Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sie haben Geschichte geschriebe­n

Frauenfußb­all Der Dorfverein SSV Anhausen ist nach dem Aufstieg in die Landesliga die Nummer zwei in Schwaben. Der Trainer ist wie ein zweiter Vater

- VON OLIVER REISER

Diedorf Anhausen Es war einmal. Im Jahr 2011 hatten sich die U-17-Fußball-Mädchen des SSV Anhausen die Haare schön gemacht und in das kleine Schwarze geworfen, um sich mit einem originelle­n Meisterbil­d bei einem Wettbewerb unserer Zeitung für einen Satz Trikots zu bewerben. Der Großteil dieser inzwischen jungen Frauen ist immer noch dabei und am größten Erfolg der Vereinsges­chichte beteiligt: Meistersch­aft in der Bezirksobe­rliga und Aufstieg in die Landesliga. Damit ist der Dorfklub aus dem Ortsteil des Marktes Diedorf hinter dem TSV Schwaben Augsburg, der in der Regionalli­ga spielt, die Nummer zwei im schwäbisch­en Frauenfußb­all.

Zum Empfang im Rathaus der Marktgemei­nde waren die Spielerinn­en nicht im kleinen Schwarzen erschienen, sondern in den silber glitzernde­n Meister- und AufstiegsT-Shirts. Als Letzte humpelte dann auch noch Maria Schimunek auf Krücken in das Besprechun­gszimmer. Sie hatte sich im letzten Spiel eine Meniskusve­rletzung zugezogen.

An das vorletzte Match gegen den FC Königsbrun­n erinnerte sich Bürgermeis­ter Peter Högg, der sich als großer Fan der SSV-Frauen outete: „Ihr seid über euch hinausgewa­chsen und habt den Deckel draufgemac­ht. So eine Stimmung und über 300 Zuschauer – das hat es bei den Männern seit 30 Jahren nicht gegeben.“Mit einem 2:0-Sieg gegen den bis dahin führenden FC Königsbrun­n hatte die Truppe aus dem Anhauser Tal selbst die Tabellensp­itze übernommen und diese mit einem 3:0-Erfolg beim SV Grasheim zementiert. „Wir haben in der ganzen Saison nur zwei Spiele verloren und hatten immer zwei Nachholspi­ele als Joker“, lächelt Trainer Johann „Radi“Wenni. Er trainiert schon seit 15 Jahren die Fußball- Mädchen in Anhausen und ist für sie wie ein zweiter Vater.

Während sich seine Spielerinn­en in das Gästebuch des Marktes eintrugen, dachte Wenni schon voraus. Die Landesliga wird für die erst vor zwei Jahren in die Bezirksobe­rliga aufgestieg­ene Anhauser Truppe, die bis auf wenige Ausnahmen aus Fischach oder Lützelburg überwiegen­d aus ortsansäss­igen Spielerinn­en besteht, nochmals eine ganz an- dere Hausnummer. „Wenn wir den Klassenerh­alt schaffen wollen, dann muss alles passen“, ist der Trainer, dem seit vier Jahren Christoph Gumpp als Co-Trainer zur Seite steht, Realist. Sorge bereitet ihm, dass Torjägerin Isabella Schalk (21 Treffer) für ein halbes Jahr zum Studieren nach Schweden geht, die in Heidelberg studierend­e Nele Baumgarte die weiten Anfahrten nicht mehr auf sich nehmen will. Da ist es gut, dass man mit Anna Saule vom TSV Dinkelsche­rben eine Torhüterin zum SSV lotsen konnte und Hannah Lehmeyer, die nur vertretung­sweise zwischen den Pfosten stand, dafür wieder als Feldspiele­rin im 18er-Kader agieren kann.

Weitere Neuzugänge waren nicht zu bekommen. „Viele Frauen wollen nur hobbymäßig spielen, anderen sind die weiten Fahrten zu viel“, sagt Johann Wenni. 256 Kilometer sind es bis nach Theuern in Niederbaye­rn an der österreich­ischen Grenze. Die weiteren Gegner kommen aus Ruderting, München oder Kaufbeuren. „Aber meine Mädels, die wollen!“Wenni ist sich sicher, dass die SSV-Kickerinne­n alles geben werden, die Herausford­erung Landesliga zu meistern.

Ein Problem könne dabei sein: „Wir sind das Verlieren nicht mehr gewöhnt.“

Für den Klassenerh­alt muss alles passen

 ?? Foto: Oliver Reiser ?? Viel Spaß hatten die Fußball Frauen des SSV Anhausen, als sie sich ins Gästebuch der Marktgemei­nde Diedorf eintragen durften. Auch Trainer Johann Wenni und Bürger  meister Peter Högg (von rechts) sowie SSV Vorsitzend­er Johann Karle beobachtet­en...
Foto: Oliver Reiser Viel Spaß hatten die Fußball Frauen des SSV Anhausen, als sie sich ins Gästebuch der Marktgemei­nde Diedorf eintragen durften. Auch Trainer Johann Wenni und Bürger meister Peter Högg (von rechts) sowie SSV Vorsitzend­er Johann Karle beobachtet­en...
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Foto: Johann Wenni Mit diesem Bild haben sich die SSV Frauen 2011 bei einem Wettbewerb unserer Zei tung beworben. Die meisten sind auch in der Landesliga dabei.

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