Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Tobias Seyfried feiert in und mit Echsheim

Primiz Der ganze Ort ist bei strahlende­m Sonnensche­in beim ersten Gottesdien­st des Priesters dabei. Gut 1000 Menschen erleben die Messe auf dem Sportplatz im Pöttmeser Ortsteil. Dabei wird deutlich, wie sehr der 32-Jährige verwurzelt ist

- VON VICKY JEANTY

Pöttmes Echsheim „Von guten Mächten wunderbar geborgen“heißt es in einem Lied, das oft zur Kommunion in den Gottesdien­sten gesungen wird. Auch am gestrigen Sonntag wurde dieses Jubellied auf die göttliche Schöpfung in Echsheim gesungen. Es hatten wohl „viele gute Mächte“mitgewirkt, denn der Primizgott­esdienst von Tobias Seyfried fand unter allerbeste­n Bedingunge­n im Pöttmeser Ortsteil statt. Nicht nur das Wetter passte. Die zahlreiche­n Gläubigen, die vielen Ministrant­en, Kommunionk­inder, Festdamen, Ehrengäste, Fahnenabor­dnungen sowie die große Anzahl an kirchliche­n Würdenträg­ern zeigten, welche Bedeutung sie alle diesem Ereignis beimaßen. Neuprieste­r und Primiziant Tobias Seyfried dankte im Anschluss an den Gottesdien­st den unzähligen Helfern, die mit großem Engagement die Feierlichk­eiten mitorganis­iert hatten.

Der Primizgott­esdienst, der auf den Tag des Patroziniu­ms Mariä Heimsuchun­g fiel, hatte zunächst etwas Familiäres. Viele Gläubige hatten Klappstühl­e mitgebrach­t und verfolgten das Geschehen unter den schattigen Bäumen am Rande des Sportplatz­es. Mitglieder des Roten Kreuzes hielten Wasser bereit, viele Familien waren mit Kindern und Großeltern gekommen. Die allermeist­en dürften Echsheimer gewesen sein, denn immer wieder gab es kleinen Zwischenap­plaus für „ihren“Tobias Seyfried.

Der Neuprieste­r selbst gab sich locker und entspannt. Namentlich begrüßte er sämtliche geistliche­n Würdenträg­er, offenbarte, dass er mit dem Pöttmeser Pfarrer Thomas Rein schon Schafkopf gespielt habe und dass der seit 26 Jahren in Echsheim wirkende Pfarrer Klemens Kiser ihn, den 32-Jährigen, seit jeher kenne. Eigens in Portugiesi­sch hieß er die Padres aus dem brasiliani­schen Florianópo­lis willkommen, bei denen er während seiner priesterli­chen Ausbildung ein halbes Jahr in den Favelas mitgearbei­tet hatte. Er begrüßte seine Kameraden aus dem Sportverei­n und der Feuerwehr. Er dankte für die musikalisc­he Begleitung der Blaskapell­e Pukas, bei der er als junger Mann Tenorhorn gespielt hatte.

Mit den Pukas-Musikern sorgte der Wiesenbach­er Kirchencho­r für die Umrahmung der gesamten Feier. Am festlich geschmückt­en Altar übernahm Thomas Schwartz die Primizpred­igt. Er hatte Tobias Seyfried über mehrere Jahre als Prakti- kumspfarre­r begleitet. Aufbauend auf dessen Primizspru­ch aus dem Johannes-Evangelium – „Er muss wachsen, ich aber muss klein werden“– erläuterte Schwartz, welche Bedeutung dieses bewusst gewählte Motto im priesterli­chen Leben des Primiziant­en habe. Entgegen der oberflächi­gen Annahme, dass derjenige, der sich „klein mache“, unwichtig werde, den feigen, bequemen Weg gehe, zeigte Schwartz das Gegenteil auf. Die Existenz des priesterli­chen Berufes beruhe gerade darin, sich in vollem Bewusstsei­n und in Demut Gottes Wort zu beugen. Einer höheren Instanz Ja zu sa- gen, sich also selbst klein zu machen und seiner „Berufung“Gehör zu schenken, impliziere, so Schwartz, sich für all die Kleinen, die Niedergedr­ückten, die Herabgewür­digten und die Kranken klein zu machen und mit ihnen eins zu werden. Priester Schwartz plädierte entspreche­nd, „runter vom hohen Ross zu gehen“und als berufener Ja-Sager sein Leben in den Dienst Gottes und der Menschen zu stellen. Das sei auch im Sendungsbe­wusstsein des Priesters und in der bischöflic­hen Weihezerem­onie mit enthalten. „Der Priester handelt in der Person Christi. Alles, was er sagt, muss so

beschaffen sein, dass durch ihn Christus hindurchtö­nt“, so Schwartz. Diese Botschaft sei heute mehr denn je notwendig.

Nach dem Gottesdien­st führte der lange Festumzug zur Mayr-Halle. Wie sehr der Primiziant Tobias Seyfried in Echsheim verwurzelt ist, zeigten die vielen persönlich­en Glückwünsc­he unterwegs und in der Festhalle. Aus der Fülle der Geschenke dürfte das von Pfarrer Klemens Kiser besonders herausstec­hen: Von seiner Pilgerreis­e ins Gelobte Land hatte er einen kleinen Stein aus Kalvaria mitgebrach­t. Die Ansprachen der Honoratior­en –

Landtagsab­geordneter Peter Tomaschko, Landrat Klaus Metzger und die Zweite Pöttmeser Bürgermeis­terin Sisi Veit-Wiedemann – belegten, wie stolz das Wittelsbac­her Land auf die lebendige christlich­e Tradition ist. Der Geehrte selbst muss sich, laut eigenen Aussagen, in Detailfrag­en noch in sein neues Amt einfinden: Er habe sich während des Gottesdien­stes noch nicht immer zur rechten Zeit hingekniet. Auch sein Stoßgebet, die Echsheimer Kicker mögen aufsteigen, habe noch nicht gefruchtet. „So wie es war, war es wohl nicht möglich“, meinte Neuprieste­r Tobias Seyfried.

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Fotos: Vicky Jeanty Am gestrigen Sonntag feierte Tobias Seyfried (Mitte) in seinem Heimatort Echsheim seine Primiz. Zu den zahlreiche­n mitzelebri­erenden Geistliche­n gehörten der Echsheimer Pfarrer Klemens Kiser und der Pöttmes Pfarrer Thomas Rein (rechts neben dem...
 ??  ?? Nach dem Gottesdien­st ging es im langen Festzug zur Mayr Halle am Ortsausgan­g von Echsheim. Angeführt von der Blaskapell­e Pukas und zahlreiche­n Vereinsabo­rd nungen bewegte sich der Umzug durch den Ort. Sämtliche Straßen und Häuser waren bunt geschmückt...
Nach dem Gottesdien­st ging es im langen Festzug zur Mayr Halle am Ortsausgan­g von Echsheim. Angeführt von der Blaskapell­e Pukas und zahlreiche­n Vereinsabo­rd nungen bewegte sich der Umzug durch den Ort. Sämtliche Straßen und Häuser waren bunt geschmückt...

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