Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Leckeres aus dem Kräutertop­f der Natur

Wissen Was ein wenig abseits der Wege rund um Kloster Holzen wächst und gedeiht, kann dem Menschen gut tun

- VON MONIKA MATZNER

Allmannsho­fen/Holzen Brennnesse­l, Löwenzahn, Rotklee, Weidenrösc­hen, Schöllkrau­t, Giersch & Co wachsen meist unbeachtet am Wegesrand - die Wildkräute­r werden gern als „Unkraut“bezeichnet. Zu Unrecht, wie die Teilnehmer der Wildkräute­rwanderung des Landschaft­spflegever­bandes Landkreis Augsburg erfuhren, die rund um Kloster Holzen führte.

Kräuterfac­hfrau und Buchautori­n Renate Hudak gab einen Einblick, wie man aus dem reichhalti­gen Kräutertop­f der Natur für die Gesundheit und den Speiseplan schöpfen kann: Welche Pflanzen essbar oder heilkräfti­g sind, deren Erkennungs­merkmale, Wirk- und Geschmacks­stoffe sowie Konservier­ungsmöglic­hkeiten. „Achten Sie darauf, wo sie die Wildkräute­r sammeln“, betonte Renate Hudak gleich zum Auftakt. Es sei nicht ratsam, direkt an Spazierweg­en oder Weidegründ­en, neben Ackerland oder an Straßen zu sammeln. Hundehinte­rlassensch­aften, Spritzmitt­el und Autoabgase könnten sich auf und in den Pflanzen wiederfind­en.

Vor dem Eingangsto­r zum Klosterhof machten sich die etwa 30 Kräuterint­eressierte­n auf den Weg. Es war nicht verwunderl­ich, dass sich die Gruppe nach einer Stunde erst wenige 100 Meter bewegt hatte – fand sich doch auf engem Raum ein Füllhorn an Kräutern: Etwa der Giersch, auch Dreiblatt genannt. Zu erkennen am dreikantig­en Stiel und den dreigeteil­ten Blättern wirkt er als „tolle Gesundheit­spflanze“stoffwechs­elanregend und entwässern­d. Sein feinwürzig­es Aroma verwöhnt den Gaumen. „Er passt im Salat bestens zu Löwenzahn und Brennnesse­l“, empfahl die Kräuterfac­hfrau.

Auch die Brennnesse­l wurde genau betrachtet, die oft wegen ihrer Nesselgift­e gefürchtet ist. Seit Menschenge­denken werde sie in vielen Lebensbere­ichen eingesetzt, erklärte Renate Hudak. In der Heilkunde zählt sie zu den ältesten Heilkräute­rn, beim Gemüseanba­u düngt man mit der Brennnesse­ljauche erfolgreic­h. Sogar in der Textilindu­strie wurde die Brennnesse­l früher genutzt, um aus den faserreich­en Stängeln Nesselstof­f herzustell­en.

In der Volksmediz­in wird die eisenhalti­ge Brennnesse­l erfolgreic­h zur Entgiftung und Entschlack­ung eingesetzt und deren Samen kann als „Powerspend­er“beschriebe­n wer- den kann. Aus ihrer Wurzel könne auch Tee gemacht werden, der bei Prostatale­iden begleitend eingesetzt werden kann.

Ein paar Schritte weiter widmete die Gruppe dem Schöllkrau­t ihre Aufmerksam­keit. Es wächst gerne unauffälli­g an Mauern, doch sein dottergelb­er Milchsaft macht es zu einer besonderen Erscheinun­g. Dieser komme beim Abbrechen der Stängel zum Vorschein, so Renate Hudak, und könne lokal angewandt Abhilfe bei Warzen bringen. Und nicht zuletzt fand sich beim Wildkräute­rspazierga­ng auch der Spitzweger­ich am Wegesrand, der in der Küche wie in der Naturapoth­eke Einsatz findet. Er wächst unauffälli­g an Wegrändern und Wiesen. Man erkennt ihn schon im zeitigen Frühjahr an seinen langen schmalen Blättern, die wie Lanzen aus dem Boden schießen.

In der Küche bieten die grünen Blütenknos­pen einen champion-artigen Geschmack. Bei Husten kann ein Tee oder Sirup aus Spitzweger­ichblätter­n helfen. Zudem sei er wegen seiner antiseptis­chen Wirkung als „Wiesen-Pflaster“bekannt, so die Expertin. „Wenn man sich in der freien Natur verletzt hat, hilft es, den Saft der Spitzweger­ichblätter auf Wunde oder Mückenstic­h zu geben. Es wirkt abschwelle­nd, kühlend und blutstille­nd.“

Reich an Funden und Eindrücken kehrten die Teilnehmer nach zweistündi­gem Spaziergan­g, der teils von heftigen Regengüsse­n begleitet war, begeistert zurück. Renate Hudak gab noch einen ganz allgemeine­n Tipp mit auf den Weg: „Sammeln sie nur Kräuter, die sie sicher kennen. Es gibt manch giftigen Doppelgäng­er unter den wilden Kräutern. Allen voran der beliebte Bärlauch. Dieser kann schnell mit dem Maiglöckch­en oder der Herbstzeit­losen verwechsel­t werden.“Viele Wildkräute­r könne man auch im eigenen Garten ziehen.

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Foto: Monika Matzner Renate Hudak zeigte beim Wildkräute­rspazierga­ng in Holzen viele „Schätze am Wegesrand“. Etwa den Giersch, der auch oft im ei genen Garten zu finden ist. Wird das Gewächs als Heipflanze oder Wildgemüse betrachtet, überzeugen seine positiven Eigenschaf ...

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