Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mit einem Trick mehrere Kassierer überlistet
Justiz 50-Jähriger erhält Bewährungsstrafe. Wie er den Opfern das Geld abgenommen hat
Mertingen/Donauwörth Mit einem Taschenspielertrick hat ein Bulgare im vergangenen Jahr siebenmal ahnungslose Kassierer in Bayern ausgetrickst und dabei 1550 Euro erbeutet. Betroffen waren davon auch ein Unternehmer in Mertingen sowie je ein Einkaufsmarkt in Donauwörth und Aichach. Gestern musste sich der Mann vor dem Amtsgericht in Augsburg verantworten.
Der Mann vom Balkan ging immer nach demselben Muster vor. Er kaufte eine Kleinigkeit, beispielsweise eine Banane, bezahlte diese und fragte anschließend den Kassierer, ob er ihm Geldscheine wechseln könne. Der Mann hatte zahlreiche Zehn-Euro-Noten dabei und wollte dafür größere Scheine im Gegenzug zurückbekommen. Er behauptete je nach Fall, die Gesamtsumme betrage 400 oder 500 Euro. Tatsächlich waren es aber nur 390 beziehungsweise 490 Euro. Das war Teil des Plans. Der Fehler sollte den Kassierern auffallen. Sie gaben ihm das Geld zurück.
Der Bulgare holte dann einen weiteren Zehn-Euro-Schein aus der Geldbörse und gab sie dem Kassierer. Zugleich nutzte er einen Moment der Unachtsamkeit aus, um mehrere Zehn-Euro-Noten von dem Stapel herunterzunehmen. Die Kassierer gingen allerdings stets davon aus, dass dort immer noch die 390 beziehungsweise 490 Euro liegen, und gaben die gewünschte Summe in größeren Scheinen heraus. Der dadurch entstandene Schaden variierte zwischen 150 und 250 Euro. Von den Kassiererinnen verabschiedete er sich teils mit Kusshand und von deren männlichen Kollegen durch Abklatschen.
Seit Januar saß der Angeklagte in der Justizvollzugsanstalt Gablingen in Untersuchungshaft. Vor dem Augsburger Amtsgericht gab sich der 50-Jährige gestern schuldbewusst. „Das tut mir alles sehr leid. Ich brauchte das Geld für die Prostata-Operation meines Vaters in Bulgarien. Den Trick hat mir ein Freund gezeigt.“
Als er im Gerichtssaal Angehörige, darunter eine Enkelin, sah, brach er in Tränen aus. Dank seines umfassenden Geständnisses kam der Mann mit einer Freiheitsstrafe von zwölf Monaten auf Bewährung davon, muss 80 Sozialstunden leisten und die 1550 Euro zurückzahlen. Zudem trägt er die Kosten des Verfahrens. „Ich halte Ihre Reue für ehrlich. Sie haben keine Vorstrafen, auch in anderen europäischen Ländern nicht, die wir abgefragt haben. Sie sind also, soweit wir das Einschätzen können, nicht der typische Kriminelle.“
Zugute kam dem Bulgaren außerdem, dass er voraussichtlich wieder bei seinem alten Arbeitgeber anfangen kann.