Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mit einem Trick mehrere Kassierer überlistet

Justiz 50-Jähriger erhält Bewährungs­strafe. Wie er den Opfern das Geld abgenommen hat

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Mertingen/Donauwörth Mit einem Taschenspi­elertrick hat ein Bulgare im vergangene­n Jahr siebenmal ahnungslos­e Kassierer in Bayern ausgetrick­st und dabei 1550 Euro erbeutet. Betroffen waren davon auch ein Unternehme­r in Mertingen sowie je ein Einkaufsma­rkt in Donauwörth und Aichach. Gestern musste sich der Mann vor dem Amtsgerich­t in Augsburg verantwort­en.

Der Mann vom Balkan ging immer nach demselben Muster vor. Er kaufte eine Kleinigkei­t, beispielsw­eise eine Banane, bezahlte diese und fragte anschließe­nd den Kassierer, ob er ihm Geldschein­e wechseln könne. Der Mann hatte zahlreiche Zehn-Euro-Noten dabei und wollte dafür größere Scheine im Gegenzug zurückbeko­mmen. Er behauptete je nach Fall, die Gesamtsumm­e betrage 400 oder 500 Euro. Tatsächlic­h waren es aber nur 390 beziehungs­weise 490 Euro. Das war Teil des Plans. Der Fehler sollte den Kassierern auffallen. Sie gaben ihm das Geld zurück.

Der Bulgare holte dann einen weiteren Zehn-Euro-Schein aus der Geldbörse und gab sie dem Kassierer. Zugleich nutzte er einen Moment der Unachtsamk­eit aus, um mehrere Zehn-Euro-Noten von dem Stapel herunterzu­nehmen. Die Kassierer gingen allerdings stets davon aus, dass dort immer noch die 390 beziehungs­weise 490 Euro liegen, und gaben die gewünschte Summe in größeren Scheinen heraus. Der dadurch entstanden­e Schaden variierte zwischen 150 und 250 Euro. Von den Kassiereri­nnen verabschie­dete er sich teils mit Kusshand und von deren männlichen Kollegen durch Abklatsche­n.

Seit Januar saß der Angeklagte in der Justizvoll­zugsanstal­t Gablingen in Untersuchu­ngshaft. Vor dem Augsburger Amtsgerich­t gab sich der 50-Jährige gestern schuldbewu­sst. „Das tut mir alles sehr leid. Ich brauchte das Geld für die Prostata-Operation meines Vaters in Bulgarien. Den Trick hat mir ein Freund gezeigt.“

Als er im Gerichtssa­al Angehörige, darunter eine Enkelin, sah, brach er in Tränen aus. Dank seines umfassende­n Geständnis­ses kam der Mann mit einer Freiheitss­trafe von zwölf Monaten auf Bewährung davon, muss 80 Sozialstun­den leisten und die 1550 Euro zurückzahl­en. Zudem trägt er die Kosten des Verfahrens. „Ich halte Ihre Reue für ehrlich. Sie haben keine Vorstrafen, auch in anderen europäisch­en Ländern nicht, die wir abgefragt haben. Sie sind also, soweit wir das Einschätze­n können, nicht der typische Kriminelle.“

Zugute kam dem Bulgaren außerdem, dass er voraussich­tlich wieder bei seinem alten Arbeitgebe­r anfangen kann.

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