Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Achtung vor dem Mann ohne Kopf
Wandern Nur wenige Gehminuten vom Hauptplatz entfernt beginnt die grüne Lunge der Stadt
Landsberg Südlich von Landsberg, nur einige Gehminuten vom belebten Hauptplatz entfernt, liegt der Wildpark. So wird er zumindest von der Mehrzahl der Einheimischen genannt. Ganz offiziell heißt das Gebiet zwischen dem Lech und dem bis zu 50 Meter aufsteigenden Steilhang Lechpark „Pössinger Au“. Das Waldgebiet zwischen der historischen Altstadt im Norden und dem Stadtteil Pitzling im Süden ist das Naherholungsgebiet für die Landsberger und ihre Gäste.
Der Wildpark ist Lebensraum für selten gewordene Tiere und Pflanzen und als wesentlicher Teil des Landschaftsschutzgebietes LechtalSüd von überregionaler Bedeutung für den Naturschutz. Noch ehe man das Damwildgatter betritt, ist am Ende des Klösterls beim ehemaligen Wasserhaus ein 40 000 Liter fassendes Aquarium eines Sportfischergeschäftes zu besichtigen, in dem Fried- und Raubfische heimischer Gewässer leben. Vorbei am alten Nonnenturm, einem Eckpfeiler der einstigen Stadtbefestigung, geht es hinein in die Pössinger Au.
Zunächst führt der Weg unmittelbar am Lech entlang und zweigt dann in das Damwildgehege ab. Die Tiere haben ihre große Scheu abgelegt und können direkt am Weg gefüttert werden. Nach Überquerung des Weiderostes, der ein Auswechseln des Wildes verhindert, erreicht man nach wenigen Minuten auf einem breiten Weg das Kneippbad. Von einer klaren, eiskalten Quelle, die unmittelbar oberhalb im Steilhang entspringt, werden Armbadeund Wassertretbecken gespeist. Etwas abseits der Kneippanlage auf einer Anhöhe lädt ein Pavillon zur Rast und Brotzeit ein. Die sonnige Auwiese eignet sich zum Aufwärmen nach den Anwendungen.
Dem Hauptweg etwa 200 Meter weiter nach Süden folgend, zweigt links ein weiterer Weg ab, der am Gehege der Wildschweine entlang zum Wasserradhaus führt. Auch die Schwarzkittel können gefüttert werden, ihre Leibspeise sind harte Nudeln. Vorbei an einem idyllischen Teich geht es weiter zu den Damwildwiesen mit der zentralen Wildfütterungsanlage.
Wer eine weitere Stunde Fußmarsch nicht scheut, der sollte am Lech entlang weiter nach Süden Richtung Pitzling bis zum Ausflugslokal Teufelsküche gehen. Das gläserne Restaurant entstand anstelle des ehemaligen Pumpenhauses der städtischen Wasserversorgung. Dahinter beginnt die Teufelsküche, eine sagenumwobene Schlucht, die sehr kurz, aber steil in die umliegenden Hänge eingetieft ist. Der kleine Stausee auf halber Höhe diente früher zur Triebwasserversorgung der ehemaligen Pumpenanlage. Der Freiherr Karl von Leoprechting, der auf Schloss Pöring in Pitzling lebte, sammelte 1855 Sagen aus der Region und veröffentlichte sie. Darunter auch vom Mann ohne Kopf, der so manchem begegnet sein soll, der spätnachts zwischen Landsberg und Pitzling unterwegs war. Für den Rückweg von der Teufelsküche nach Landsberg bietet sich der Weg durch die ehemaligen Auwaldbestände an.
Wer noch Zeit und Muße hat, kann am Ende der Wanderung die historische Altstadt von Landsberg besichtigen oder an der Lechpromenade, am Peter-Dörfler-Weg, gemütlich ein Eis essen oder einen Kaffee trinken. An schönen Tagen pulsiert dort das Leben und es scheint, man befindet sich in Italien. Nur das Rauschen des Karolinenwehrs, wo der Lech über vier Stufen hinunterfällt, holt einen zurück aus den Urlaubsträumen.