Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Bonny hatte Glück im Unglück
Tiere Eine Jack-Russel-Hündin erwischt in Gersthofen in drei Monaten zwei Mal Rattengift an derselben Stelle
Gersthofen Innerhalb von drei Monaten fraß Jack-Russel-Hündin Bonny in Gersthofen zwei Giftköder. Das berichtet die Mitarbeiterin einer Firma an der Dieselstraße, die dort ab und zu mit der Hündin ihrer Chefin spazieren geht, ihren Namen aber nicht in der Zeitung lesen möchte.
Am Mittwochabend nach dem Fußballspiel der deutschen Nationalmannschaft ging sie mit Bonny auf dem Grünstreifen entlang des Firmengeländes Gassi, als die Hündin einen Giftköder aus dem Gebüsch zog. Eine Plastikverpackung, halb gefüllt mit Rattengift. „Wir haben ihr die Tüte sofort abgenommen, zum Glück hat sie nichts erwischt.“ Die Mitarbeiterin schaltete sofort die Polizei ein und übergab den Beamten die Tüte.
So glimpflich ist die Jack-RusselHündin vor drei Monaten nicht davon gekommen, erzählt die Mitarbeiterin. Damals waren die beiden ebenfalls entlang der Dieselstraße unterwegs, als Bonny etwas verschluckte. „Es waren Rattenköder, sie haben stark nach Erdbeere gerochen“, berichtet die Frau. „Ich habe nicht lange gewartet und bin sofort zum Tierarzt.“Der spritzte Bonny ein Mittel, damit sie sich übergab, und verhinderte Schlimmeres.
Lorenz Dirr betreibt in Gersthofen eine Tierarztpraxis, mit Giftködern hat er nur selten zu tun. Wenn Hundebesitzer mit ihren Tieren kommen, dann handelt es sich oft gar nicht um echte Giftköder. Die meisten Tiere erwischen Rattengift. „Deswegen muss kein Tier sterben. Das können wir behandeln.“Denn in Deutschland seien nur Rattengifte zugelassen, gegen die es ein bekanntes Gegenmittel gibt, das sogar auf der Packung vorne drauf steht. Meistens sehen diese Köder aus wie neonfarbene Haferflocken in Gelb oder Blau. Es gibt genaue Vorschriften, wie die Schädlingsbekämpfer das Rattengift ausbringen dürfen. „Doch manchmal können Wildtiere die Flocken verschleppen und Hunde erwischen sie dann.“Frisst ein Tier dann aus Versehen etwas davon, sollten die Besitzer rechtzeitig zum Tierarzt gehen. Dieser kann dann das Gegenmittel spritzen.
Von Fällen mit echten Giftködern hat Tierarzt Dirr in Gersthofen noch nicht gehört. „Es gibt zwar immer verrückte Menschen, aber echte Köder erfordern viel Heimtücke und Raffinesse.“Giftköder, die von Hundehassern als Würstchen mit Nägeln oder Rasierklingen versehen werden, sind auch viel gefährlicher für Hunde, sagt Dirr. Sie können das Tier innerlich verletzen. Bei richtigen Giften müsste der Tierarzt ein Mittel spritzen, um den Hund zum Erbrechen zu bringen.
So weit ist es zum Glück in Stadtbergen nicht gekommen. Dort fand vor knapp zwei Wochen ein Hundehalter ein präpariertes Würstchen im Bereich der Schubertstraße. Darin war Gift versteckt. Die Polizei konnte nicht ausschließen, dass weitere Giftköder in diesem Bereich ausgelegt wurden. Die Beamten baten deshalb die Tierhalter um erhöhte Aufmerksamkeit. Denn immer wieder kommt es vor, dass Hundehasser Giftköder auslegen.
Bereits im vergangenen Sommer wurden einige Köder in Gersthofen entdeckt. Damals hatte ein Hund nur knapp überlebt, der Gift am Ballonstartplatz erwischt hatte. Das Tier hatte sich blutig erbrochen und wurde von einem Tierarzt behandelt. Der stellte fest: In dem Köder befand sich Rattengift.
Für Bonny hat die Gersthofer Mitarbeiterin aus den zwei Fällen Konsequenzen gezogen. „Normalerweise durfte sie immer frei laufen. Doch wir wollen nichts mehr riskieren. Deshalb darf sie jetzt nur noch an der Leine vor die Tür.“