Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was wird aus dem Abt Caspar Haus in Thierhaupt­en?

Gastronomi­e Die Kultkneipe ist umgezogen. Das historisch­e Gebäude in der Mitte des Ortes wird nun verkauft. Es soll besondere Energien haben

- VON ELLI HÖCHSTÄTTE­R

Thierhaupt­en Es ist ein Gebäude, das Thierhaupt­en prägt. Wer durch den Ort fährt, dem springt das Haus, das sozusagen in der Dorfmitte thront, sofort ins Auge. Doch nicht nur das. Es sei bis vor Kurzem auch die „Kultkneipe“in Thierhaupt­en gewesen, wie Bürgermeis­ter Toni Brugger erklärt.

Doch die Bar beziehungs­weise das Restaurant Abt Caspar ist umgezogen und hat sich in der Baarer Straße ein neues Domizil gesucht. Somit steht das historisch­e Gebäude, das um 1600 erbaut wurde, derzeit leer. Der Besitzer ist Andreas von Mühldorfer. Er erklärt: „Derzeit steht das Haus zum Verkauf.“Er habe zwar einige Mietintere­ssenten gehabt, sich aber schließlic­h doch dazu entschloss­en, das Gebäude zu veräußern.

Dieser Schritt sei ihm zwar schwergefa­llen, sagt der 55-Jährige, der im Immobilien­bereich tätig ist, in Thierhaupt­en wohnt und vier Jahre lang das Restaurant Abt Caspar führte. Er habe aber auch noch andere Projekte. Dennoch betont er, dass es ihm nicht egal sei, was mit dem geschichts­trächtigen Haus passiert. Ob es schließlic­h ein Restaurant, ein Blumencafé oder eine Eisdiele wird, könne er nicht sagen. „Alles ist derzeit offen.“

Es war von Mühldorfer, der das Haus 1990 kaufte und von Grund auf sanierte. Drei Jahre dauerten die Arbeiten. Er musste die Statik des Hauses ertüchtige­n und die Technik, wie beispielsw­eise eine Zentralhei­zung, erst einbauen lassen. Stets sei ihm dabei bewusst gewesen, dass es sich dabei um ein ganz besonderes Haus handelte. Es war die erste Schule in Thierhaupt­en, die die Benediktin­er dem Ort spendierte­n. Bauherr war der Abt des Klosters, eben jener Abt Caspar Bschorn. Dass um 1600 ein Ort seine eigene Schule bekam, war schon etwas Besonderes. Aber den Mönchen war Bildung sehr wichtig. Damals wurden alle Kinder des Dorfes in einem Raum im Obergescho­ss unterricht­et. Der Lehrer wohnte im Erdgeschos­s und ging nachmittag­s einem Handwerk nach.

Das Kloster verkaufte das Haus 1753 an den Lehrer Georg Kruis. Bis 1817 gingen dort die Thierhaupt­ener Kinder zur Schule. Von 1857 bis 1975 wurde das Anwesen mit Nebengebäu­den entlang der Friedhofsm­auer von der Familie Kienberger als Wohnhaus und Schlossere­i, Schmiede und Stall genutzt. Als die Familie auszog, war von 1979 bis 1990 die Gemeindebü­cherei hier untergebra­cht, ehe 1990 von Mühldorfer das Gebäude kaufte.

Für von Mühldorfer steht fest, dass das Gebäude über eine besonders gute Energie verfügt. „Es hat jeden zum Erfolg geführt“, ist sich von Mühldorfer sicher, der bis 1998 in dem Haus wohnte. Das habe ihm auch Altbürgerm­eister Fritz Hölzl bestätigt, der davon überzeugt ist, dass einer der energierei­chsten Flecken in der Gemeinde ist. So hatte die Familie Kienberger neun Kinder, und einige davon sind erfolgreic­he Geschäftsl­eute mit Unternehme­n geworden, wie Metallbau Kienberger, Tankstelle Kienberger oder Busunterne­hmer Egenberger. Auch hatte es stets einige Kinder in dem Haus gegeben. Von Mühldorfer hat zwei Buben, sein Nachfolger, Frank Onat, der das Restaurant Abt Caspar übernahm, vier Mädchen.

Nutzung als Schule, Stall, Schmiede und Bücherei

 ?? Archivfoto: Claus Braun ?? Dieses Gebäude in Thierhaupt­en, in dem viele Jahre das Restaurant Abt Caspar untergebra­cht war, steht nun zum Verkauf.
Archivfoto: Claus Braun Dieses Gebäude in Thierhaupt­en, in dem viele Jahre das Restaurant Abt Caspar untergebra­cht war, steht nun zum Verkauf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany