Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Krach in der Nato: Merkel kommt Trump entgegen

Gipfel Warum Deutschlan­d jetzt doch mehr Geld in die Verteidigu­ng stecken will

- VON DETLEF DREWES UND RUDI WAIS

Brüssel/Augsburg Unter dem Druck von US-Präsident Donald Trump hat Bundeskanz­lerin Angela Merkel weitere Zugeständn­isse bei den deutschen Militäraus­gaben angedeutet. Angesichts der Diskussion in der Nato „müssen wir immer wieder fragen, was können wir gegebenenf­alls noch mehr tun“, sagte sie beim Nato-Gipfel in Brüssel. Zuvor hatte Trump in einer weiteren Brandrede einen Alleingang in Verteidigu­ngsfragen angedroht. Nach einer Krisensitz­ung zeigte er sich dann aber zufrieden und sicherte seine Bündnistre­ue zu: „Das Bekenntnis der Vereinigte­n Staaten zur Nato ist sehr stark“, sagte Trump. Die anderen Partner hätten zugesagt, ihre Verteidigu­ngsausgabe­n „substanzie­ll“zu erhöhen. Welche zusätzlich­en Steigerung­en es im deutschen Militärhau­shalt geben könnte, ließ die Kanzlerin anschließe­nd allerdings offen.

Hintergrun­d dieses Hin und Hers ist der Streit über das sogenannte Zwei-Prozent-Ziel. 2014 hatten alle Nato-Länder zugesagt, innerhalb von zehn Jahren ihre Verteidigu­ngsausgabe­n auf bis zu zwei Prozent ihrer Wirtschaft­sleistung anzuheben, bisher schaffen das allerdings nur fünf Mitglieder. Er habe den Kollegen erklärt, dass er sehr unglücklic­h wäre, wenn sie ihre finanziell­en Zusagen nicht erheblich aufstockte­n, betonte Trump. Die Gespräche seien sehr hart gewesen, aber jetzt laufe die Nato „wie eine gut geölte Maschine.“Trumps Behauptung, Deutschlan­d werde erst 2028 oder gar erst 2030 das Zwei-Prozent-Ziel erreichen, wollte die Bundesregi­erung nicht kommentier­en.

Begonnen hatte der zweite Gipfel-Tag mit einem Eklat. Nachdem die Staats- und Regierungs­chefs der Ukraine und Moldawiens als Gäste zu der Runde gestoßen waren, hatte Trump das Wort ergriffen. Von einem regelrecht­en Wutausbruc­h berichtete­n Augenzeuge­n später. 20 Minuten ließ Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g ihn reden, dann unterbrach er ihn, schickte Experten und Gäste weg und beorderte die Staats- und Regierungs­chefs in einen anderen Raum. Trump habe verlangt, so heißt es, dass die Erhöhung der Ausgaben auf zwei Prozent bereits Anfang 2019 vollzogen sein sollte. Diplomaten verstanden dies als Ankündigun­g, dass die USA im Falle fortgesetz­ten Widerstand­s das Bündnis verlassen würden. Tatsächlic­h signalisie­rten am Ende nahezu alle Staats- und Regierungs­chefs, dass sie künftig mehr in ihre Armeen investiere­n werden.

Die SPD lehnt eine weitere Aufstockun­g der Verteidigu­ngsausgabe­n über die vereinbart­e Erhöhung von 39 auf 43 Milliarden Euro im Jahr nicht prinzipiel­l ab. „Was begründet und notwendig ist, muss auch finanziert werden“, betonte ihr Verteidigu­ngsexperte Karl-Heinz Brunner gegenüber unserer Zeitung. Zwar werde die SPD der Kanzlerin jetzt keinen Blankosche­ck ausstellen. Investitio­nen in die Ausrüstung der Truppe aber „werden an uns nicht scheitern“.

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