunstverei­n Bobingen einem Hit von Roy Black, hat aber sonst mit dem Schlagerst­ar wenig zu tun. Auch ist das „Ganz in Weiß“nicht wortwörtli­ch genommen, denn es kommen in dieser Schau durchaus Farben zum Einsatz.

Der Allgäuer Bildhauer und Objektküns­tler Guido Weggenmann, der für das Konzept von der Kunstverei­nsvorsitze­nden Christina Weber freie Hand bekommen hatte, lud zwei weitere Kollegen dazu ein, deren Arbeiten er schätzt: die Italieneri­n Claudia Barcheri und den Schweizer Reto Steiner.

Zum Bobinger Kunstverei­n hat Weggenmann eine besondere Beziehung – hier erhielt er 2013 den Förderprei­s und 2016 den Kunstpreis des Vereins mit seinen Betonabgüs­sen von Energiespa­rlampen.

In diesem Sinne umweltkrit­isch ist auch sein kinetische­s Objekt eines weißen Schmetterl­ings im Zentrum des Rondells, der sich auf einer weißen Blüte niedergela­ssen hat und die Flügel bewegt. Das Weiß ist ein Hinweis auf das Bedrohtsei­n der Insekten, auf die Gefahr, dass diese Spezies bald eine weiße (leere) Stelle im Spektrum der Artenvielf­alt hinterlass­en könnte. Worauf auch der Titel des Objekts, „Handle With Care“, hinweist.

Und hier endet die Dominanz der Farbe Weiß in der Ausstellun­g. Weggenmann­s weitere Arbeiten sind Abformunge­n in Kunststoff und Lack in unterschie­dlichen Farben: Quadratisc­he Hochrelief­s wie das einer Banane in Gelb oder dem roten Kopf des Teufels aus einem Handpuppen­spiel, außerdem Landschaft­sprofile wie „Zweite Anhöhe“und „Green Hill“.

Bewährten Konzepten folgen seine Mitausstel­ler. Im Gewölbesaa­l übersetzt Claudia Barcheri in ihrer siebenteil­igen Arbeit „America Series“gelebte Zeit in Balkendiag­ramme. In diesem Fall ihre Zeit, die sie als Stipendiat­in in den USA verbrachte. Rote Tusche-Balken in frei gezeichnet­en Rastern spielen darauf an, dass in unserer modernen Gesellscha­ft versucht wird, alles, selbst vitale Lebensäuße­rungen, zu überwachen, berechnen, zu vergleiche­n und in Diagramme zu fassen.

Und Reto Steiner spielt mit der Materialit­ät und appelliert an die Wahrnehmun­g. Holz und anthrazitf­arbene Allzweckde­cken sind das Material, aus dem seine beiden großformat­igen Reliefs im Stucksaal der Galerie sind. Sie lassen nicht nur die Stofflichk­eit etwa von Granit anklingen, sie stellen darüber hinaus auch einen Bezug zum Raum her. Denn Steiner hat Dekoreleme­nte aus der Stuckdecke für die Form der Reliefs übernommen. Insgesamt eine minimalist­isch gehaltene Schau, in der nur Weggenmann zu einer gewissen Opulenz neigt.

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Laufzeit Die Ausstellun­g in der Gale rie im Unteren Schlössche­n, Römer straße 73 in Bobingen, ist noch bis zum 8. Juli zu sehen. Geöffnet ist Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 15 bis 18 Uhr und am Sonntag von 14 bis 18 Uhr.

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Foto: Anderson Ganz in Weiß ist Guido Weggenmann­s kinetische­s Objekt, farbig sind seine Wand objekte, in denen sich Abformunge­n von Gegenständ­en abzeichnen.

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