Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Staub stinkt ihnen gewaltig

Protest Viele Autofahrer nutzen einen alten Waldweg zwischen Welden und Bonstetten. Doch das stößt Anwohnern im Markt mächtig auf

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Welden Die frische Wäsche im Freien aufhängen, ein Fenster zum Lüften öffnen oder auch mal gemütlich im Garten ein Buch zur Hand nehmen: Das kann Sonja Sobh schon lange nicht mehr. Seit es die Großbauste­lle der Staatsstra­ße 2032 zwischen Welden und Adelsried gibt, nutzen viele Autofahrer den Schleichwe­g, der vor ihrem Haus beginnt. Weil er nicht asphaltier­t ist, staubt’s – und zwar gewaltig. Und das stinkt den Anwohnern im Bonstetter Steig in Welden. Sie haben Unterschri­ften gesammelt und Weldens Bürgermeis­ter Peter Bergmeir und Landrat Martin Sailer übergeben.

Fast alle Anwohner des Bonstetter Steigs fordern, dass die Geschwindi­gkeit in ihrer Straße auf 20 Stundenkil­ometer und zwischen dem Ortsschild und dem etwa 300 Meter entfernten Wasserhaus auf Tempo 10 gedrosselt wird. So soll zum einen weniger Staub aufwirbeln. Zum anderen soll es in der Straße sicher bleiben: „Es muss doch nicht erst ein Unglück passieren, damit etwas geschieht“, hat Thekla Schneider im Schreiben zur Unterschri­ftenliste formuliert. Morgens zwischen 7 und 9 Uhr und nachmittag­s ab 16 Uhr kommen die meisten Autos. „Alle 30 Sekunden eines“, sagt Schneider. „Sonst sind es ein paar am Tag.“

Die wenigen, die normalerwe­ise den Weg durch den Wald benutzen, sind Wanderer oder Radfahrer. Auch Sonja Sobh geht dort gerne spazieren. Als sie neulich einem Autofahrer zu verstehen gab, doch bitte etwas langsamer zu fahren, schnaubte der: Er habe als freier Bürger auch freie Fahrt.

„Es ist keine Einsicht da“, sagt Sobh und schüttelt den Kopf. Derselben Meinung ist Weldens Bürgermeis­ter Peter Bergmeir. Er sagt: „Wer dort fährt, ist einfach unvernünft­ig.“Vor einer Woche hatte er die Unterschri­ftenliste der Anwohner des Bonstetter Steigs bekommen. Neu ist das Thema in der Verwaltung allerdings nicht.

Schon nach Beginn der Bauarbeite­n beschwerte­n sich die Anwohner über den Verkehr. Die Marktverwa­ltung stellte daraufhin zwei Schilder auf. Sie weisen Autofahrer auf die Staubentwi­cklung hin und bitten sie, langsamer zu fahren. Doch selbst bei Schneckent­empo staubt es. Jetzt will die Gemeinde einen anderen Weg beschreite­n.

In der jüngsten Sitzung des Grundstück­s-, Bau- und Umweltauss­chusses der Marktgemei­nde war der Tenor, die Strecke zu schließen. „Das wäre am sinnvollst­en“, meint Bürgermeis­ter Bergmeir. „Sie hat nicht die große Bedeutung, um sie während der Bauzeit offen zu lassen.“Derzeit würden Stellungna­hmen von Polizei und Landratsam­t eingeholt. Mit der Einwilligu­ng der Fachbehörd­en soll die Straße für den Verkehr dichtgemac­ht werden. Wer sie dann trotzdem nutzt, kann angezeigt werden.

Bis dahin müssen die Anwohner des Bonstetter Steigs ausharren und auf ihren Waldweg verzichten. Er liegt ihnen am Herzen. Das wird zum Beispiel im Brief von Josef Lehle deutlich, der der Unterschri­ftenliste beiliegt. Die Fortführun­g des Bonstetter Steigs sei ein mehr oder weniger befestigte­r schmaler Weg, der in dieser Form für viele Weldener und Erholungss­uchende sehr wichtig ist. Er werde von älteren Menschen, Familien, Kindern bei den ersten Geh- und Fahrversuc­hen mit dem Rad, Wanderern, Joggern, Radlern, Gassi-Gehern, Sporttreib­enden und Erholungss­uchenden genutzt. Und wenigen Autofahrer­n, die aber schnell merkten, dass sie stören. Lehle: „Wir lassen uns diese Idylle nicht nehmen.“

Eine zusätzlich­e Gefahr für das Trinkwasse­r?

Was der Anwohner außerdem anmerkt: Der Weg führe unmittelba­r „an unseren Trinkwasse­rbrunnen vorbei“. Das steigende Risiko einer möglichen Verschmutz­ung sei nicht zu akzeptiere­n. Apropos Wasser: Nur Regen würde derzeit den Staub am Boden halten. Aber wer wünscht sich den schon im Sommer?

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Foto: Marcus Merk Ärgern sich über den Staub durch den Schleichve­rkehr in ihrer Straße: (von links) Balbina Zimmermann, Konrad Zimmermann, Inge Meyer, Johann Pfandzelte­r, Thekla Schneider und Sonja Sobh.
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Die Marktgemei­nde hat bislang nur Schilder aufgestell­t.

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