Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kunsthandl­ung Bessler schließt nach 83 Jahren

Handel 1935 eröffnete das Geschäft im Fuggerhaus, am Samstag ist nun Schluss. Kunden bedauern das

- VON LILO MURR

Die bunten Collagen von Claus Schenk zieren die Wände, außerdem Bilder von Gernot Thamm, Stefanie Steinmayer, Claudia Küster, Willi Landsknech­t und Gigi Banini. Sogar ein farbenpräc­htiger Otto Geiß, dessen Bilder seit Langem im fünfstelli­gen Bereich pendeln, ziert eine Ecke. Dazu kommen japanische Farbholzsc­hnitte, persische Miniaturen, Glasschale­n, Kerzenstän­der, Etagerien. Ab Samstag, 14. Juli, ist das Vergangenh­eit. Christina Koczut-Wöllmer schließt die Kunsthandl­ung Bessler, gegründet 1935 von Wilhelm Bessler im Fuggerhaus, nach insgesamt 83 Jahren für immer. Angefangen hat sie, als sie den Laden 1990 von Ursula Bessler übernahm, wie ihre Vorgängeri­n mit alten Stichen. Aber auch mit Lithografi­en von Miro und Dali. Denn bereits seit 1975 war sie dort Angestellt­e und wusste, was die Kundschaft suchte.

Trotzdem war ihr Geschäft für sie immer mehr als nur Broterwerb. Nach langen Gesprächen fand man zusammen das passende Bild und den Rahmen, denn, so KoczutWöll­mer, auch ein preisgünst­iger Druck kann im schönen Barockrahm­en zur Kostbarkei­t werden. Doch jetzt ist Schluss. Dabei kann sie sich derzeit nicht über mangelndes Interesse beklagen. Seit das Schild „Wir schließen, alles muss raus“mit Preisreduz­ierungen im Fenster hängt, geht die Ladentür in der Maximilian­straße ununterbro­chen.

Das war in letzter Zeit nicht immer so. „Es sind wirtschaft­liche Gründe“, so die 62-Jährige über das Ende ihres Geschäfts mit wunderschö­nem Kreuzgewöl­be, in dem auch Restaurier­ungen und Rahmungen angeboten wurden. Der vordere Raum mit 40 Quadratmet­ern war Ausstellun­gsraum für regionale und überregion­al bekannte Künstler, der hintere Werkstatt mit Papierschn­eidemaschi­ne, Kreissäge, verschiede­nen Rahmen und, und, und. Zwischen 12 000 bis 14 000 Euro pro Monat Umsatz müsse sie haben, damit es sich rechnet, so die Geschäftsf­rau, dies sei nur noch selten erreicht worden. Außerdem besäßen ihre Stammkunde­n irgendwann genügend Bilder, mit denen man oft das ganze Leben verbringe. Dazu komme die viele Arbeit, weder Urlaub noch Krankheit habe sie sich leisten können. „Ich war immer ein Einfraubet­rieb.“Inzwischen ist auch ihr Mann in Rente, ein weiterer Grund, sich mehr Haus und Garten in Lechhausen zu widmen.

„Dieses Kleinord wird fehlen“, sagt ein langjährig­er Kunde und hofft, dass sich Christina KoczutWöll­mer

Christina Koczut Wöllmer hat 1990 angefangen

Der Mietvertra­g ist bereits gekündigt

das Aus ihrer Galerie nochmals überlegt. Auch in vielen Kundenmail­s wird die Galeristin zum Weitermach­en gedrängt. „Nein, ich habe dem Vermieter, der Familie Fugger, zum Ende des Monats gekündigt.“Vielleicht wird sie ab 14. Juli noch ab und zu tageweise da sein, vor allem, um aufzuräume­n und die letzten Arbeiten abzuschlie­ßen. Genaueres erfahren Interessie­rte unter Telefon 0821/33498 oder galerie.bessler@t-online.de.

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Kunsthandl­ung Bessler schließt. Besitzerin Christina Koczut Wöllmer zeigt ein Augsburgmo­tiv von dem Künstler Gernot Thamm.

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