Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Sie sind die Gewinner des Kunstpreises
Auszeichnung Stadt Gersthofen prämiert Norbert Schessls Objekt „Was für ein Anfang“. Das Publikum gibt seine Stimme mehrheitlich dem Gemälde „Welt der guten Wünsche“von Birgit Fuchs
Gersthofen Es ist unscheinbar, weiß und erinnert an einen antiken griechischen Altar – aber es hat dennoch einen tiefen, gedanklichen Hintergrund: Für sein Objekt „Was für ein Anfang“wurde der Steinbildhauer Norbert Schessl mit dem 32. Gersthofer Kunstpreis ausgezeichnet. Den Publikumspreis erhält in diesem Jahr Birgit Fuchs für ihr Gemälde „Welt der guten Wünsche“.
Norbert Schessl, geboren 1965, studierte zunächst Chemie, später Bildhauerei unter anderem an der Akademie der Bildenden Künste in München und arbeitete von 2000 bis 2010 als Lehrer am Carl-SpitzwegGymnasium in Germering. Er lebt und arbeitet in Gaulzhofen im Landkreis Aichach-Friedberg.
An der Stele „Was für ein Anfang“gefiel der Kunstpreisjury laut ihrem Sprecher Christof Trepesch, dass sie „ein hohes Maß an handwerklicher Präzision mit künstlerischer Qualität verbindet“. Den Anfang mache dabei der Rückgriff auf die Antike: Das Antikenzitat eines antiken Opferaltars mit seinem dreiteiligen Aufbau werde allerdings aufgebrochen, und nur in den Proportionen nachempfunden. „Mit einem modernen Werkzeug, der Flex, zeichnet Schessl ins Material.“Dem Stein würden hier auch Spuren der Zerstörung beigefügt – es entstehe eine Spannung zwischen dem Ewigkeitsanspruch der Antike und der Endlichkeit in Form von Zerstörungen, so der Direktor der Kunstsammlungen und Museen Augsburg.
Weniger philosophisch gibt sich das Gemälde „Welt der guten Wünsche“von Birgit Fuchs, das heuer den Publikumspreis erhielt. Das Bild erinnert an Pflanzenmalereien aus Asien mit seinen gebrochenen Grau- und Weißtönen, die von leuchtend roten Farbflächen wie durch Blüten unterbrochen werden. Birgit Fuchs lebt in Bobingen und hat ihr Atelier im Kunsthaus Schwabmünchen. 1995 erschien nach vielen Kunstausstellungen ihr Ratgeber zur Kinderbeschäftigung, zahlreiche Veröffentlichungen folgten. Bei der Künstlerin wechseln sich Mal- und Schreibphasen ab. „Der Publikumspreis ist nicht weniger bedeutsam als der Kunstpreis“, betonte der ehrenamtliche Kulturreferent Herbert Lenz bei der Auszeichnung. „Er gibt dem Künstler eine direkte Reaktion und zeigt nicht, was einer Jury, sondern was dem Bürger am besten gefällt.“Der sechsköpfigen Jury hatte noch der neue Kulturreferent Thomas Kazianka angehört, dessen Vertrag mit der Stadt, wie berichtet, inzwischen aufgelöst worden ist. Er fehlte folglich bei der Preisvergabe. Mit im Gremium waren auch Stefanie Dathe, Direktorin des Museums Ulm, Günter Utz, Vorsitzender des Kulturkreises Gersthofen, sowie Christian Weiß, Geschäftsstellenleiter der VR-Bank. „Ich habe mich in der Jurytätigkeit sehr von den Fachleuten im Gremium leiten lassen“, betonte Bürgermeister Michael Wörle. Er zeigte sich erfreut über das Rekorderster interesse an diesem Wettbewerb: „Von 129 Künstlern wurden insgesamt 218 Arbeiten eingereicht.“45 davon wählte die Jury aus für die begleitende Ausstellung zum Kunstpreis, die noch bis zum Sonntag, 22. Juli, im Gersthofer Ballonmuseum zu sehen ist.
Von der Vielseitigkeit der Gemälde, Grafiken, Skulpturen und Objekte begeistert zeigte sich Werner Goschenhofer, Bereichsleiter der VR-Bank Handels- und Gewerbebank. Sein Geldinstitut stiftet den mit 3500 Euro dotierten Kunstpreis und den 300-Euro-Publikumspreis.
Die Ausstellung umfasst abstrakte Landschaften, skurrile Menschendarstellungen, aber auch Fotos vom Augsburger Theodor-HeussPlatz, mal vom Verkehr überrollt, mal menschenleer. Aus gebranntem Ton sind kugelförmige „Geoden“, die wie ihre natürlichen Gegenstücke metallisch schimmernde Einschlüsse besitzen. Eine dramatische Landschaftsstimmung zeigt das Foto „Gewitter kommt auf“.