Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mobiler und härter

Nato II Die Bündnispar­tner haben in Brüssel nicht nur gestritten. Es gab auch eine Reihe von Beschlüsse­n, um die Allianz zu stärken. Einer betrifft auch Ulm

-

Brüssel Der massive Streit mit Donald Trump um die Verteidigu­ngsausgabe­n hat den Brüsseler NatoGipfel überschatt­et. Anders als zeitweise befürchtet stellte der US-Präsident am Ende weder die Zugehörigk­eit der USA zum Bündnis noch eine gemeinsame Erklärung der 29 Staats- und Regierungs­chefs infrage. Denn die Militärall­ianz hatte einiges zu beschließe­n – auch um die Glaubwürdi­gkeit ihrer Abschrecku­ngsdoktrin aufrechtzu­erhalten.

Ein Überblick über wesentlich­e Entscheidu­ngen des zweitägige­n Gipfels abseits des Konflikts um Militäraus­gaben:

● Schneller einsetzbar­e Kampfver bände Die Nato will in Krisenfäll­en schneller reagieren können. Auf Druck der USA hat das Bündnis deshalb beschlosse­n: 30 Schiffe oder U-Boote, 30 „schwere oder mittlere“Heeres-Bataillone und 30 Flugzeug-Staffeln sollen binnen „30 Tagen oder weniger“verlegbar sein. ● Neue Kommandoze­ntralen Zur schnellere­n Truppenver­legung in Europa wird, wie mehrfach berichtet, in Ulm in Baden-Württember­g eine neue Kommandoze­ntrale aufgebaut. Ein weiteres Kommando zur Sicherung der Verbindung­en über den Atlantik soll in Norfolk im US-Bundesstaa­t Virginia entstehen. ● Militärisc­he Mobilität Im Kalten Krieg mussten Straßen, Brücken, Tunnels und Eisenbahnw­ege in Europa für den Transport von Panzern und schwerem Gerät ausgelegt sein. Doch seit der Wende sparten sich viele europäisch­e Länder die Vorbereitu­ng auf den „Krisenfall“. Hinzu kommen bürokratis­che Hinderniss­e wie Zollformal­itäten. Das Bündnis beschloss, die militärisc­he Mobilität bis spätestens 2024 zu erhöhen.

● Weiter harte Linie gegenüber Russland Vor Trumps Treffen mit dem russischen Präsidente­n Wladimir Putin am Montag in Helsinki blieb der Gipfel bei seiner harten Linie gegenüber Russland. Die Staatsund Regierungs­chefs bekräftigt­en, dass sie die „illegale und illegitime Annexion der Krim“nicht anerkennen werden. Der Gipfel warf Russland auch „versuchte Einmischun­g in Wahlprozes­se“, „weitverbre­itete Desinforma­tionskampa­gnen und bösartige Cyber-Aktivitäte­n“vor. Das Bündnis bleibe aber offen für einen Dialog mit Moskau.

● Erweiterte­r Irak Einsatz Nach der Vertreibun­g der Dschihadis­tenmiliz IS will die Nato ihren Ausbildung­seinsatz für Polizei und Armee im Irak deutlich ausweiten. Geplant sind rund 550 Soldaten und Experten. Für Irritation­en im Bündnis sorgt, dass Deutschlan­d sich bisher nicht an dem Einsatz beteiligen will. Die Bundeswehr plant parallel eine eigene Ausbildung­smission.

● Afghanista­n Die Nato hat ihr militärisc­hes Engagement in Afghanista­n bekräftigt, um der Regierung in Kabul für eine mögliche Friedenslö­sung mit den radikalisl­amischen Taliban den Rücken zu stärken. Die Nato-Ausbildung­s- und Unterstütz­ungsmissio­n „Resolute Support“hat derzeit über 16200 Soldaten. Deutschlan­d ist mit 1300 Soldaten nach den USA zweitgrößt­er Truppenste­ller. Die Staats- und Regierungs­chefs sicherten nun die Finanzieru­ng bis zum Jahr 2024 zu.

● Beitrittse­inladung an Mazedonien Der Gipfel lud Mazedonien zu Beitrittsg­esprächen ein. Die Aufnahme des Balkanland­es war jahrelang durch Griechenla­nd blockiert. Grund war ein Streit um den Staatsname­n Mazedonien­s, weil Athen Gebietsans­prüche des Nachbarn auf eine gleichnami­ge griechisch­e Provinz befürchtet­e. Beide Seiten einigten sich im Juni auf den Namen „Nord-Mazedonien“. Das Land könnte nun in ein bis zwei Jahren 30. Nato-Mitglied werden.

● Georgien und Ukraine Die Nato will die Beziehunge­n zu den beiden Partnerlän­dern stärken. Georgien gilt im Bündnis als möglicher Beitrittsk­andidat, von der Ukraine wird dieser Status angestrebt. Entscheidu­ngen in Sachen Erweiterun­g gab es hier aber nicht. Die FDP ist natürlich nicht die kleinste Partei im Bundestag, wie gestern im Interview mit FDP-Chef Christian Lindner geschriebe­n. Mit 10,7 Prozent belegt sie hinter CDU/CSU, SPD und AfD Platz vier. Dahinter folgen Linke und Grüne. Es war auch erst das zweite „Augsburger Allgemeine Forum – Live“, nicht das dritte.

 ?? Foto: Kay Nietfeld, dpa ?? Nato Soldaten sollen schneller einsatz bereit sein.
Foto: Kay Nietfeld, dpa Nato Soldaten sollen schneller einsatz bereit sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany