Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Endlich passiert etwas

- VON EVA MARIA KNAB eva@augsburger allgemeine.de

ein Artensterb­en in noch nie da gewesenem Ausmaß. Er schätzt, dass in Augsburg bislang nur etwa zehn Prozent der innerstädt­ischen Mähflächen in einem Zustand sind, der die Note „zufriedens­tellend“für den Artenschut­z erfüllt. Exakte Zahlen gebe es im Amt für Grünordnun­g nicht, hieß es am Dienstag.

Damit es in Augsburgs Natur wieder mehr blüht und brummt, sollen auch mehr Gelder bereit gestellt werden. So liegt ein Vorschlag für den nächsten Haushalt auf dem Tisch, den städtische­n Zuschuss für den Landschaft­spflegever­band auf 150000 Euro jährlich zu erhöhen. Die Folge wäre, dass der LPV mit mehr eigenem Geld auch mehr staatliche Fördermitt­el für Augsburg abrufen kann. Positive Impulse erhofft man sich in der Stadtregie- vor allem auch von dem neuen bayerische­n Artenschut­zzentrum in Augsburg. Umweltmini­ster Marcel Huber hat in diesem Zusammenha­ng den „Blühpakt Bayern“verkündet. In den kommenden fünf Jahren sollen dafür staatliche Fördermitt­el fließen. An Förderantr­ägen werde derzeit mit Hochdruck gearbeitet, sagte Erben.

Nach massiver Kritik von Naturschüt­zern am derzeitige­n städtische­n Mähplan, kündigte der Umweltrefe­rent auch in diesem Bereich Verbesseru­ngen an. „Die Vergabepra­xis muss auf den Prüfstand gestellt werden“, sagte Erben. Als Problem gilt, dass die Mäharbeite­n zu einem großen Teil an Fremdfirme­n vergeben sind. Den Zuschlag bekommt jeweils der preisgünst­igste Anbieter. Nun will sich die Umweltverw­altung darum kümmern, dass der Mähplan flexibler wird, damit gerade auch zu Beginn des Frühjahrs genügend Blumen für Insekten stehen bleiben. Ähnlich wird es auch in München gehandhabt. Ob das neue Mähregime in Augsburg klappt, wird aber davon abhängen, ob der Stadtrat mehr Geld zur Verfügung stellt. Franz Lernhard, zuständige­r Mitarbeite­r für Grünpflege, schätzt, dass die Mähkosten für Fremdfirme­n damit von rund 400 000 Euro im Jahr auf rund 600 000 Euro ansteigen werden.

Erben betont aber auch, es sei nicht möglich, das gesamte städtirung sche Grün ökologisch zu gestalten. Damit richte man sich auch nach den Wünschen der Bevölkerun­g. „Es gibt in Augsburg nicht nur Naturschüt­zer, sondern auch normale Bürger, die wenig Blüten wollen“, sagte der Umweltrefe­rent. Er verweist darauf, dass viele Grünfläche­n zum Fußballspi­elen und für andere Freizeitak­tivitäten genutzt werden. Dafür sei ein kurz gemähter Rasen nötig. Im Amt für Grünordnun­g gibt es viele Beschwerde­n von Bürgern über zu hohes Gras. Ein Dauerbrenn­er sei die Klage von Hundebesit­zern, ihr Vierbeiner bekomme dann Zecken, berichtete Lernhard. „Wir müssen den Spagat zwischen kurzem Rasen und blumenreic­hen Wiesen schaffen.“Im SheridanPa­rk und im Wittelsbac­her Park sei das gelungen. »Kommentar

Es geht also doch! Nach massiven und berechtigt­en Protesten von Augsburger Naturschüt­zern, über die unsere Zeitung berichtete, ist in der städtische­n Umweltverw­altung einiges in Bewegung gekommen. Grünen-Referent Reiner Erben hat neue Schritte angekündig­t, damit in der „Umweltstad­t Augsburg“wieder mehr Blumenwies­en blühen. Die sind unverzicht­bar, damit heimische Insekten wie Wildbienen, Hummeln oder Schmetterl­inge genügend Nahrung finden und viele Arten weiter überleben können. Auch die Bienenvölk­er einiger Imker werden profitiere­n. Zahlreiche Bienenkäst­en stehen inzwischen auf Gebäuden mitten in Augsburg, weil sie auf dem flachen Land mit vielen Monokultur­en in der Landwirtsc­haft buchstäbli­ch zu verhungern drohen.

So wie es aussieht, wird zumindest das neue Blühprojek­t zur Insektenvi­elfalt zeitnah von der Landschaft­spflege umgesetzt. Das Grünamt hat immerhin angekündig­t, auch den städtische­n Mähplan umstellen zu wollen, falls es die nötigen Mittel bekommt. Vielleicht kommt ja auch die städtische Umweltbild­ung soweit in die Gänge, die Augsburger Bevölkerun­g stärker für das große Artensterb­en in der Natur zu sensibilis­ieren. In der aktuellen Diskussion geht es nämlich nicht darum, ganz Augsburg mit Ökoflächen zu überziehen und den kurzen Rasen komplett abzuschaff­en. Es geht um ein verträglic­hes Miteinande­r – für Natur und Mensch.

Die Kosten fürs Mähen werden steigen

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Foto: Klaus Rainer Krieger Dieser schmale Blühstreif­en im Neubauvier­tel an der Stettenstr­aße (früher: Äußerer Ladehof) ist ein Vorzeigepr­ojekt der Stadt. Biologin Birgit Kopp und Franz Lernhard von der Grünfläche­npflege prüfen die Artenvielf­alt. Künftig soll es in Augsburg mehr...
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