Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Hotel der Superstars

Luxus Das Pariser Lutetia blickt auf eine große, aber auch wechselvol­le Geschichte zurück. Nach einem vierjährig­en Umbau wurde es wieder eröffnet. Das Management hat ein ehrgeizige­s Ziel

- VON BIRGIT HOLZER

Paris Wer hat hier nicht schon alles geschlafen, sich inspiriere­n lassen vom Art-déco-Stil und dem exquisiten Luxus eines Pariser Grand Hotels: Pablo Picasso und Josephine Baker, Catherine Deneuve oder Antoine de Saint-Exupéry. Der französisc­he Komiker Coluche soll während seines dreimonati­gen Aufenthalt­s von seinem Hotelbalko­n aus Joghurtbec­her auf Polizisten geworfen haben, wenn diese es wagten, sein unten geparktes Auto mit einem Strafzette­l zu versehen. Und Frankreich­s späterer Präsident Charles de Gaulle verbrachte in einem der Zimmer seine Hochzeitsn­acht mit seiner Frau Yvonne.

Aber das Hotel Lutetia kannte auch andere, weniger glamouröse Zeiten. War es ab 1935 zunächst Treffpunkt für Mitglieder der Widerstand­sbewegung Résistance, so wohnten hier ab der Nazi-Besatzung im Zweiten Weltkrieg Mitglieder des deutschen militärisc­hen Geheimdien­stes. Später, nach der Befreiung der französisc­hen Hauptstadt, wurden im Lutetia Überlebend­e aus den Konzentrat­ionslagern untergebra­cht.

All das ist Teil der 108-jährigen Geschichte des Hotels im Stadtviert­el Saint-Germain-des-Prés gegenüber dem Luxus-Kaufhaus „Bon Marché“. Dessen erste Besitzerin Marguerite Boucicaut wollte in dem siebenstöc­kigen, prachtvoll­en Gebäude Kunden aus der Provinz unterbring­en, damit diese ihre Francs ausgeben konnten, ohne die halbe Stadt durchquere­n zu müssen. Die meisten anderen Nobelhotel­s befanden und befinden sich bis heute auf der anderen Seite der Seine.

Nach vierjährig­en Renovierun­gsarbeiten öffnete das Lutetia am Donnerstag wieder. Ursprüngli­ch sollte das Fünf-Sterne-Hotel schon im Mai fertig sein. Rundumerne­uerungen hatten vorher schon andere Pariser Luxus-Etablissem­ents wie das Ritz, das Plaza Athéné und das Crillon hinter sich gebracht. Das Lutetia-Management strebt nun das prestigetr­ächtige Label „Palace“(„Palast“) an, um endgültig zur Crème de la Crème der Tophotels der französisc­hen Metropole zu gehören. Bislang gibt es zehn davon.

Seine Rolle als „Spiegel der Historie“, wie Generaldir­ektor JeanLuc Cousty sagt, hält das Hotel da- bei hoch. Denn dadurch hebt es sich von modernen Luxusherbe­rgen wie dem Mandarin Oriental Paris oder dem Shangri-La Hotel Paris ab, die sich auf zahlungskr­äftige Gäste aus Asien konzentrie­ren. Deren Zahl steigt in Paris kontinuier­lich an. Der Einbruch der Touristenz­ahlen infolge der Terroransc­hläge im Jahr 2015 ist längst überwunden – im vergangene­n Jahr erreichte Frankreich­s Hauptstadt mit 33,8 Millionen Hotelbesuc­hern einen Rekordwert.

Seit 2010 gehört das Lutetia der israelisch­en Alrov Group des Immobilien­unternehme­rs Alfred Akirov. Die genaue Höhe der Renovierun­gskosten ist nicht bekannt. Französisc­hen Medienberi­chten zufolge dürften sie sich auf 100 Millionen Euro oder sogar noch mehr belaufen. Dem für den Umbau verantwort­lichen Architekte­n Jean-Michel Wilmotte ist es wichtig zu sagen, dass das Lutetia „seine Seele nicht verloren“habe. Es habe die Verbindung zu seinem Ursprung bewahrt.

Neu ist ein Spa-Bereich mit Schwimmbad von insgesamt 700 Quadratmet­ern für Hotelgäste. Und für Besucher – die für den Eintritt 8000 Euro pro Jahr zahlen müssen. Die Zahl der Zimmer sank von 234 auf 184. Die Zimmerprei­se beginnen bei 850 Euro pro Nacht und können bis zu 20000 Euro reichen.

 ?? Fotos: Christian Böhmer/Gregor Fischer, dpa; afp ?? Glamourös: das Lutetia in Frankreich­s Hauptstadt. Ursprüngli­ch sollte das Fünf Ster ne Hotel schon im Mai fertig sein.
Fotos: Christian Böhmer/Gregor Fischer, dpa; afp Glamourös: das Lutetia in Frankreich­s Hauptstadt. Ursprüngli­ch sollte das Fünf Ster ne Hotel schon im Mai fertig sein.
 ??  ?? Filmdiva Catherine Deneuve zählt zu den vielen illustren Hotelgäste­n.
Filmdiva Catherine Deneuve zählt zu den vielen illustren Hotelgäste­n.
 ??  ?? So sieht das Schlafzimm­er einer Junior Suite im Lutetia aus.
So sieht das Schlafzimm­er einer Junior Suite im Lutetia aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany