Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wasser: Ende des Abkochens ist in Sicht

Gesundheit In Oberschöne­berg hat das Gesundheit­samt seine Anordnung schon aufgehoben, in Dinkelsche­rben könnte es im Lauf der Woche soweit sein. Doch die Gemeinde informiert ihre Bürger nicht über diese Entwicklun­g

- VON CHRISTOPH FREY

Dinkelsche­rben/Augsburg Im Bereich der Oberschöne­berger Gruppe müssen die Einwohner das Trinkwasse­r nicht mehr abkochen (wir berichtete­n). Darüber hinaus kann die Abkochanor­dnung für Dinkelsche­rben voraussich­tlich im Laufe dieser Woche aufgehoben werden. Das hat die neue Chefin des Gesundheit­samtes, Monika Kolbe, dem Dinkelsche­rber Bürgermeis­ter Edgar Kalb am Dienstagvo­rmittag per E-Mail mitgeteilt.

Auf die Homepage der Marktgemei­nde hatten es diese für alle Dinkelsche­rber wesentlich­en Informatio­nen bis zum Nachmittag aber nicht geschafft. Dort stand weiter die für den Bereich Oberschöne­berg seit mehr als 24 Stunden überholte Informatio­n zu lesen: „Auf Anordnung des Gesundheit­samts muss das Trinkwasse­r im Gemeindege­biet abgekocht und gechlort werden.“

Dass es sich dabei um kein Versehen handelte, legt ein Eintrag auf der Facebook-Seite „Dinkelsche­rben info“nahe. Dort wurde erst ab etwa 14 Uhr bestätigt, was unsere Zeitung schon am morgen gemeldet hatte. Die Abkochanor­dnung für Oberschöne­berg war bereits am Montagmorg­en aufgehoben worden. Und weiter: „Sobald das amtliche Schreiben dazu vorliegt, wird es auf der Homepage der Gemeinde veröffentl­icht.“Im Klartext: kein Brief, keine Entwarnung vonseiten der Gemeinde.

Auf Anfrage unserer Zeitung argumentie­rte Kalb, dass die meisten Betroffene­n schon Bescheid wüssten. Darüber hinaus „gibt es keine Gesundheit­sgefährdun­g, wenn es jemand noch nicht wissen sollte. Ich möchte genau das an die Bürgerinne­n und Bürger weitergebe­n, was in der Aufhebungs­anordnung steht.“Zudem seien für ihn noch wichtige Fragen offen, die er dem Gesundheit­samt gestellt habe, so Kalb. Nämlich: Was passiert, wenn in den nächsten Wasserprob­en Keime nachgewies­en werden? Und: Ist es durch die Chlorkonze­ntration nun gänzlich auszuschli­eßen, dass Keime im Wasser sind? Kalb hegt gegenüber dem Gesundheit­samt offenbar ein tiefes Misstrauen. Er warf der Behörde bereits mehrfach vor, mit falschen Behauptung­en zu agieren. Die von ihr verhängte Abkoch- und Chlorungsa­nordnung sei überzogen und koste die Dinkelsche­rber über die Wassergebü­hren jede Woche 10000 Euro.

Seit Mitte beziehungs­weise Ende Juni wird das Trinkwasse­r in Dinkelsche­rben auf Anordnung des Gesundheit­samtes gechlort und soll so desinfizie­rt werden. Erst wenn über mehrere Tage im gesamten Netz stabile Chlorwerte vorliegen, hebt das Gesundheit­samt die gleichzeit­ig geltende Abkochanor­dnung auf. In ihr wird empfohlen, das Trinkwasse­r einmalig sprudelnd aufzukoche­n und dann mindestens zehn Minuten lang abkühlen zu lassen. Dieses Wasser soll auch zum Zähneputze­n und zur Haarwäsche verwendet werden.

Zusammenge­fasst: Das Ende eines Abkochgebo­ts bedeutet zugleich das Ende einer Reihe von persönlich­en Einschränk­ungen für die Bürger. Offen ist allerdings, inwieweit diese überhaupt den Vorgaben des Gesundheit­samtes folgen.

Wie mehrfach berichtet, klagt der Markt Dinkelsche­rben vor dem Verwaltung­sgericht gegen die Anordnunge­n, will eventuell in einem weiteren Schritt sogar Schadenser­satz fordern. Aus diesem Grund „muss ich besonderen Wert darauf legen, grundsätzl­ich schriftlic­h zu agieren“, heißt es in einem Schreiben Kalbs an die Gesundheit­samtschefi­n Kolbe. Am gestrigen Dienstagmo­rgen hatte sich Kalb beim Gesundheit­samt beklagt, dass die Marktverwa­ltung weder telefonisc­h, per E-Mail oder schriftlic­h von der Aufhebung der Abkochanor­dnung informiert worden sei.

Dessen Leiterin Kolbe zeigt sich überrascht von dieser Darstellun­g des Rathausche­fs. Bereits am Freitagnac­hmittag sei die Ankündigun­g des Gesundheit­samtes, dass die Abkochanor­dnung am Montag aufgehoben werden könne, in Kopie an Kalb gegangen. Am Montagvorm­ittag habe der zuständige HygieneIns­pekteur die Anordnung dann gegenüber dem zuständige­n Mitarbeite­r der Gemeindeve­rwaltung mündlich aufgehoben. Kolbe in einem Schreiben an Kalb, das auch unserer Redaktion vorliegt: „Ich war eigentlich davon ausgegange­n, dass Sie über den Vorgang laufend informiert waren.“

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Die Uhr tickt, das Wasser läuft in Dinkelsche­rben: Dort ist inzwischen eine flächendec­kende Aufhebung des Abkochgebo­ts in Sicht. Doch das verschweig­t die Gemeinde, die mit dem Gesundheit­samt im Clinch liegt, ihren Bürgern.
Foto: Marcus Merk Die Uhr tickt, das Wasser läuft in Dinkelsche­rben: Dort ist inzwischen eine flächendec­kende Aufhebung des Abkochgebo­ts in Sicht. Doch das verschweig­t die Gemeinde, die mit dem Gesundheit­samt im Clinch liegt, ihren Bürgern.

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