Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Viele Baustellen in Bonstetten
Kommunalpolitik Gemeinderat bringt wichtige Projekte auf den Weg
Bonstetten Der beschauliche Ort unterm knapp 600 Meter hohen Stauffersberg könnte sich in den nächsten Jahren zu einer „Großbaustelle“entwickeln. Denn die Gemeinderäte von Bonstetten gaben jetzt bei einer langen Sitzung mit Bürgermeister Anton Gleich gleich bei mehreren Projekten kräftig Gas. Auf den Weg gebracht wurden die Erweiterung des Kindergartens, ein Radweg in Richtung Peterhof und die Kanalsanierung.
Kanäle Ingenieur Josef Tremel hat rund 17 Kilometer Hauptkanal, sieben Kilometer Hausanschlüsse und mehr als 2100 Schächte untersucht. Zwar bescheinigt der Experte nach Leitungsbefahrung und optischer Inspektion dem Netz einen allgemein befriedigenden Zustand. „Allerdings gibt es an mehreren Stellen wie etwa unter der ehemaligen Brauerei erhebliche Mängel mit Handlungsbedarf“, schränkte der Fachmann ein, der mit seinen nüchternen wie bildhaften Erklärungen durch die dunkle Kanalwelt der Kommune führte. Tremel kritisierte, dass manche Schächte wegen Bautätigkeiten oder Bepflanzungen auf Privatgrund nicht untersucht werden konnten. „Die Gemeinde sollte da etwas machen, zumal der Bauhof jederzeit Zutrittsrecht hat.“
Mit deutlicher Kritik reagierten die Grünen auf den Bericht. „Der derzeitige Zustand ist besorgniserregend“, zürnte Leo Kränzle und wies auf eine Aufforderung zum Handeln bereits vor einem Jahr hin. Aus den Berichten gehe hervor, dass die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen seit anderthalb Jahrzehnten verschleppt würden: „Hier geht es um einen hausgemachten Sanierungsstau, der dringend angegangen werden muss.“Laut Josef Tremel, der nach einem Beschluss der Ratsmitglieder ein Konzept zur Ertüchtigung der Kanäle erstellen soll, dürfte eine Sanierung bis zu 300 Euro pro Leitungs-Meter kosten, der Neubau mehr als 1000 Euro pro Längeneinheit.
● Kindergarten Mit dem Architekten Alfred Poppe hatte ein Dauergast am Sitzungstisch Platz genommen, der nach der beschlossenen Erweiterung des 60-Kinder-Hauses um zwei Gruppen in die Details ging. So informierte der Experte über den geplanten großzügigen wie barrierefreien Haupteingang im Norden des modular angelegten Gebäudes mit Aufenthalts-, Ruhe- und Essräumen. In der Nähe soll es auch einen Wartebereich für die Eltern sowie einen Abstellplatz für Kinderwagen geben. Eine Außentoilette dient den Kleinen dazu, beim Spiel draußen nicht erst durch die Gruppenzimmer laufen zu müssen. Beheizt wird das vergrößerte, rund eine Million Euro teure Haus mit Gas.
● Radweg Erleichtertes Aufatmen etwa bei Rätin und bekennender Stadtradlerin Petra Zinnert-Fassl, als Bürgermeister Anton Gleich den konkreten Plan des gemeindeüber- greifenden Vorhabens informierte. Die Grünen-Fraktion hatte dies vorgeschlagen. Nachdem die Nachbargemeinde Adelsried ausgestiegen war, kamen jetzt noch mit dem höchst umstrittenen Ausbau der Peterhofstraße und den Arbeiten an der Umgehung von Adelsried zwei weitere Probleme dazu. Letztere führen dazu, dass während dieser Baumaßnahme die Kreisstraße A5 Richtung Osten als Umleitungsstrecke dient und in dieser Zeit der parallel dazu vorgesehene Radlerstreifen nicht entstehen kann. Der Startschuss für die Erstellung der ersten Etappe zwischen Einmündung am Wiesengrund und Ost-Kreisel soll dennoch schon im kommenden Frühjahr erfolgen. Die anteiligen Kosten der vier Kilometer langen und bis zu drei Meter breiten Piste betragen 245 000 Euro.
● Wasserversorgung Der Besuch einer Prüf-Delegation vom Staatlichen Gesundheitsamt, das derzeit alle Wasserversorger im Landkreis unter die Lupe nimmt, dürfte in der Gemeinde noch lange nachwirken – in eher negativer Hinsicht. Laut Bürgermeister seien dabei vom Hygienekontrolldienst Defizite in materieller wie personeller Hinsicht festgestellt worden. Der Grund seien verschärfte Anforderungen des Gesetzgebers. So müssen Analysen und Berichte genauso erstellt werden. Die bisherige Dokumentation und der bislang eingesetzte Wasserwart reichen nicht mehr aus.
Was Anton Gleich besonders fuchste, war, dass die „Hygienepolizei“das Fehlen einer Notversorgung beanstandete: „Dieses zweite Standbein für den Ernstfall wurde 2014 durch einen von den Grünen vorangetriebenen Bürgerentscheid abgelehnt, der einen Wassernotverbund gemeinsam mit Adelsried vorsah.“Gleichs damaliger Gegenspieler Kränzle beurteilte das anders: „Schon seit Jahren fordern wir diese Qualifizierungsoffensive bei der Trinkwasserversorgung – ich freue mich, dass man es von außen jetzt auch so sieht.“