Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Südkorea Kenner aus Welden

Fußball WM Maximilian Breitmoser, der für den TSV in der Kreisklass­e kickt, hat zwei Jahre in Seoul studiert und dort auch Fußball gespielt

- VON OLIVER REISER

Welden Mit dem TSV Welden hat Maximilian Breitmoser in der abgelaufen­en Saison der Fußball-Kreisklass­e Nordwest unter anderem gegen Lützelburg, Thierhaupt­en oder Margertsha­usen gespielt. Mit dem FC Anyang hat der inzwischen 31-Jährige gegen Cheongju oder Songdo gekickt. Der FC Anyang spielt in der Sunday League, einer vor rund 20 Jahren gegründete­n Hobbyliga in Seoul. In der südkoreani­schen Hauptstadt hat Maximilian Breitmoser schon zweimal für ein Jahr studiert, an der Korea University Business School seinen Bachelor und Master gemacht. Mit großem Interesse sieht er deshalb dem letzten Gruppenspi­el der deutschen Nationalma­nnschaft gegen Südkorea entgegen.

„Wir haben schon ein bisschen hin und her gestichelt“, berichtet er vom Austausch mit seinen koreanisch­en Freunden im Netz. „Aber die Koreaner, die normal Deutschlan­d bewundern, können die Lage gut einschätze­n, dass für die bei dieser Weltmeiste­rschaft wohl nicht so viel möglich ist.“Breitmoser beherrscht die Sprache und die Schrift, genannt Hangeul, seines Gastlandes. Im Restaurant kann er mittlerwei­le mühelos bestellen. Das war am Anfang ganz anders. „Als wir im August 2013 erstmals in Seoul ankamen, sind wir am Abend in einem Restaurant gelandet, in dem die Speisekart­e in koreanisch­er Schrift verfasst war und keiner der Angestellt­en auch nur ein Wort Englisch konnte. Wir haben dann einfach auf irgendetwa­s gezeigt.“

Ansonsten könne man sich vor allem in den großen Städten wie Seoul auf Englisch verständig­en. „Das ist kein Problem. Die Studiengän­ge an der Universitä­t sind sehr internatio­nal angelegt. Es ist auch in der Stadt alles auf Englisch angeschrie­ben. Außerhalb wird es dann schon schwierige­r“, erzählt Maximilian Breitmoser, der als Sechsjähri­ger von München nach Welden gekommen ist und beim dortigen TSV das Fußball-Einmaleins gelernt hat. Kein Wunder, dass er auch in Südkorea Fußball spielen wollte. Das System ist allerdings anders als in Deutschlan­d. „Es ist amerikanis­ch ausgericht­et. Es gibt keine Vereine wie bei uns, alles läuft über Schulen und Universitä­ten.“Auch an seiner Universitä­t, die auch ein ProfiTeam besitzt, in dem Spieler mit einem Sport-Stipendium kicken. „Wenn sie es nicht in den Profiberei­ch schaffen, haben sie zwar ein Studium absolviert, aber nichts gelernt.“Maximilian Breitmoser war für ein Team seines Uni-Department­s am Ball, den FC Dream. Mit dem durfte sogar beim großen, drei Tage dauernden Vergleich mit der rivalisier­enden Universitä­t Yonsei das Vorspiel der Profis bestreiten. Zuletzt war er sogar Kapitän der Mannschaft. „Das hat Spaß gemacht“, sagt der 1,89 Meter große Blondschop­f, der in München als Unternehme­nberater arbeitet. Und das, obwohl er mit seinem Hobbyklub schon einmal zweieinhal­b Stunden Anreise innerhalb der 12-Millionen-Einwohner-Stadt Seoul zu den Auswärtssp­ielen mit U-Bahn oder Bus zu absolviere­n hatte.

Neben dem Universitä­ts- und Hobbyfußba­ll gibt es in Südkorea die K-League. Breitmoser hat jedoch festgestel­lt, dass sich vor allem die jungen Südkoreane­r für die europäisch­en Ligen interessie­ren. „Die wollen halt guten Fußball sehen“, lacht er. Die Primera Division aus Spanien steht wegen Real Madrid mit Ronaldo und dem FC Barcelona mit Messi hoch im Kurs. Aber auch die Premiere League aus England oder die deutsche Bundesliga, in der einige Südkoreane­r spielen, werden aufmerksam verfolgt.

Aber bei Länderspie­len ist man voll dabei. „In Südkorea sind die Spieler Popstars“, sagt Maximilian Breitmoser, der 2013 in Seoul sogar ein Länderspie­l gegen Brasilien miterleben konnte. „Wenn Son an den Ball kommt, geht das Gekreische richtig los“, erzählt er. Für den heutigen Mittwoch hofft er, dass sich die Begeisteru­ng der Südkoreane­r in Grenzen hält. „Südkorea steht defensiv sehr tief, aber mit unserer Qualität sollten wir ein, zwei Treffer hinbekomme­n“, tippt er auf einen 2:0-Sieg für Deutschlan­d.

Am Donnerstag wird er dann selbst in Russland im Stadion sitzen. Mit ein paar Kumpels verbringt er seinen Urlaub bei der Weltmeiste­rschaft. Neben dem Spiel England gegen Belgien haben sie auch Karten für das Achtelfina­le Portugal gegen Uruguay und ein Viertelfin­ale („Ich hoffe auf Spanien gegen Kroatien.“) ergattert. „Mit einem Spiel der deutschen Mannschaft hat es leider nicht geklappt.“

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Fotos: Breitmoser, Lode Maximilian Breitmoser (ganz links) mit seinen Mannschaft­skameraden vom FC Dream der Korean University Business School im Olympiasta­dion von Seoul. Im rechten Bild als Stürmer des Kreisklass­isten TSV Welden.
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