Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Was Neusässer für die Integration von Geflüchteten tun
Ehrenamt Ohne die Unterstützergruppen gehe es nicht, sagt Asylsozialarbeiterin Rebecca Binder im Sozialausschuss. Ein Zwischenbericht
Neusäß Ein typischer Fall: Dem Kind geht es in der Nacht schlecht, es hat Bauchschmerzen und weint die ganze Zeit. Ein Arzt muss her. Doch wie kommt man an den? Solche Situationen sind es, berichtet Stadträtin Sigrid Wagner (CSU) im Kultur-, Bildungs-, Sozial-, Sportausschuss der Stadt, mit denen die Ehrenamtlichen jener Unterstützergruppe, die sich im Stadtteil Steppach um Asylsuchende oder andere Flüchtlinge kümmern, schon öfter zu tun hatten. Nachts oder am Wochenende, das ist die Zeit, in der sich die Ehrenamtlichen immer besonders stark um die Geflüchteten kümmern. Denn dann ist die Asylsozialberaterin der Stadt, Rebecca Binder, nicht mehr da vor Ort.
Dass es gerade diese Zeiten sind, in denen sich die Geflüchteten an die ehrenamtlichen Helfer wenden, wenn sie mit einer Situation nicht mehr klarkommen, weiß auch Silvia Daßler (Grüne), selbst in der Flüchtlingshilfe der Stadt aktiv. Gerade dann sei es wichtig, dass die Menschen einen Ansprechpartner hätten, den sie schon lange kennen und dem sie vertrauen. „Deshalb sind wir auch so froh über die vielen Helfer, die schon so lange dabei sind“, sagte sie im Ausschuss.
Auch Rebecca Binder, Mitarbeiterin des Diakonischen Werks in Augsburg, berichtete im Ausschuss von ihrer Arbeit. Seit zwei Jahren ist sie 28 Stunden pro Woche vor Ort für die Asylsozialarbeit, zumeist in ihrem Büro in der Siemensstraße. „Wir haben regen Zulauf“, sagt sie. Neben den grundlegenden Fragen rund um die Chance auf Asyl in Deutschland kämen aber immer stärker weitere Beratungsfelder hinzu, berichtet sie. Denn immer mehr Menschen sind inzwischen als Flüchtlinge anerkannt und dürfen vorerst in Deutschland bleiben. Fragen rund um die eigene Wohnung, eine Arbeit oder Ausbildung kommen dann hinzu. Ohne die Ehrenamtlichen wäre die Arbeit nicht zu stemmen, sagt Rebecca Binder. Denn schließlich gehe es beim Thema Integration nicht nur um das Zeitfenster ihrer Beratungsstunden. „Was machen die Menschen eigentlich nach Feierabend oder am Wochenende?“– das seien aktuell wichtige Fragen. „Deshalb sind Treffpunkte wie ein Café oder eine Fahrradwerkstatt so wichtig“, beschreibt sie. Und eben die ehrenamtlichen Helfer in der Stadt. Als Sozialpaten helfen sie bei Behördengängen, bei Arztbesuchen oder beim Thema Schule. Aber eben nicht nur. Wichtig sei, dass die Menschen wüssten, wen sie im Notfall anrufen könnten, berichten Silvia Daßler und Sigrid Wagner im Ausschuss weiter.
Integration, das bedeutet auch, die Kultur und das Leben vor Ort zu verstehen. Rebecca Binder vermittelt Projekte anderer Träger, die sich etwa damit befassen, wie man sich in Deutschland verhält samt rechtlichen und kulturellen Hintergründen. Eine Zielgruppe sind dabei junge Männer, wie sie etwa in den Integrationsklassen der Beruflichen Schulen in Neusäß zu finden sind. „Unsere Integrationsarbeit fängt gerade erst an“, bringt es Silvia Daßler auf den Punkt.
Und dann ist da noch die zweite Seite der Arbeit im Unterstützerkreis. In einigen Neusässer Stadtteilen war zunächst die Aufregung groß, als das Landratsamt Häuser anmietete und schließlich in der Siemensstraße auch Häuser in Modulbauweise für Flüchtlinge aufstellte. Auch für die Einheimischen sind die Ehrenamtlichen Ansprechpartner und Kontaktpersonen zu den Geflüchteten. Nicht um sonst gebe es Projekte wie das Anlegen und Pflegen von Gärten vor den Wohnhäusern der Asylsuchenden. „Die jungen Männer haben etwas zu tun, und die Nachbarn sehen, dass sie etwas tun“, beschreibt Silvia Daßler.
239 Plätze sind für Asylsuchende in der Stadt entstanden, allein 110 davon in Alt-Neusäß, der Rest in den Stadtteilen. Aktuell sind 133 Plätze davon belegt.