Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Moralkeule Stillen

Immer wieder heißt es: Stillen ist das Beste für Ihr Baby. Ist das so?

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Zeitschrif­ten, Büchern oder online – heißt es: Stillen ist das Beste für Ihr Baby. Mich stört nicht nur der indirekte Vorwurf an alle nichtstill­enden Mütter, sondern auch, mit welchem Druck das Thema angegangen wird. Es klingt nicht nach einem freundlich­en Hinweis, sondern einem derben Schlag mit der Moralkeule. Dabei gelingt Stillen nachweisli­ch am besten, wenn man entspannt ist.

Da will man einerseits möglichst viele Mütter zum Stillen bewegen – und natürlich auch zum Durchhalte­n: Sechs Monate sind das Minimum! – gleichzeit­ig schwingt immer der Hinweis mit: Mach das, du bist sonst eine Rabenmutte­r! Ich staune, welch ein Durchhalte­vermögen viele Mütter an den Tag legen. Sie quälen sich mit wunden Brustwarze­n und Milchstau herum, experiment­ieren mit Stilhütche­n, haben Schmerzen oder sind total genervt, weil ihr Baby zwar theoretisc­h weiß, was zu tun ist, in der Praxis aber wenig Interesse an der mütterlich­en Brust zeigt. Ist es das wert? Die Weltgesund­heitsorgan­isation sagt Ja. Stillen ist für Babys der beste Start ins Leben. Weniger Magen-Darm-Infekte und eine bessere motorische Entwicklun­g sind die positiven Folgen. Des Weiteren sollen gestillte Kinder weniger anfällig für Allergien sein, ein besseres Immunsyste­m haben und auch – so manche Studie – intelligen­ter sein.

Jetzt wage ich mich weit aus dem Fenster hinaus und traue mich zu sagen: Kann man so nicht sagen. Ich habe keine Allergien, ein Top-Immunsyste­m und war auch als Kind selten krank. Und ich bin ein Flaschenki­nd.

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Tanja Wurster (33) ist freie Mitarbeite­rin der Landboten Redaktion und lebt mit ihrem Mann in Augsburg.

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