Augsburger Allgemeine (Land Nord)
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Frauenfußball Der Dorfverein SSV Anhausen ist nach dem Aufstieg in die Landesliga die Nummer zwei in Schwaben. Der Trainer ist wie ein zweiter Vater
Diedorf Anhausen Es war einmal. Im Jahr 2011 hatten sich die U-17-Fußball-Mädchen des SSV Anhausen die Haare schön gemacht und in das kleine Schwarze geworfen, um sich mit einem originellen Meisterbild bei einem Wettbewerb unserer Zeitung für einen Satz Trikots zu bewerben. Der Großteil dieser inzwischen jungen Frauen ist immer noch dabei und am größten Erfolg der Vereinsgeschichte beteiligt: Meisterschaft in der Bezirksoberliga und Aufstieg in die Landesliga. Damit ist der Dorfklub aus dem Ortsteil des Marktes Diedorf hinter dem TSV Schwaben Augsburg, der in der Regionalliga spielt, die Nummer zwei im schwäbischen Frauenfußball.
Zum Empfang im Rathaus der Marktgemeinde waren die Spielerinnen nicht im kleinen Schwarzen erschienen, sondern in den silber glitzernden Meister- und AufstiegsT-Shirts. Als Letzte humpelte dann auch noch Maria Schimunek auf Krücken in das Besprechungszimmer. Sie hatte sich im letzten Spiel eine Meniskusverletzung zugezogen.
An das vorletzte Match gegen den FC Königsbrunn erinnerte sich Bürgermeister Peter Högg, der sich als großer Fan der SSV-Frauen outete: „Ihr seid über euch hinausgewachsen und habt den Deckel draufgemacht. So eine Stimmung und über 300 Zuschauer – das hat es bei den Männern seit 30 Jahren nicht gegeben.“Mit einem 2:0-Sieg gegen den bis dahin führenden FC Königsbrunn hatte die Truppe aus dem Anhauser Tal selbst die Tabellenspitze übernommen und diese mit einem 3:0-Erfolg beim SV Grasheim zementiert. „Wir haben in der ganzen Saison nur zwei Spiele verloren und hatten immer zwei Nachholspiele als Joker“, lächelt Trainer Johann „Radi“Wenni. Er trainiert schon seit 15 Jahren die Fußball- Mädchen in Anhausen und ist für sie wie ein zweiter Vater.
Während sich seine Spielerinnen in das Gästebuch des Marktes eintrugen, dachte Wenni schon voraus. Die Landesliga wird für die erst vor zwei Jahren in die Bezirksoberliga aufgestiegene Anhauser Truppe, die bis auf wenige Ausnahmen aus Fischach oder Lützelburg überwiegend aus ortsansässigen Spielerinnen besteht, nochmals eine ganz an- dere Hausnummer. „Wenn wir den Klassenerhalt schaffen wollen, dann muss alles passen“, ist der Trainer, dem seit vier Jahren Christoph Gumpp als Co-Trainer zur Seite steht, Realist. Sorge bereitet ihm, dass Torjägerin Isabella Schalk (21 Treffer) für ein halbes Jahr zum Studieren nach Schweden geht, die in Heidelberg studierende Nele Baumgarte die weiten Anfahrten nicht mehr auf sich nehmen will. Da ist es gut, dass man mit Anna Saule vom TSV Dinkelscherben eine Torhüterin zum SSV lotsen konnte und Hannah Lehmeyer, die nur vertretungsweise zwischen den Pfosten stand, dafür wieder als Feldspielerin im 18er-Kader agieren kann.
Weitere Neuzugänge waren nicht zu bekommen. „Viele Frauen wollen nur hobbymäßig spielen, anderen sind die weiten Fahrten zu viel“, sagt Johann Wenni. 256 Kilometer sind es bis nach Theuern in Niederbayern an der österreichischen Grenze. Die weiteren Gegner kommen aus Ruderting, München oder Kaufbeuren. „Aber meine Mädels, die wollen!“Wenni ist sich sicher, dass die SSV-Kickerinnen alles geben werden, die Herausforderung Landesliga zu meistern.
Ein Problem könne dabei sein: „Wir sind das Verlieren nicht mehr gewöhnt.“
Für den Klassenerhalt muss alles passen